Beiträge von Senya

    8. Monat, Tag 06, im Jahre 18 n.A.

    Ich habe die Burg des Blonden gefunden, oder vielmehr meine Augen und Ohren, die ich entsenden kann. Vor dem Eingang sehe ich mehrere Gestalten, unter anderem den Commerier, den glatzköpfigen Stygier, Leute aus dem Dorf, die Schwester der Khitai. Ein kleiner Lynchmob... oder Befreiungstrupp, je nachdem, wie man es sehen mag. Ich verstehe kaum, was sie alle rufen und reden, muss mehr interpretieren, die Kontrolle über meinen kleinen Diener ist zu schwach, um es besser zu verstehen.

    Keine Seite scheint wirklich nachzugeben, ich höre Wortfetzen, dass der Blonde droht, die Khitai stückchenweise von der Mauer zu werfen... es eskaliert mehr und mehr. Dann knallt es laut, ich weiß nicht, woher... wieso... der Eingang ist frei... Tumult... die Schwester wird befreit, der Blonde kann fliehen.

    Kurz danach steigt Rauch auf im Norden, der sich quälend schwarz in den Himmel erstreckt wie ein mahnender Finger. Im Exil gibt es kein Recht... keine Gerechtigkeit... und es gilt nur das Gesetz der Stärke...

    8. Monat, Tag 07, im Jahre 18 n.A.

    Der Hüne, der aus seiner Burg hatte fliehen können, kommt in den Tempel, trifft die Priesterin an und den Jäger, der oft an der Seite der Priesterin ist. Er tigert um die beiden, scheint sich aussprechen zu wollen, schimpft, flucht, droht allem und jeden. Beruhigend versucht die Priesterin auf ihn einzureden.


    Ich höre nur den Klang ihrer Stimme, aber verstehe die Worte nicht. Der Gesichtsausdruck des Blonden, den ich durch die Facetten der Augenpaare meines kleinen "Spiones" sehe, wirkt verzerrt. Er sieht nicht glücklich aus. Ich denke, er sinnt auf Rache. Er scheint keine Hilfe einzufordern, scheint sich nur aussprechen zu wollen, als ob er Publikum bräuchte, um die Absichten, die er äußert, so wirksam zu machen, als würde er sich selber und den anderen etwas schwören.


    Schließlich wendet er sich ab und geht, hinterlässt verwunderte - und zweifelnde - Gesichter.

    7. Monat, Tag 29, im Jahre 18 n.A.

    Sie kehrt zurück, verletzt, verwundet, verschrammt. Sie versucht die Schwere zu verbergen, was ihr teilweise klappt. Der Khitai will sich um sie kümmern, doch die andere, die ihm nah war, versetzt er dafür. Die Frau steht auf, frisch der Sklaverei entkommen, erkundet den Tempel und dringt in Räume vor, die nicht für ihre Augen bestimmt sind.

    Sie wird erwischt, als die Herrin des Ortes den anderen Bericht erstatten will ... und wer weiß welche finsteren Riten sie noch plant dort unten... Die andere... sie verliert ihre Freiheit schon wieder, wird in eine der Zellen gesperrt.

    Das einzige, was meine winzigen Ohren hören, ist: "Hier unten gibt es keine Regeln..."

    8. Monat, Tag 02, im Jahre 18 n.A.

    Meine Augen und Ohren sind überall. So bekomme ich auch mit, dass zwei stygische Wachen die Gefangene zu Roklak bringen. Es scheint ihr gut zu gehen. Der Anführer scheint dankbar, bietet ihnen Speis und Trank an, redet dann mit weiteren Gästen, die eintrudeln.

    Die Khitai und er reden über einen Vorfall beim Markt... die Zurückgebrachte war mit einem Aufpasser zum Markt gegangen, doch der Aufpasser wurde von einem anderen Khitai getötet, der in ihm den Folterknecht seiner Bunds-Schwester nach einem Hinweis erkannte.

