Melodie des Lebens - Pharaun

  • "Zehn Ballen kostbare Seide. Eine Truhe mit Münzen und ein Beutel mit Mondstein."

    Zum wiederholten Male ging er die Liste durch. Die Liste, die ihm wieder ein angenehmes Leben ermögliche sollte. Immer öfters schwelgte er in Tagträumen von schönen Palästen und noch schöneren Frauen, und er selbst unter ihnen.


    In dunklem Braun gekleidet, saß er in trübem Zwielicht da. Sein ärmelloses Wams prunkte mit silbernen Stickereien, hatte jedoch seine besten Zeiten hinter sich. Seine Hose und Hemd waren von schlichter Eleganz, jedoch zeigten auch sie bereits Anzeichen von Alter. Das Leder seine Stiefel war bereits weich gelaufen, dennoch schienen sie eben erst geputzt worden zu sein und an seinen Füßen wie angegossen zu sitzen.

    Vor ihm lag ein Stück Holz. Eine sich windende Schlange war darauf eingekerbt. Eine Gruppe kleiner Holzstücken auf ihr schienen sich wie von Geisterhand zu bewegen. Sie strebten der Schlange entlang, zu weiteren kleinen Holzstückchen, die still dastanden. Sein Blick folgt ihren Bewegungen und ein Lächeln spielte um seine Lippen. Bald würden die beiden Gruppen sich treffen.

    Seine Hand strich die Holzstücken in einen Beutel. Das größere Holzstück folgte ihnen. Der Beutel fand seinen Platz auf seinem Rücken, zwischen zwei geschwungenen langen Holzstücke, die ihm beide ein kleines Stück über die Schulter ragten. Ein weiteres kurzes, gerades Holzstück schien unter dem Beutel zu verschwinden. Auch ein länglicher Ballen Tuch befand sich auf seinem Rücken, in ihm schien etwas eingewickelt zu sein. Am oberen Ende des Tuchballens formten sich kleine Zacken ab, als würde das Tuch dünne Stäbe verdecken.

    Er erhob sich. Kleiner Wölbungen unter seiner Kleidung zeigten sich. Am Oberschenkel schien etwas schmales, längliches befestigt zu sein. Auch schien an der Seite seines Torsos und an seinem unteren Rücken etwas an seine Haut gebunden zu sein. Leise ging er voran. Seine Bewegungen waren geschmeidig, seine Fußballen setzte er zuerst auf, und seine Knie federten jeden seiner Schritte ab.

    Er konnte hören wie sich andere um ihn herum bewegten. Ein leises rhythmische Klackern war in der Ferne zu hören. Ein Ast lag vor ihm auf dem Boden. Er ging zu ihm und hob ihn hoch. Danach trat er aus den Schatten hinaus in das Sonnenlicht. Kleine Fäden des Schattens schienen an ihm zu haften, als würden sie an seiner Kleidung kleben und ihn zurück ziehen wollen. Noch drei weitere Schritte und er stand auf einem steinernen Weg. Der Ast in seiner Hand, schien sich verändert zu haben, kleine Löcher zeigten sich in seiner Oberfläche und er schien ausgehöhlt worden zu sein. Er hob den Ast an die Lippen und blies in ihn. Zarte, leichte Töne stiegen von ihm auf. Er spielte eine einfach Melodie, langsam fast schon getragen ging sie den Weg hinab auf dem ihm eine Kutsche mit Reitern entgegenkam. Schnaubend kamen die Pferde zum Stehen. Wachen brüllten und umkreisten ihn.

    Er stand da und spielte sein Lied. Er lies die Melodie sich veränderen und ein selbstgerechtes Lächeln lässt die Mundwinkel zucken.


    Pfeile fliegen aus dem Wald. Chaos, Tod herrschen um ihn herum. Und durch die Schreie der Getroffenen zieht sich leise der Klang der Flöte.

    Nichts könnte der Wahrheit ferner sein!


    Dson Faimon (Die Drachen) -Baumeister, Mitra-Anhänger, Drachenherz, dufter Typ

    Pharaun - Trickser (nicht so dufter Typ)

  • Sie räkelte sich unter ihm in ihren seiden Laken. Auf dem Boden um das Himmelbett herum waren besticke Kissen verstreut, zwischen ihnen lagen vereinzelte Gewänder aus feinen Stoffen. Der Geruch von Jasmin und Flieder drang von den Bäumen in den Gärten durch den offene Balkon in das Zimmer und vermischte sich dort mit dem Geruch frischen Schweißes. Letzte Strahlen der untergehenden Sonne zeichneten verschlungene Muster aus Schatten an die Wände. Eine einzelne Kerze versuchte noch gegen die hereinbrechende Schatten zu bestehen.

