Tavus Aquilla, Ehre und Treue

  • Der Morgen im Feldlager der Schwarzen Legion glich denen der vergangenen Tage.

    Noch bevor die Sonne ihr Licht über die Zelte der Legion fließen ließ, waren die Männer bereits an der Arbeit.

    Zelte abbrechen, auf die Lasttiere verladen, Ausrüstung verpacken und die Ochsenkarren bereit machen.

    Fünf Kohorten der Legion waren hier stationiert. Zwei waren im Felde, eine bereit zum Verlegen und die restlichen Beiden im Grenzdienst.


    Noch früher waren die Männer der VI. Kohorte, der Kavallerie, zu Gange.

    Tavus strich im Fackelschein sanft die Flanke seines Pferdes mit dem Striegel aus, während das Tier freudig sein Kraftfutter fraß,

    welches alle Pferde bekamen um die Strapazen des Tages zu überstehen.

    Nachdem die Stute zu seiner Zufriedenheit gestriegelt war, legte er Satteldecke und den leichten Sattel auf.

    Tavus gurtete den Sattel noch nicht zu fest, das würde er erst kurz vor dem Aufsitz erledigen.

    Er ließ sie am Halfter angebunden, während er seinerseits die Rüstung anlegte und seine Waffen überprüfte.

    Lange wog er den golden schimmernden Helm in der Hand, auf dem eine prächtige blaue Mähne angebracht war.

    Gold und Blau, die Farben Tarantias, die Farben des Königs!


    "Du kannst dein Glück wohl noch nicht fassen, Tavus Aquilla, Optio der III. Zenturie, VI. Kohorte, der Schwarzen Legion seiner königlichen Hoheit.",

    begrüßte ihn ein frech grinsender Soldat, "Und elender Streber, das wollen wir nicht vergessen!"


    "Halte deine Zunge im Zaum, Soldat, oder die Peitsche wird das für dich erledigen!", schnauzte Tavus den Mann an.


    "Ha, kaum befördert, schon ein Arschloch!", bemerkte der Angesprochene trocken, bevor sich die Männer lachend in die Arme fielen.

    "Aber im Ernst, Tavus, meine Glückwünsche! Es hätte keinen Besseren und Würdigeren treffen können."


    "Danke, Thuran, mein Freund!"


    Beide Männer trennten sich kurz um ihre Pferde auf zu zäumen, bevor sie sich wieder vor dem Stallzelt des frischgebackenen Optio trafen.

    Sie schlenderten, die Pferde am Zügel führend, gemächlich durch das noch dunkle Lager der Legion zum Appellplatz.

    Dort wartete schon ein Offizier auf die Berittenen, bereit den Tagesbefehl aus zu geben.

    Tavus würde nun zum ersten Mal seinen Zenturio, einen erfahrenen Veteranen, als dessen Stellvertreter zur Ausgabe der Befehle begleiten.

    Entsprechend nervös war er, der junge Soldat, welcher aus ärmlichen Verhältnissen kommend eine ungewöhnlich schnelle und steile Karriere gemacht hatte.

    Vom einfachen Legionär, der Sandalentruppe, hatte sich Tavus zur Kavallerie hoch gearbeitet. Als Reiter durfte er auch an den königlichen Wettbewerben teilnehmen.

    Diese brachten den Siegern beträchtliche Summen und entsprechendes Prestige ein.

    Tavus hatte nie gesiegt, dies war den Mitgliedern der Adelsschicht und den Söhnen der Politiker und Berater des Königs vorbehalten.

    Doch seine Leistungen waren den Veteranen der schwarzen Legion, der Elite des Königs, aufgefallen. Selbige sorgten dafür, dass sein Name in der Schwarzen einen Klang bekam.

    Und so kam es, dass er eines Tages vor seinen Tribun gerufen wurde, der ihm mit deutlichem Widerwillen und schroffen Worten seine Ankommandierung in die zitternde Hand drückte.

    Nicht wenigen mißfiel diese Tatsache, da er trotz seines klingenden Namens zur Unterschicht Tarantias gezählt wurde.

    Hier im Feld allerdings spielte Politik kaum eine Rolle und seine Vorgesetzten hatten seine Leistungen über seine Herkunft gestellt.


    Bei der Kavallerie der schwarzen Legion wurde Tavus, wie alle Neuen, nur als Fohlen bezeichnet.

    Die Fohlen wurden sogenannten "Stuten" zugeteilt, erfahrene Reiter und Krieger, welche den Neuen alles beibringen sollten was wichtig für sie war.

    Als Fohlen hatte Tavus auch kein eigenes Pferd, sondern war für die Tiere seiner Stute zuständig.

    Jeder Kavallerist hatte drei Pferde: Sein Haupfpferd, ein Ersatz und ein Tragtier für die persönliche Ausrüstung.

    In den ersten Wochen lief das Fohlen mit dem Packpferd beim Tross, während die Reiter ihren Aufgaben nachgingen.

    hatten sie die besonderen Manöver der Schwarzen erlernt, durften sie dann und wann auf dem Ersatzpferd mitreiten, was ein sehr großer Vertrauensbeweis war,

    verzichtete doch der Veteran im Ernstfall so auf sein zweites Pferd.

    Tavus wurde Thuran, dem Stygier, zugeteilt und versah seinen Dienst sorgfältig. Bald schon wurden sie Freunde, was von den Oberen auch so gewollt war.

    Thuran war ein mehr als achtenswerter Kämpfer, hatte aber ein loses Mundwerk und wenig Ehrgeiz, weshalb er noch immer einfacher Soldat war.

    Nach einem halben Jahr wurden Tavus eigene Tiere zugeteilt und er bekam einen festen Platz in der III. Zenturie, an Thurans Seite.


    Seitdem waren 3 Jahre vergangen, in denen sich Tavus in mehreren Schlachten bewiesen hatte.