    Ein Kampf entbrannte, die Vertreterin des neuen Markthändlers griff ein, die Marktwache ebenso... doch beide wurden von dem Zorn des Khitai auf den Folterknecht getroffen und niedergeschlagen, während jener seinen Kopf verlor. In dem Getümmel nutzte die Sklavin die Chance und floh...

    Und doch nutzte es ihr nichts, denn hier steht sie, hört dem Gespräch zu... der Anführer und die Khitai reden lauter miteinander, energischer, dann geht sie, sichtlich wütend. Meine Augen und Ohren sind abgelenkt, ich verstehe nicht alles, versuche die Kontrolle zu verstärken und sie näher zu entsenden als die, die vom Priester und dem Folterknecht gefoltert wurde, selber erscheint... Es geht um einen Handel, mein Diener krabbelt näher... dann sehe ich einen riesigen Schatten über mir. KNIRSCH... Die Kontrolle endet - genauso wie das Leben meines kleinen Freundes, unbemerkt.

    8. Monat, Tag 05, im Jahre 18 n.A.

    Summend fliegen meine Augen vor dem Eingang des Tempels in der Luft. Ich sehe den blonden Hühnen, nur ohne seine Rüstung. Er ist dort, um die Sache zu regeln, die viele Tage zuvor schief gelaufen war. Er fordert Entschädigung und eine Entschuldigung. Die Tempelherrin zahlt ihm seine Forderung, nachdem sie seinen Worten zuhört und es vollbringt, ihn mit Worten zu besänftigen.

    Vermutlich wäre der Vorfall langweilig... wäre nicht kurz danach eine der Khitai Zwillinge gekommen.
    Ich kann sie nicht auseinander halten. Der Blonde bezichtigt sie, an dem besagten Tag dort gewesen zu sein... fordert von ihr eine Entschuldigung doch die Khitai leugnet. Der Wachmann, der Zeuge war, bestätigt ihre Anwesenheit bei dem Vorfall und die Tempelherrin übersetzt. Eine weitere Frau ist dort, mit blanken Brüsten. Sie geht in den Tempel, als der Blonde zu seinen Waffen greift - vor dem Tempel. Die Khitai steht an der Schwelle und es scheint, als sei sie sich sicher, dass die Wachen sie beschützen würden. Sie geht nicht auf die Forderungen ein, nicht auf die Drohung und ein Konflikt wird unausweichlich.
    Ich bin erstaunt, als meine fliegenden Ohren die Worte der Priesterin vernehmen. Sie spricht von neutralem Gebiet, dass Konflikte nicht hinein getragen werden sollen und sie niemandem Schutz bietet, der in einem Konflikt, der nichts mit dem Tempel zu tun hat, verwickelt ist. Sie verweigert ihr Zuflucht, da sie sich sonst auf eine Seite schlagen würde. Doch da sich der Ort des Konfliktes nicht zu ändern scheint... befielt sie der Wache, sich zurück zu ziehen, zieht die Schwelle der Neutralität bis zu den Türen zurück und schließt diese. Nicht ihr Konflikt... Aber eine Gefahr für die Neutralität des Ortes.
    Die Khitai versucht, an das Gewissen der Priesterin zu appelieren, wer sie denn geheilt und ihr geholfen hätte... aber die Priesterin scheint das nicht gelten zu lassen.
    Die beiden Kontrahenden... ziehen sich dann tatsächlich zurück, weg von der Schwelle. Eine Brise kommt auf, weht meine Augen und Ohren weg und es dauert, bis das Tierchen wieder an Ort und Stelle ist, dass es mir nützlich ist. Die Khitai scheint niedergeschlagen und bewusstlos und der Blonde richtet Worte an die Wache, die auf dem Dach verharrt, beobachtend, aber neutral. Man solle der Schwester etwas ausrichten, er fordert Münzen zur Auslöse... und höhnt, wenn dem Tempel etwas an der Khitai läge, sollten sie etwas zur Verfügung stellen, damit er sie nicht an den Haaren nackt durch die Wüste schleifen müsse.
    Die Wache scheint zu überlegen, wie die Neutralität am Besten gewahrt bleibt, entscheidet sich dann, dem Mann eine improvisierte Trage zu übergeben, nicht, um ihm zu helfen, sondern tatsächlich, um der Frau weiteres Leid zu ersparen. Die Kleidung der Frau wird übergeben, als Teil der Botschaft und kurz scheint es, als sei der Blonde bereit, schon vor Ort der Khitai ein Ohr abzuschneiden. Doch der Wachmann bringt den Hühnen davon ab, ist erleichtert, als der Blonde geht. Er weiß, dass seine Herrin das ausbaden muss und den Zorn der Khitai auf sich zieht.
    An einem Ort wie diesen ist es schwer, neutral zu sein...