    Ein leichtes Seufzen drang aus ihrem leicht geöffnetem Mund hinaus in die vom Tag nach warme Luft. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er bewegte sich weiter im Rhythmus ihres gemeinsamen Tanzes. Er führte, sie folgte. Jeder Schritt schien abgestimmt und eine Choreographie zu folgen, die nur sie beide kannten.

    Ein lautes Hämmern störte den Takt und lies die Köpfe der Beiden zur Tür rucken. Mit einem vernehmlichen Scheppern prallte die Tür gegen die Wand. Ein spitzer Schrei war zu hören und ein lautes Brüllen.

    Ein massiger, nach Alkohol riechender Körper prallte gegen ihn und riss ihn von ihr hinweg auf den Boden hinab. Ein schnelles Rollen brachte ihn außerhalb der Faustschläge, die ihm gegolten hatten. Seine Finger fanden etwas Hölzernes. Er griff zu und eine schwingende Bewegung seines Armes, schmetterte den Hocker gegen den Kopf des Störenfriedes. Holzteile flogen umher und schlitterten über den steinernen Boden.

    Es kehrte wieder Ruhe ein, nur durchbrochen von dem leisen Wimmern der zierlichen, nackten Frau, die einsam auf dem Bett saß und versuchte mit einer Seidendecke ihre Blöße zu bedecken. Kleine spitze Erhebungen zeichneten sich unter der Decke ab. Er stand auf und ging zu ihr hinüber. In seiner Hand ruhte immer noch das Bein des Hockers, dessen Teile nun im Raum verteilt herumlagen. Tröstend legte er ihr eine Hand an die Wange. Sie beruhigte sich etwas und schloss die Augen. Er nahm die Seidendecke von ihr und riss sie in feine Streifen. Mit diesen band er die Hände und Füße des Mannes und knebelte ihn. Danach schob er ihn unteres Bett. Die Frau saß weiterhin nur da, betrachtete, was er tat, und wimmerte ab und zu.

    Mit den restlichen Seidenstreifen in der Hand ging er zu ihr und fesselte ihre Hände und knebelte sie. Sie ließ es mit sich machen, wusste sie doch selbst, dass es das Beste für sie war. Sie würde ihm die Schuld geben könnte und selbst ihr Mann, der es besser wüsste, würde sich hüten es in der Öffentlichkeit zuzugeben , wenn er sich nicht zum Gespött machen würde.

    Als sie so verschnürt im Bett lag, sammelte er seine Kleider auf und hastete aus dem Raum, den Flur entlang zu seinem Zimmer. Er musste verschwinden. In der nächsten Zeit würde eine etwas angespannte Stimmung im Palast herrschen. Er schob sämtliches Mobiliar, dessen er habhaft werden konnte, vor die Türe und begann alles Wichtige in einen Beutel zu stopfen. Es war nicht der erste übereilte Aufbruch, den er sich leistete. Mit schnellen Griffen hatte er all seine Habseligkeiten zusammen. Seine zwei geschwungenen Holzstäbe und der kurze, gerade Holzstab, sein Beutel mit den Holzplättchen und eine kleine Anzahl an kleinen Messern und Dolchen. Zusätzlich gesellten sich einige Schmuckstücke, die er aus dem Raum der Gemahlin ausgeliehen hatte, dazu. Er verschnürte den Beutel und befestige ihn auf seinen Rücken.

    Er trat ans Fenster und stieß es auf. Lange würde er nicht mehr Zeit haben. Man müsste die beiden schon gefunden haben. Kaum hatte er den Gedanken gehabt, hörte er auch schon wie der gehörnte Edelmann gegen seine Zimmertür schlug und wüste Beschimpfungen brüllte. Die Möbel vor der Tür taten einen beachtlichen Satz in das Zimmer, als der massige Körper gegen die Tür rammte.

    Er wartete nicht länger und sprang aus dem Fenster. Er federte sein Aufkommen auf dem Pflaster des Hofes so gut es ging mit den Knien ab und rannte los. Die halbhohe Mauer um das Anwesen, bereite ihm keine Probleme. Mit einem beherzten Sprung bekam er die Mauerkrone zu fassen und schwang sich über sie hinweg. Auf der anderen Seite rannte er weiter in das Straßengewirr der Stadt. Sein Ziel war eines der Stadttore, bevor der Gemahl, der liebreizenden Dame, diese schließen würde.

    Hinter sich konnte er die Hörner und den Aufruhr noch hören. Wachen rannten aus dem Anwesen und Reiter preschten durch die Straßen. Verbissen legte er einen Zahn zu.

    Er nährte sich dem Stadttor von der Seite aus einer kleinen Gasse. Doch er kam zu spät, Wachen hatten es bereits verschlossen und standen davor Wache. Er drückte sich zurück an die Wand in den Schatten der Gasse um zu überlegen. er saß in der Falle. Die Stadtmauern waren zu hoch um darüber zu kommen von den Wachen ganz zu schweigen. Untertauchen würde ebenfalls schwierig werden.