    Er hatte sein Blut gegeben für die Schwarze und sie zahlte es mit Treue zurück.

    Tavus wurde auf den Straßen Tarantias nicht mehr angespuckt, sondern ritt stolz erhobenen Hauptes durch die Stadt.

    Von seinem Sold ging ein Teil an seine Familie, ein Teil an den Tempel Mitras und ein weiterer Teil an die Tavernen der Stadt.

    Wie jeder anständige Legionär, stand Tavus auch beim Zechen seinen Mann und mehr als einmal musste sein Zenturio den Stadtwächtern gut zureden.

    Und nun war er befördert worden!

    Zum Optio, dem Stellvertreter des Zenturio der III.

    Für einen Mann aus den unteren Schichten der Stadt bedeutete dies viel, denn der Rang öffnete ihm die Tür, eines tages Zenturio und damit Offizier zu werden.

    Als Offizier der Schwarzen Legion wiederum konnte er sich darauf freuen, seinen Lebensabend im Adelsstand zu verbringen.

    Alles wovon Tavus träumte, eine Frau, Kinder, ein gesichertes Leben in seinem geliebten Tarantia, all das war in greifbare Nähe gerückt.

    Wenn er denn solange lebte...


    "Zuhören, Männer!", drang die Stimme des Tribun durch Tavus´ Gedanken.

    "Die Hauptaufgabe der Vi. Kohorte bleibt weiterhin die Sicherung der Grenze, während die Fußtruppen der VII. und IX. den aufständischen Dreckskerlen das Fell über die Ohren zieht."

    Ein unwilliges Murren ging durch die Reihen der Zenturionen, welche den langweiligen Dienst an der Grenze ebenso satt hatten wie ihre Männer.

    "Ja, ja, ich weiß! Aber beruhigt euch. Unser Tag wird kommen. In drei Tagen werden die Grashüpfer zurück beordert und übernehmen die Grenzsicherung.

    Und dann läßt man uns los, um die Versprengten zu jagen, zu finden und bis in die hintersten Winkel zu treiben, wo wir sie dann an ihren Eiern aufhängen und ihren Weibern zeigen was

    ein Hengst ist!"

    Nun erscholl zustimmendes Gelächter und Beifall zu den harschen Worten des Tribun.

    Mit einer energischen Handbewegung sorgte er für Ruhe.

    "Und damit das klappt, will ich wissen was da drüben los ist. Also werden I bis III einen kleinen Spähritt jenseits der Grenze unternehmen."

    Der Tribun öffnete eine in Leder gebundene Karte und bedeutete den Zenturionen der angesprochenen Einheiten näher zu treten.

    "Die Erste folgt dieser Straße bis zu dieser Ortschaft da." er deutete auf einen Punkt der Karte.

    "Ich will wissen ob wir dort ein Depot errichten können wenn es soweit ist. Schaut nach was es dort gibt und erregt so wenig Aufsehen wie möglich dabei.

    Seid freundlich und nett, wer weiß ob wir die Leute da nicht noch brauchen werden. Die sind eh schon verschreckt genug, soweit ich weiß ist da die VII vor einer Woche durchgekommen."

    Der Zenturio nickte knapp und ging zu seinen Männern. Wenige Momente später setzte sich die Einheit in Bewegung und stob Dreck spritzend der Straße nach.

    "Die Zweite nimmt sich die Hügelkette im Westen vor. Beschissenes Gelände dort für uns. Steinig und schroff, eine Tortur für die Pferde. Wenn uns die Pisser Ärger

    machen, dann von dort! Im Moment wird da Ruhe sein, die Front ist gut 20 Meilen weiter. Nutzt die Zeit und kundschaftet den Scheißladen dort aus.

    Wir brauchen Pfade, Stellen zum treiben und Stellen wo uns Hinterhalte erwarten. Jedes Wissen spart Blut, denkt dran!"


    Während auch die Männer der Zweiten abrückten, wandte sich der Tribun an Tavus und seinen Zenturio.

    Ein abschätzender Blick maß Tavus vom Scheitel zur Sohle:

    "Und diesem Fohlen vertraut ihr im Ernstfall meine geliebte Dritte an, Zenturio? Naja, euch kanns Wurscht sein, ihr seid dann ja tot!"

    Der Zenturio nahm Haltung an und erwiederte:

    "Jawoll mein Tribun. Dies ist Tavus Aquilla, Veteran vom Blutfelsen, sowie der Schlacht bei den Weizenfeldern. Er ist mein bester Mann und ich vertraue ihm mein Leben an!"

    Nickend erhob sich der Tribun. Die Nennung der beiden ruhmreichen Schlachten war unnötig, denn selbstverständlich kannte der Feldherr die Leistungen des jungen Optio.

    Schließlich hatte er dessen Beförderung unterzeichnet.

    Aber als Ehemaliger der Dritten und Kavallerist konnte er sich die üblichen Plänkelspiele nicht verkneifen.

    "Ich weiß, Zenturio. Und ich bin erfreut über eure Wahl. Meinen Glückwunsch, Optio Tavus Aquilla, möge Mitra euch geleiten auf eurem Weg!"

    Tavus richtete sich, wenn dies noch möglich war, noch gerader und nahm die dargereichte Hand.

    Doch bevor er etwas erwiedern konnte, hatte der Tribun sich bereits wieder der Karte zugewandt und zeigte auf einen markierten Punkt.

    "Für meine Dritte und den neuen Optio habe ich eine besondere Aufgabe. Ihr folgt dem Fluß, bis zu dieser Stelle. Reitet schnell, ihr müsst vor dem Mittag dort sein!

    Ihr werdet dort eine Furt finden. Die einzige für mindestens 10 Meilen. Sollten Aufständische aus dem Kampfgebiet der Neunten flüchten wollen, müssen sie mehr oder weniger da durch.