    7. Monat, Tag 22, im Jahre 18 n.A.

    Sie legen Bretter in die Mitte des Hofes, befreien die Frau von ihren Ketten. Sie malt Zeichen auf das Holz, aber ich erkenne sie nicht. Nein, mein kleiner Freund, geh nicht näher heran. Sie bringen ein Wolf. Die Frau erhält einen Dolch. Dunkle Worte werden gesprochen und der Wolf stirbt. Welch teuflische Rituale werden dort verübt? Nein, nicht noch ein Opfer. Dieses mal ein Mensch. Wieder Worte...und ich sehe Schatten, sie breiten sich aus, greifen nach dem Menschen. Ich..ich höre kreischende Stimme in meinen Kopf und plötzlich Stille. Der Mensch ist tot. Leute werden panisch, übergeben und manche scheint es nicht zu stören. Lass uns gehen mein kleiner Freund. Dieser Ort ist gefährlich, hier geht Böses vor und dabei war dieser Ort vor Tagen noch ein Ort eines freudigen Festes. Das Exil verändert jeden.

    Tagebucheintrag: <der Name ist unleserlich> - Tag 6 nach der Übernahme

    Wir sind im Norden angekommen. Dayyan, Zarif, Sabire und ich. Dazu ein dutzend Sklaven, welche mehr schlecht als recht für die kommende Aufgabe geeignet waren. Was mussten sie tun? Kalte Steine von hier nach dort verschieben.
    Einen Eingang freihacken und zertrümmerte Balken ersetzen. Vielmehr konnte man diesen zerlumpten und abgemagerten Wesen nicht zumuten.

    Vor uns lag eine Mine und was für eine, eine alte zerfalle Mine, tief in den Berg geschlagen.

    Sie fangen an zu graben, zu verräumen und zu ordnen, Stück für Stück wird der Eingang und der Tunnel zum Silber freigelegt.
    Es ist scheiße kalt hier oben, meine Eier schrumpfen mir auf Rosinengröße. Ab und zu kippt einer der Sklaven vor Kälte oder Anstrengung um, ich weiß es nicht, bald schon türmen sich die armen Seelen zu einem Haufen.

    Es dauert nicht lange bis sich meine Probleme häufen. Ein kreidebleicher Sklave kam aus dem Schacht gerannt, erzählte wirres Zeug. Die Worte sprudelten aus ihm heraus wie Sand aus der Hand.

    Weder ich noch meine zamorischen Begleiter verstanden ein Wort von dem Gebrabbel des Mannes, ich versuchte ihn ein wenig mit Magie zu besänftigen, doch schien das Hirn des Mannes geschmolzen wie ein Stück Wachs über einer Kerze. Dayyan erlöste den Mann schlussendlich von seinen Qualen, ein kurzer Stich mit dem Dolch in den Hals ließ ihn nur noch röcheln und schließlich schlafen.