    Wenn er gefangen genommen werden würde und eingesperrt, könnte er das Schloss des Gefängnisses knacken und danach entkommen. Aber das würde ihn all seine Habseligkeiten kosten.

    Nichts könnte der Wahrheit ferner sein!


    Dson Faimon (Die Drachen) -Baumeister, Mitra-Anhänger, Drachenherz, dufter Typ

    Pharaun - Trickser (nicht so dufter Typ)

  • Ein Zupfen an seiner Kleidung ließ ihn Aufschrecken. Er fuhr herum einen Dolch in der Hand. Ein unterernährte, kleiner Straßenjunge von höchstens fünf Jahren, der wohl in dieser Gasse wohnte, sah ihn aus eingefallenen Augen an. Betteln hielt der Kleine eine Hand auf.

    "Hau ab. Ich habe nichts für dich", zischte er. Er konnte nun beim besten Willen keinen kleinen Jungen gebrauchen. Er lehnte sich wieder gegen Wand und überlegte weiter. Doch wieder spürte er ein Zupfen an seiner Kleidung.

    "Ich sagte: Verschwinde."

    Der kleine Junge stand wieder da und hielt die Hand auf.

    Offenbar war die Unterhaltung in der Gasse nicht unbemerkt geblieben, den zwei Wachen vom Tor nährten sich der Gasse.

    "Verdammt. Sie nur was du gemacht hast.", er stöhnte laut auf. Wohin nun? Er betrachtete den kleinen Jungen. Vielleicht.....

    "Hör zu, Kleiner. Nimm diesen Beutel und versteck dich mit ihm, sobald die Wachen mich abführen folgst du mir und wartest bis ich zu dir kommen und dann gibst du mir den Beutel wieder. Dafür bekommst du das.", er hielt ihm eine Silbermünze hin, mehr wie der kleine Junge wahrscheinlich in einem ganzen Jahr zusammen bekam. "Solltest du aber mir nicht den Beutel bringen...", er ließ die Münze in seiner Hand verschwinden. Der Junge bekam große Augen und nickte beflissen. Er drückte ihm den Beutel und die Münze in die Hand. "Versteck dich."

    Der kleine Junge rannt um die nächste Ecke und war verschwunden. Nun konnte er nur noch hoffen, dass der Junge sich an die Vereinbarung halten würde.

    Er trat aus der Gasse den Wachen mit erhobenen Händen entgegen. Sie stürmten auf ihn zu, rissen ihn zu Boden und schlugen ihn nieder.

    Als er wieder zu sich kam, blinzelte er. Helligkeit stach ihm in die Augen. Ein helles Gefängnis? Nein, das konnte nicht sein. Wo war er? Er drehte den Kopf. Sanddünen zogen an ihm vorbei, durchbrochen von größeren Steinen. Brachten sie ihn in die Wüste?

    "Ach, da ist wohl jemand aufgewacht.", eine hämische Stimme sprach zu ihm. Er drehte den Kopf und erblickte den gehörnten Gatte. "Ich hab mir was ganz besonderes für dich ausgedacht. Ich lass dich in der Wüste am Kreuz elendig verdursten. Leiden sollst du.", mit diesen Worten schlug er ihm in die edlen Teile.

    Schnappend zog er Luft ein. Verdammt sein Plan war schief gegangen. Keine Gefängniszelle für ihn.

    Der Wagen, auf dem er lag, kam rumpelnd zum Stehen. Sie nahmen ihn von der Ladefläche und banden ihn an ein Kreuz. Danach zogen sie wieder ab, jedoch nicht ohne ihm noch einige Schläge und Schmähungen bedacht zu haben.

    Sobald sie außer Sichtweite waren, begann er sich gegen die Fesseln zu sträuben, die ihm am Kreuz hielten. Er versuchte es mit roher Gewalt und Fingerspitzengefühl. Als beides nicht half, versuchte er das Holz des Kreuzes zu verändern. Aber es war bereits so tot, dass er auch dort nichts mehr ausrichten konnte.

    "So endet es also.", murmelte er.

    Da bemerkte er eine kleine Bewegung hinter einem der Steine in seiner Umgebung. Ein kleiner Jungenkopf lugt hinter einem hervor. Er hätte am liebsten Lachen mögen. Der Junge war ihm bis hier her gefolgt.

    "Bind mich los, Kleiner." Neue Hoffnung keimte im ihm. Der Junge legte den Beutel auf den Boden und kletterte am Kreuz hoch, setzte sich auf den Querbalken und begann seine Hände zu lösen. Erleichtert glitt er vom Kreuz und nahm seinen Beutel auf.