    Und ich will einen von denen haben!

    Der Punkt ist: Ich will nicht, dass jemand erfährt das wir einen haben."

    Ernst blickt der Tribun auf:

    "Ihr wisst was zu tun ist?"

    "Ja, mein Tribun!"

    "Gut. Dann reitet los. Feste Eisen und Mitra mit euch!"


    Ja, auch Tavus hatte verstanden.

    An diesem Tag würde nur ein Einziger lebend die Furt überqueren.

    Karduum ma Aárif (ermordet)

    Horus, skrupelloser Sklavenhändler und Gefängnisbetreiber

    Rajana. Reisende

    Einmal editiert, zuletzt von Karduum ma Aarif ()

  • Die erfrischende Kühle des Auwaldes tat den Pferden ausgesprochen gut.

    Sie kamen hervorragend voran und würden die Furt wohl lange vor dem Mittag erreichen.


    Tavus ritt am Ende der Kolonne, wo er die Marschordnung aufrecht erhalten und Nachzügler und Trödler antreiben sollte.

    Doch die Dritte war ein gut eingespielter Verband, so dass keiner der Männer angetrieben werden musste.

    Er ließ die Zügel locker und erlaubte der Stute den einen oder anderen Schnapper nach den frischen Trieben der Büsche und Gräser

    neben ihnen am Wegrand.

    Mähne und Schweif hatte er vor dem Ritt geflochten, damit sie nirgends hängen blieben, falls ein Ritt durchs Unterholz nötig wurde.

    Andere hatten die Mähnen geschoren, aber das gefiel Tavus nicht.


    Plötzlich ruckte die Kolonne. Scheinbar war weiter vorne gehalten worden.

    Tavus hätte nur zu gerne gewußt was da los war.

    Dann erinnerte er sich, dass es als Optio ja sogar seine Pflicht war, nach vorne zu reiten und zu sehen was den Marsch aufhielt.

    Also gab er der Stute einen leichten Rucker mit den fersen und arbeitete sich die Kolonne entlang.

    Vorn angekommen traf er den Zenturio recht nachdenklich am Waldrand stehen an.

    "Was gibt es, Zenturio, warum halten wir?"

    "Sie dich um, Tavus. Und sag mir was du siehst."


    Vor ihnen lag ein etwa dreihundert Meter weiter Einschnitt im Auwald.

    Zu ihrer linken war der Fluß mit der durch einige Stäbe markierten Furt und mehreren Stegen.

    Man hatte beiderseits des Flusses den Wald gerodet, um den Karawnen und Viehherden die Möglichkeit zu geben, sich vor der Durchquerung des Flußes zu ordnen.

    Dazu waren auf den Wiesen auch einige Gatter errichtet worden, welche an diesem Vormittag jedoch leer waren.

    Eine Strasse führte zur Rechten hin zu einer Stadt, die etwa anderthalb Kilometer entfernt war.


    Etwas machte Tavus nachdenklich, aber er konnte den Gedanken nicht festhalten.

    Sein Blick glitt wieder und wieder über die Szene, während ihm sein Zenturio aufmerksam zusah, ohne ihn jedoch zu stören.

    Alles wirkte normal, ein breiter Fluß, die Furt, da drüben die Kiesbank.

    Auf einer solchen Kiesbank hatte er als Kind immer mit seinen Freunden gespielt, während ihre Mütter die Wäsche gewaschen hatten.

    Dann die Stege, an denen normalerweise die kleinen Boote der Flußfischer lagen, wenn sie früh am Morgen vom Fang zurück waren.

    Die Viehgatter, in denen die Herden auf die Weiterreise oder den Verkauf warteten, welche nun leer in der Vormittagssonne lagen.

    Tavus lächelte. Es war heiß, trotzdem es bis zum Mittag noch gut zwei Stunden waren. Wie gerne wäre er jetzt wie ein kleiner Junge

    ins kühle Wasser gesprungen um sich ein wenig zu erfrischen.

    Und die Stadt, hinter den Hügeln dort, nicht weit von hier.


    Zufrieden sah sein Vorgesetzter, das sich Tavus´Gesichtszüge anspannten.

    "Es ist niemand hier. Kein Vieh um am Fluß zu trinken. Keine Frauen und Kinder, obwohl die Stadt nah ist. Die Fischerboote sind weg,

    obwohl um diese Zeit sicherlich keiner zum Fang draussen ist. Und um diese Jahreszeit sollten die Gatter voller Vieh sein."

    Der Zenturio nickte: "Und die Front ist weit hinter dem jenseitigen Flußufer, nichts vor dem die Leute Angst haben müssten."

    "Da fragt man sich doch wo die Leute sind und vor wem sie sich verstecken."

    "Sehr gut, Optio. Richtig gedacht. Das Ganze hier sieht nach Falle aus. Die Frage ist nur: Von wem und für wen?"

    "Für uns ist nicht gut möglich. Keiner weiß dass wir kommen. Welche von einer anderen Kohorte die die gleiche Idee hatten?"

    "Unwahrscheinlich, die sind alle an anderen Orten eingesetzt und nicht so beweglich wie wir."


    Beide beobachteten schweigsam das Gelände und hingen ihren Gedanken nach.

    "Am Ende müssen wir es doch riskieren.", schloß der Zenturio und setzte seinen Helm auf, "Wir senden 5 Mann zum Kundschaften rüber. Du führst."

    Tavus nickte knapp und zeigte auf vier Männer, welche sofort ihre Helme aufsetzten und ihre Speere aufnahmen.

    In einer offenen V-Formation gallopierten sie über das freie Feld bis zum Flußufer, um bei einem Überraschungsangriff genügend Bewegungsmoment zu haben.

    Doch es geschah nichts dergleichen.

    Am Fluß waren sie gezwungen langsam zu reiten, denn sie kannten die Furt nicht.

    Tavus trieb die Stute nur ganz sanft vorwärts und ließ sie den besten Weg selbst finden.

    Der Untergrund der Furt war fein gekiest und durch zahllose Viehherden recht festgetreten. Das Wasser ging etwa halb bis zu den nicht vorhandenen Steigbügeln.

    Im Hochsommer war es wahrscheinlich nicht mehr als ein Rinnsaal.

    Sie erreichten das andere Ufer und ritten ein Stück den Weg entlang, immer die Waldränder beobachtend.

    Nichts, rein garnichts. Vielleicht war ihr Mißtrauen unbegründet, vielleicht hielt ein Festtag die Leute fern vom Fluß.

    Tavus befahl seinem Flaggenträger die gewonnenen Informationen zu signalisieren.


    Der Zenturio sah die Signale am anderen Ufer des Flusses und setzte die Kolonne in Marsch.

    Was man mit fünf Reitern im Galopp erledigen konnte, war mit über 60 ein wesentlich langsameres Unterfangen.

    So erreichten sie erst nach knapp 10 Minuten das Wasser und begannen mit der Überquerung.

    Etwa ein Drittel der Kolonne war im Fluß, als Tavus etwas beunruhigte.

    Es war ein Geruch, schwach, aber wahrnehmbar roch es nach Rauch.

    Sein Blick hastete herum um die Quelle auszumachen, doch noch bevor sich seine Gedanken ordnen konnten, brach vor ihm das nackte Chaos aus.

    Ein Brandgeschoß aus einem Katapult schlug in den hinteren Reihen der Kolonne ein und trieb die panischen Pferde und ihre völlig

    überraschten Reiter in Richtung Fluß, wo sie sich mit denen vor ihnen heillos verkeilten.

    Das nächste Geschoß schlug am dieseitigen Ufer ein und hinderte das vordere Ende der Kolonne daran, wieder auf festen Boden zu kommen.

    Befehle wurden gerufen, verhallten aber in den ersten Sekunden ungehört, bis sich nach lähmend langsamen 30 Sekunden und mehreren Geschossen die ersten Männer formierten.


    Tavus sah das Unheil sich entwickeln und wußte dass man sie in eine nahezu perfekte Falle gelockt hatte.

    Karduum ma Aárif (ermordet)

    Horus, skrupelloser Sklavenhändler und Gefängnisbetreiber

    Rajana. Reisende

  • Von einer Schlacht zu reden, wäre Hohn gewesen.

    Wieder und wieder schlugen Brandgeschosse mitten unter den Reitern ein. Wer nicht von ihnen getroffen wurde, verlor schnell die Kontrolle über die völlig panischen Pferde.

    Fallen hieß sterben unter den Hufen. Schreie von Schmerz und Tod drangen von der Furt herüber, wo schon mehr als zwei Drittel der Männer tot oder schwer verwundet war.


    Tavus trieb seinem Pferd die Sporen in die Flanke, versuchte heran zu kommen, doch vergebens. Das treue Tier weigerte sich ins Chaos aus Flammen und Leibern zu gallopieren.


    Plötzlich schwiegen die Katapulte.

    Dafür strömten aus dem Dickicht Dutzende Söldner hervor, gut bewaffnet und sichtbar auf Tod aus.

    Die wenigen Legionäre, welche noch kampfbereit waren, formierten sich so gut es eben ging am Ufer und nahmen zu Fuß den Kampf auf.

    Ein ungleicher Kampf, denn im vorangegangenen Tumult hatten die meisten ihre Lanzen und Speere längst verloren und die kurzen Reiterschwerter waren den Waffen der Angreifer hoffnungslos unterlegen.

    Trotzdem schlugen sie sich wacker. Sie nahmen viele der Rebellen mit in die andere Welt.


    Tavus´Beitrag zur Schlacht war gering. Er war vom Pferd gesprungen und rannte, Lanze voraus, seinen Kameraden zur Hilfe.

    Ein stechender Schmerz im Oberschenkel brachte ihn zu Fall und er sah den Bolzen, der seinen Schenkel durchschlagen hatte.

    Noch während er versuchte auf zu kommen, traf ihn etwas am Kopf und es wurde dunkel.


    In den nächsten Tagen kam er nur sporadisch zu Bewußtsein. Er mußte viel Blut verloren haben und seine Kopfwunde schmerzte.

    Er nahm Stimmen wahr, die über ihn redeten.

    "Der hat´s hinter sich, wird nicht mehr aufwachen."

    "Scheiße, wir brauchen die Informationen und der da ist ein Offizier!"

    "Er lebt, gerade noch so. Aber ich glaub sein Hirn ist Matsch."

    Tavus beschloß trotzdem es ihm schon etwas besser ging, lieber nicht allzu wach zu werden. Er hatte keine gesteigerte Lust auf Folter.

    "Verdammt Mann, ich weiß nicht was mit dem ist. Seine Wunden heilen, aber der kommt einfach nich zu sich."

    "Radus hat ihm das Hirn zermatscht, hab ich doch gesagt. Weg mit dem, der bringt uns nix mehr."


    Nach weiteren zwei oder drei Tagen wurde er von dem Wagen herunter gerissen und auf den Boden geworfen.

    Seine Hände und Beine wurden an einen Balken gefesselt und dann wurde das Kreuz aufgerichtet.

    Er fühlte die sengende Sonne auf sich, hielt aber dennoch die Augen geschlossen.

    Er lauschte den Geräuschen der davon ziehenden Söldner bis er sicher war, dass sie außer Reichweite waren.

    Langsam und sehr vorsichtig öffnete er die Augen.

    Trostlos sah es hier aus. Eine Wüstenei irgendwo.

    Das hastig aufgestellte Kreuz wackelte als er sich ein wenig bewegte. Gut!