    Es war nicht das erste Mal, dass er wieder neu beginnen musste. Er würde es auch dieses Mal wieder schaffen. Er schulterte seinen Beutel und zog los.

    Nach einigen schritte merkte er, wie der Junge ihm folgte. "Was willst du noch? Geh zurück. Das hier ist kein Ort für einen kleinen Jungen wie dich", herrschte er ihn an, obwohl er genau wusste, dass der Junge vermutlich nicht mehr in die Stadt zurückfinden würde. Der Junge blieb stehen und sah ihn einfach an.

    Er drehte sich von ihm ab und ging auf einen der größeren Steine zu. Er klettere auf diesen, um sich einen Überblick über die Umgebung zu verschaffen. Als er nach unten sah, stand dort wieder der kleine Junge. "Was willst du denn noch? Du hast deine Münze schon bekommen. Verschwinde , sie gehört dir." Ein wegscheuchende Handbewegung unterstrich seine Worte. Doch der Junge rührte sich nicht. Ein stöhnen entfuhr ihm. Wie konnte der Kleine nur so dickköpfig sein? Und was sollte er in der Wüste mit einem Jungen?

    Er kletterte vom Stein wieder hinunter. Als seine Hand beim Abstieg den Stein berührte, spürte er ein merkwürdiges Prickeln unter seiner Handfläche. Interessant. Er legte den Kopf leicht schief. Symbole begannen auf dem Stein zu leuchten und eine Stimme war zu hören. Höchst interessant. Er konnte die Magie in dem Stein spüren, wie sie durch ihn hindurch floss.

    "Komm her." Er winkte den Jungen zu sich. Dieser leicht misstrauisch wegen den Stein und dem plötzlichen Sinneswandel, blieb aber wie angewurzelt stehen. "Nun komm schon.", wiederholte er eindringlicher. Der Junge kam zaghaft näher.

    Er hielt ihm eine offene Hand hin. Der kleine Junge legte seine Hand vorsichtig hinein. Er schloss die Augen und ließ die Magie im Stein durch sich in den Jungen fließen. Er konnte spüren wie sich die Hand des Jungen verkrampfte und er sie befreien wollte. Aber er hielt die Hand eisern fest.

    Als er die Augen öffnete, war der Junge verschwunden. Suchende schaute er sich um, wo war er? Ein hoher, schriller Schrei ließ ihn nach oben Blicken. Ein kleiner, zerrupfter Falke zog Kreise über ihm. Als er so hochblickte, begann der Falke die Flügel anzulegen und auf ihn hinunter zu stürzen.

    "Verdammt.", murmelte er, als er den Falken auf sich zu schießen sah. Mit vor dem Kopf verschränkten Armen versuchte er sich gegen die Schnabel- und Krallenattacken zu wehren. Der Falke schaffte es ihm einige schmerzhafte Kratzer ihm Unterarm beizubringen, ehe er es schaffte ihn an den Füßen zu packen und in der Hand fest einzuschließen.

    "Hör mir zu, Kleiner. Ich werde dich wieder zurückverwandeln. Irgendwann. Aber bis dahin ist es besser, wenn du so bleibst. Also beruhige dich. "

    Doch der kleine Falke schien sich nicht für seine Worte zu interessieren, sondern begannen mit dem Schnabel nach seinen Finger zu picken.

    "Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber so eine Wüste ist nicht für einen kleinen Jungen wie dich. Außerdem könnte ich dich eh nicht sofort zurückverwandeln. Der Stein hat nicht mehr genug Magie dafür in sich und ich alleine schaff das nicht. Du musst warten bis wir einen anderen gefunden haben. Und bis dahin werd ich mich um dich kümmern. Es ist besser so, glaub mir. Außerdem kannst du so für mich meine Augen in der Luft sein. "

    Der Falke blickte ihn aus den ,für seinen kleinen Körper, viel zu groß wirkenden, dunklen Augen an. Er schien nicht mehr darauf aus zu sein, ihm den Arm und die Hand zu zerfetzen.

    "Schon besser.", befand er, "Wenn du jetzt noch hochfliegen könntest und mir sagen könntest in welche Richtung wir am schnellsten aus der Wüste kommen, wäre ich dir sehr verbunden."

    Er warf den Falken in die Luft. Dieser schraubte sich kreisförmig mit wildem Flügelschlagen in die Lüfte. Teilweise wirkte er noch etwas unbeholfen, aber das würde sich mit der Zeit schon legen. Als der Falke sich weit genug in die Lüfte geschraubt hatte, strebte er nach Norden.

    Pharaun nahm sein Beutel auf und folgte ihm summend. Das Spiel begann von neuem.

    Nichts könnte der Wahrheit ferner sein!


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