    Nach 5 Minuten hatte er das Ding zu Fall gebracht. Der Sturz hatte ihm jede Luft aus den Lungen gepresst und die Wunde am Hinterkopf schien wieder zu bluten.

    Dennoch arbeitete er fieberhaft weiter um seine Hände frei zu bekommen. Mitra sei Dank, hatte ihm Thuran einige Tricks beigebracht.

    Es dauerte zwar eine Stunde, aber dann war er frei.

    Tavus ging los, nach Nordosten. Dort hatte er Vögel am Himmel entdeckt, also musste es dort Wasser geben.

    Karduum ma Aárif (ermordet)

    Horus, skrupelloser Sklavenhändler und Gefängnisbetreiber

    Rajana. Reisende

  • Einige Wochen waren mittlerweilen vergangen und Tavus hatte sich in Seebrugge niedergelassen.

    Dort hatte er eine Karawanserei aufgebaut und einige Zeit bewirtschaftet, bevor ihm das zu öde wurde.

    Darum hatte er sie schließlich an Tjodlic übergeben, der sich mehr als geschickt dabei anstellte und den Ort erst richtig ans Laufen gebracht hatte.


    Tavus selbst war meist unterwegs. Wie es sich für einen Kavalleristen gehörte, erkundete er die Umgebung.

    Leider zu Fuß, denn er hatte hier noch nichts gefunden was sich reiten ließe.

    Er kannte mittlerweilen die Gegend um Seebrugge wie seine Westentasche und auch der Flußlauf war ihm alles andere als fremd.


    Als er wieder nach Seebrugge kam, war dort die Stimmung gedrückt. Viel mehr Wachen als sonst gingen in den oberen Gängen herum und er konnte keinen finden der ihm genau erklären konnte was hier los war. Auch Ratsmitglieder fand er nicht.

    Es war wohl besser erstmal hier zu bleiben und abzuwarten was da los war.

    Karduum ma Aárif (ermordet)

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    Rajana. Reisende

  • Lange hielt es Tavus dennoch nicht in Seebrugge.

    Die Angelegenheiten der Stadt waren nie die seinen gewesen. Er war und blieb in erster Linie Soldat und sein Bestreben war es, die Freiheit zu erlangen und zu seiner Einheit zurück zu kommen. Oder was davon noch übrig war, wie er sich in schwachen Momenten eingestand.

    Und nun war der Ort in gelindem Aufruhr, denn einer der Räte, Karduum ma Aarif, war wohl ermordet worden.

    Auch dies vermochte Tavus nicht zu seiner Angelegenheit zu machen, denn er hatte Karduum nicht gemocht und dementsprechend kaum mit ihm gesprochen.

    Dieser Mann war ein Lebemann und Weiberheld gewesen, mithin also das genaue Gegenteil von Tavus, der diszipliniert und pflichtbewußt war.


    Tavus war dankbar in Seebrugge aufgenommen worden zu sein, denn der Ort gab Sicherheit und Obdach.

    Mit Sicherheit würde er auch kämpfen, wenn jemand die Stadt bedrohte, doch eines mißfiel ihm von Anfang an:

    Die Stadt verfügte über einige gute Kämpfer, doch diese waren Krieger und keine Soldaten und entsprechend kämpften sie.

    Emotional und ungeordnet stürmten sie los, einer achtete kaum auf den anderen.

    Beim Kampf gegen die Untoten war Tavus schier verzweifelt ob des Chaos und des Ungeschicks im Kampf. Nicht wenige waren von eigenen Schwertern verwundet worden, da sie sich gegenseitig vor die Klingen sprangen und völlig ungeordnet von einem Gegner zum anderen liefen.

    Nicht einer kam auf die Idee eine saubere Reihe zu bilden, mit Stangenwaffen voraus auf den Gegner einzudringen.

    Eine solche Linie konnte sich nicht gegenseitig verletzen und war vom Gegner kaum zu überwinden, wenn sie ihre Disziplin hielt.

    Auch im Kampf Mann gegen Mann drangen sie nicht selten zu zweien auf einen einzelnen Gegner ein und standen sich dabei mehr gegenseitig im Wege.

    Anstatt sich hinter dem Kameraden bereit zu halten und den Kampf dann zu übernehmen wenn dieser zurücktrat oder verwundet wurde.

    So ging man schonend mit Kraft und Ausdauer um und präsentierte dem Feind stets frische Klingen.


    Er hatte keine Stimme im Rat und nicht das Ansehen um diese Dinge zu ändern.

    Und genau genommen verspürte er auch keine große Lust dazu, den von sich eingenommenen Kriegern beizubringen wie man richtig kämpft.

    Schließlich und endlich war er allein. Er hatte keine Kameraden mit denen er ihnen hätte zeigen können wie man es besser macht.

    Also schwieg er und verfolgte seine eigenen Ziele.

    Er vermaß das Gefängnis zu Fuß (etwa zwei stramme Tagesmärsche von West nach Ost am Fluß entlang) und prägte sich Geländemerkmale und Siedlungen ein.

    So wollte er sich einen Überblick verschaffen mit was er es zu tun hatte und ob er nicht vielleicht doch einen Ausweg finden konnte.

    Auch Siedlungen interessierten ihn, denn zu wissen welche Mitgefangenen sein Schicksal teilten, konnte ihm ebenso nutzbringend sein.

    Wer in Siedlungen lebte, lebte nach Grundprinzipien der Ordnung und wenn diese Ordnung auch noch so wild und barbarisch sein mochte.

    Man mochte sich fragen was Tavus all diese Informationen nutzen sollten, gefangen wie alle anderen.

    Doch er lebte nach den Regeln der Schwarzen Legion, und die besagten das man sich in auswegloser Situation zu allererst einen taktischen Überblick verschaffen musste.

    Hat man diesen Überblick, so konnte man sein eigenes Handeln daran ausrichten und planen. Und nicht selten offenbarten sich Möglichkeiten erst mit der Fülle der Informationen.


    Leider hatte er noch nicht einen Aquilonier getroffen.

    Ein solcher hätte eventuell begriffen was die Tätowierung auf Tavus´Brust aussagte: Ein großes, schwarzes "L", am senkrechten Schenkel gerahmt von der Zahl VI.

    Sechste Kohorte der Schwarzen Legion.

    Wollte ein Herrscher erobern, oder einen Landstrich befrieden, so schickte er seine regulären Legionen um dies zu erledigen.

    Doch wollte er seinen unbändigen Zorn zeigen und strafen, so sandte er die Schwarze.

    Geliebt vom eigenen Volk, gehasst von nahezu jedem anderen.

    Karduum ma Aárif (ermordet)

    Horus, skrupelloser Sklavenhändler und Gefängnisbetreiber

    Rajana. Reisende

  • OOC: Wer die Stimmung beim schreiben nachempfinden will:

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    Die Schlacht bei den Weizenfeldern


    Dürre, Mißernten und Hunger plagten das Land seit 2 Jahren. Und als wäre das nicht genug, versuchten barbarische Stämme die Not zu nutzen und das Land an sich zu reißen.

    Nur mit größter Mühe gelang es dem König die Ordnung aufrecht und sich selbst auf dem Thron zu halten. Doch von Tag zu Tag schwanden seine Möglichkeiten.

    Aquilonien, dessen Kornkammern zum Bersten gefüllt waren, beschloß dem langjährigen Freund und Handelspartner zur Hilfe zu kommen und sandte Korn, Mehl und Saatgut für das in Not geratene Volk. Begleitet von einer Legion, welche sicherstellen sollte, dass die Hilfe die Menschen erreichte und dem bedrängten König zur Seite zu stehen.

    Doch den Stämmen mißfiel dies und sie griffen die Legion Aquiloniens genauso an, wie sie die endlich wieder in vollem Korn stehenden Felder niederbrannten und alles unternahmen um Unruhe und Chaos zu stiften.

    Dann schließlich kam der Tag an dem sie den König von einem Meuchelmörder brutal ermorden ließen.

    Der Sohn und Thronfolger des Herrschers studierte zu dieser Zeit in Tarantia und erfuhr zur Unzeit vom Tode seines Vaters. Er wandte sich hilfesuchend an den Herrn Aquiloniens und dieser machte, wie es seine Art war nicht viele Worte.

    Der Anführer der Stämme erhielt eine einfache, doch wirkungsvolle Nachricht: Ein zur Gänze mit Asche geschwärztes Pergament mit einigen getrockneten Blutstropfen des Königs.


    Die Stämme hatten Blut und Verderben gesäht und die Schwarze kam um die Ernte einzufahren.

    Die Nachricht von ihrem Kommen verbreitete sich schnell in dem geschundenen Land und während brave Menschen erleichtert aufatmeten, beeilten sich einige der aufwieglerischen Stämme sich nieder zu werfen und um Vergebung zu flehen. Die Kadaver ihrer Krieger, Frauen und Kinder bildeten einen Wald von Kreuzen auf den Hügeln.

    Die Schwarze kam nicht um zu verhandeln, noch um eine Kapitulation zu akzeptieren, sie kam um zu richten.


    Aus dem Winter wurde das Frühjahr und dies wiederum ging in den Sommer über.

    Das Korn stand hoch in diesem Jahr und kaum ein Feld war verbrannt, denn die Schwarze Legion hatte ein halbes Jahr lang unter ihren Feinden gewütet, bis kaum einer verblieben war.

    Die letzten Verzweifelten stellten sich ihr auf einer weiten Ebene, welche auf den Beobachter wie ein Meer aus Korn wirkte.

    Sie wußten das es keine Gnade gab und hatten sich zu einem letzten, verzweifelten Gefecht versammelt.

    Die Führer der Schwarzen hatten beschlossen die Sache hier und heute zu beenden. Dazu wandten sie die Hammer und Ambos Taktik an:

    Weit hinter den Gegnerischen Reihen, außer Sichtweite, warteten zwei Kohorten der besten Infanterie Hyboriens. Sie waren der Ambos.

    Die bewegliche Reiterei würde den Hammer geben, der den Feind schließlich am Ambos zerschmettern würde.

    Zwei weitere Kohorten verhinderten ein Ausweichen der Gegner, so dass der Schlag treffen musste.


    Der Feind hatte in Kampfreihen Aufstellung bezogen. Die Tatsache allein, dass sie noch am Leben waren, zeugte davon dass es sich um die besten Truppen handelte die der Gegner hatte.

    Der Tribun besah sich die Aufstellung genau und gab dann seinen Plan bekannt.

    An drei Stellen würde die gegnerische Schlachtordnung von "Dämonen" gebrochen werden, dann würde man zu einem regulären Gefecht wechseln und den nun verwirrten und ungeordneten Gegner zum Ambos treiben.


    Tavus zitterte vor Aufregung, als sein Optio ihm sagte, dass er heute Teil eines Dämons sein würde. Er war noch ein Fohlen ohne eigene Pferde und sollte nun im Dämon reiten! Welche Ehre!

    Sofort gingen er und 10 andere los, um sich die besonderen Pferde zu holen, welche extra für diese Taktik gezüchtet und ausgebildet wurden.

    Es handelte sich um riesenhafte Kaltblüter, wahre Monster an Kraft und schierer Größe.

    Hals, Brust und Beine der Tiere wurden von ledernen Platten vor Pfeilen und Klingen geschützt. Diese Lederplatten waren kunstvoll mit Ornamenten und Farben versehen, welche ihnen ein höllenhaftes Aussehen verlieh. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch die Kopfplatten, die den Umriß des Pferdekopfes kaschierten und ihm dämonenhafte Hörner gab.

    Über Monate und Jahre wurden die Pferde trainiert um sich mit dieser Ausrüstung so selbstverständlich bewegen zu können wie ein Pferd ohne Sattel und Zaumzeug.

    Ihre Reiter behängten ihre eigenen Rüstungen mit schwarzen Lederlappen und trugen Helme aus Tierköpfen, mit schaurigen Mähnen.

    So sah der Gegner über zwei Meter hohe Höllenbestien auf sich zu kommen, geritten von Dämonen, welche direkt den hundert Höllen entstiegen zu sein schienen.


    Tavus und seine Kameraden scherzten und feixten ob ihres Aufzuges, doch waren sie sich bewußt, dass es nicht ohne Risiko war, die Speerspitze des Angriffs zu bilden.

    Als der Optio schließlich das Zeichen gab, ließen sie sich von den Knechten in den Sattel helfen, denn die Dämonenpferde waren schlicht zu groß um normal aufsitzen zu können.

    Sie ritten vor zur ersten Reihe und warteten auf die Befehle.

    Das leicht abfallende Gelände ermöglichte dem Optio die Anwendung eines weiteren Tricks: Er gab die Anweisung aus hintereinander in enger Formation zu reiten und erst auf sein Zeichen hin aufzufächern für den Stoß in die gegnerische Schlachtreihe.

    Auf die Art würde der Feind einen undefinierbaren Reiter auf sich zukommen sehen, welcher sich jedoch kurz vor dem Angriff auf magische Weise zu teilen und zu vervielfältigen schien.


    Der Klang einer Pfeife gab das Zeichen.

    Tavus stürmte seinen Kameraden hinterher. Unter sich spürte er die unbändige Kraft des Pferdes, das arbeiten der mächtigen Muskeln und die pure Lust die das Tier daran hatte.

    Er hielt sich genau hinter seinem Vordermann, was sich leicht anhört, aber schwer zu tun ist, wenn man auf einem tonnenschweren Koloss sitzt, der mit schierer Gewalt nach vorn treibt.

    Dann kam das Zeichen und sie fächerten sich auf. Tavus hielt sich links und bereitete sich auf den Stoß vor. Er hielt die Lanze im Anschlag, senkte sie jedoch noch nicht, bis er Abstand zu seinen Nebenreitern gewonnen hatte. Erst dann brachte er sie auf Stoßhöhe, überprüfte ob sein Speer greifbar war und sah sich ein Angriffsziel aus.

    Er entschied sich für einen hühnenhaften Krieger, welcher einige Schritte vor der eigentlichen Reihe stand und ihnen scheinbar furchtlos entgegen sah.

    Der gewaltige Stoß, als die Lanzenspitze den Panzer des Kriegers sprengte und sich ihren Weg durch Haut und Rippen in die Lunge fraß, hätte jeden unvorbereiteten Reiter schlicht aus dem Sattel gehoben. Doch Tavus wußte was ihn erwartete und hielt dem Stoß einen Moment stand, bevor er die Lanze losließ und in einer tausendfach geübten Bewegung zum Speer griff und ihn aus der Lasche riß, welche ihn gehalten hatte.

    Nicht minder brachial war der ungebremste Aufprall der Reiter auf die Schlachtreihe.

    Bremsen konnte die wahrhaft kaltblütigen Pferde nichts auf der Welt, denn ihr Gewicht und die Geschwindigkeit des Anritts ließen keine andere Richtung außer vorwärts zu.

    Hinzu kam, dass sie darauf trainiert waren nicht zurück zu schrecken.

    Die ersten drei Reihen der Verteidiger durchbrach Tavus ohne nennenswerte Verzögerung und Leiber spritzten wie Wasser auf, als sie vom Leib des Tieres getroffen wurden.

    Erst jetzt zügelte er den Hengst etwas und begann seinen Speer einzusetzen. Er stach mehrere Gegner nieder, bevor er sein Pferd wieder antrieb, denn zum Stillstand durfe er auf keinen Fall kommen. Er durfte den Vorteil des Bewegungsmomentes nicht aufgeben, denn ein stehender Reiter war ein toter Reiter.


    In der Realität hatte es nur wenige Sekunden gedauert, bis der Dämon die gegnerischen Reihen durchbrochen und sich hinter ihnen neu formiert hatte.

    Jetzt, da sie die Schlachtordnung des gegners gebrochen und pures Chaos gestiftet hatten, stürmte der Rest der Sechsten Kohorte heran und führte einen normalen Kavalleriekampf gegen den verwirrten Feind.

    Der neu formierte Dämon, oder besser sein Optio, orientierte sich kurz und wandte sich dann einer Schwachstelle zu, an der der Angriff nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatte.

    Der Überraschung und des Entsetzens des ersten Angriffs beraubt, erlaubte ihr furchterregendes Aussehen ihnen dennoch an mancher Stelle Panik zu verbreiten und so ein erneutes Sammeln und Ordnen des Feindes zu verhindern.

    Tavus sprengte nach vorn und hieb den Speer in die Brust einer Kämpferin, welche versucht hatte ihrerseits mit einem Speer nach dem Pferd eines Kameraden zu stechen.

    Er liebte das Schlachtengewirr, denn in diesen Momenten empfand er Stolz und Befriedigung ein Teil dieser Truppe zu sein.

    Karduum ma Aárif (ermordet)

    Horus, skrupelloser Sklavenhändler und Gefängnisbetreiber

    Rajana. Reisende

  • Nicht lange und die gegnerischen Truppen stieben in schierer Panik davon.

    Der Tribun ließ sie nur halbherzig verfolgen, wollte er doch dem Ambos nicht den Spaß nehmen in die entsetzten Augen zu blicken, wenn die Rebellen begriffen das sie in den sicheren Tod rannten.

    Nachdem die Schlacht geschlagen war, ritt Tavus gemächlichen Schritts zum Lager zurück, wo er als allererstes seinem Pferd die Rüstteile abnahm, es mit kühlem Wasser wusch und penibel nach Verletzungen absuchte. Dann nahm er eine kühlende Salbe und massierte damit die geschundenen Muskeln des Hengstes, der diese Zuwendung mit freudigem Schnauben quittierte.

    Schließlich fütterte er ihn noch mit Obst, Karotten und einem stärkenden Getreidebrei, bevor er sich um sich selbst kümmerte.

    Jeder einzelne Mann in der Sechsten wußte was er den Pferden schuldete, und so litten sie eher selbst Hunger als dass es ihren Tieren an irgendetwas mangelte.

    Tavus hatte sich heute hervorgetan und sich Respekt und Ehre verschafft im Kampf, doch ohne diesen Hengst wäre er nichts von all dem gewesen.

    Als er sich selbst gewaschen und gestärkt hatte, brachte er schweren Herzens das Tier zurück, denn die Dämonenpferde wurden von einer speziellen Einheit betreut und trainiert. Kein Legionär konnte ein solches Pferd behalten oder gar besitzen.

    Doch bevor er den Hengst an den Stallburschen übergab, zog Tavus seinen Dolch heraus, schnitt sich damit in den Handrücken und ließ den Hengst das Blut ablecken.

    Der Stallmeister, welcher dies beobachtet hatte, neigte kurz seinen Kopf in Tavus´Richtung und nickte diesem respektvoll zu.

    Die Botschaft dieser Geste lautete: Ich verdanke dir mein Blut und bin bereit das Meine für dich zu geben!

    Für den Stallmeister hieß es, was auch immer dieses Pferd brauchte, Tavus würde dafür aufkommen egal was es kostete. Und wenn der Tag gekommen war, erwartete den Hengst eine saftige Weide, auf der er seine Ruhejahre unbeschwert verbringen würde, ebenfalls bezahlt von dem dankbaren Legionär dessen Blut er geteilt hatte.


    Auf dem Rückweg brandete plötzlich lautstarker Jubel durch das Lager.

    Meldereiter berichteten, dass der Ambos ganze Arbeit geleistet und keinen der Rebellen am Leben gelassen hatte. Gefangene waren in den taktikbüchern und Lektionen der Schwarzen nicht erwähnt.

    Und doch hatten sie diesmal eine Ausnahme gemacht: Dem Ambos war der Anführer der aufwieglerischen Stämme in die Handgefallen und ihn hatten sie geschont.

    Er würde das Geschenk der Schwarzen an den Sohn des ermordeten Königs und jetzigen Herrscher des Landes sein.

    Auf das dieser seinen Vater Aug in Aug rächen konnte!

    Die Stimmung erreichte schnell immer neue Höhepunkte, denn die Männer wußten, dass es nun schnell nach Hause gehen würde, wo sie im Triumphzug in Tarantia einmarschieren würden, unter den Augen ihres dankbaren Herrschers, den sie wiedereinmal nicht enttäuscht hatten.

    Es würde Prämien und Sonderurlaube geben und die Dirnenhäuser und Tavernen würden das Geschäft ihres Lebens machen.

    Schon an diesem Abend hatten die Offiziere, die wußten was sie ihren Männern schuldig waren, Fässer von Bier, Wein und Schnaps anschlagen lassen.

    Nur die Lagerwache feierte nicht, doch sie würde dafür entschädigt werden, von dankbaren Kameraden.


    Als Tavus gerade am feiern mit seinen Freunden war, stand plötzlich der Zenturio unter ihnen. Der Zenturio war ein geachteter Veteran, ein harter und unnachgiebiger Mann, der jeden Fehler grausam strafte. Sein Gesicht strahlte jene kalte Härte aus, die alte Soldaten besitzen, welche zuviele Schlachten und zuviel Blut gesehen und vergossen hatten.

    Auch jetzt sah er ernst, fast zornig drein. Er hob den Arm und zeigte auf Tavus:

    "Packt ihn!"

    Tavus wußte nicht wie ihm geschah. Hatte er etwas falsch gemacht? Hatte er im Eifer der Schlacht einen Freund verletzt?

    Vier Männer griffen sofort zu und hielten Tavus an Armen und Beinen fest. Sie zerrten ihn zum Feuer, wo Thuran grinsend in einer kleinen Schale rührte.

    "Ich habe beschlossen dass du ab heute Teil der Sechsten der Schwarzen sein sollst! Also halt dein Maul und still, damit es nach was aussieht!"

    Während die Männer ihn mit ihrem ganzen Gewicht auf den Boden pressten, zerriß Thuran sein Hemd und legte seine Brust frei. Dann nahm er den Tiegel mit der aus Asche und einigen anderen Dingen gemischten Tinte und begann Tavus zu tätowieren.

    Tavus hatte Mühe sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen, den die primitive Arbeit ihm bereitete. Doch es war Tradition das Zeichen der Sechsten im Feld und auf diese Weise in die Haut gestochen zu bekommen. Später würde er es in Tarantia im Hafen von einem Meister nochmal ordentlich erledigen lassen, doch jetzt keuchte er vor Schmerz, während seine Freunde lachten, ihn hielten und ihm gelegentlich etwas Schnaps einflößten, von dem sie auch großzügig auf seine Brust schütteten, was ihn innerlich aufbrüllen ließ.

    Aber was war der Schmerz, gegenüber dem Stolz den er empfand?

    Er war nun für immer und ewig ein Teil der Schwarzen, der strafenden Faust Aquiloniens.

    Karduum ma Aárif (ermordet)

    Horus, skrupelloser Sklavenhändler und Gefängnisbetreiber

    Rajana. Reisende

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