    Wir schickten unter Peitschenhieben die restlichen Sklaven in den Schacht. Das Ergebnis war bedauerlich und erschreckend. Dem einen fehlte ein Arm, der andere spuckte Blut, die meisten kamen gar nicht wieder.

    Ich beschloss, selber nachzusehen, welch Wesen in den Tiefen dieses Berges mein Silber in Beschlag nahm. Die Mine war stickig, dunkel und eng. Wir gingen vorbei an den Toten und wahnsinnigen, Dayyan erlöste einen nach dem anderen sauber und mit routinierten Stichen.

    Als wir endlich den Grund für den abnormalen Zustand meiner Sklaven erblickten, gefror mir das Blut in den Adern. Ich spürte, dass es meinen sonst so kalten Begleitern ebenfalls so erging.

    An der Wand hing ein perverses Gewächs. Die Organe oder Auswüchse verliefen wie ein Stern von einem Zentrum weg. Das Gewächs war rötlich, es wirkte knochig und morbide, wie die langen Finger eines gebrechlichen Greises. An einigen Stellen hingen kleine Beutel wie Taschen an dem Gewächs, es wirkte wie ein riesiger Teppich aus Algen, welche das Meer bei Ebbe freigibt. Kleine Verzweigungen und Blüten in einem dichten ekelerregenden Geflecht.

    Wie soll ich es weiter beschreiben? Es hing an der Wand wie ein Auswuchs. Hatte Ranken oder Arme. War knochig und teilweise fleischig. Es pulsierte auf eine verdrehte Weise.

    Einem Bauer würde ich es als Flaum beschreiben, der sich über sein Brot hermacht. Oder eine Ranke über eine Mauer.
    Doch ich wusste, das diese Ausgeburt das Ergebnis eines degenerierten Magiers war. Ich verstehe nicht, warum es immer solch perverse und furchteinflößende Kreaturen sein müssen. Warum nicht einfach ein üppiges Weib?


    Ich wies Dayyan, Zarif und Sabire an, das Ding an der steinernen Wand nicht zu berühren, da sonst auch ihr Hirn gekocht würde und sie wahnsinnig werden.

    Wahrscheinlich entsprang dieses Geflecht wieder der perversen Fantasie eines Anhänger des schwarzes Ringes? Oder der Fantasie eines kranken irren vom rotem Zirkel? Oder es ist einfach nur das Kind eines wilden degenerierten Schamanen aus irgendeinem Astloch im Wald, welcher zufällig unter Mondlicht zwei Käfer zermatschte und dreimal mit den Händen schlug und dazu den passenden Reim sprach?

    Ich hoffe nur für das Wesen welches gierig seine Organe nach uns austreckte, welche sich wie Seegras im Fluss wunden, dass es kein Silber frisst, sonst reiße ich es eigenhändig aus der Wand und schmeiße es in mein Kamin, dort kann es mir knisternd und zwischen den Rücken wärmen. Ich löschte die Bilder und Erinnerungen an das Wesen aus den Köpfen meiner Begleiter damit diese sich nicht mit verdrehten Alpträumen plagen mussten.

    Zusammenfassend sei gesagt: ich brauche neue Sklaven, Silber und Gold, idiotische Geister die dumm genug sind, sich diese abartige Kreatur anzusehen und die warmen Schenkel eines Weibes. Hoffentlich hatte meine Handelspartnerin mehr Erfolg auf dem Markt.

    ACHTUNG SPOILER INNERHALB DER STORY

    7. Monat, Tag 15, im Jahre 18 n.A.

    Mit schädelartiger Maske verlässt sie den Tempel, barfüßig, die schwarzen Riemen umschmiegen den Leib. Was plant diese Teufelin diesmal? Einer meiner Diener schafft es, haftet sich an einem der ledernen Riemen an und lässt sich von ihr tragen. Leichtfüßig eilt sie über den steinernen Boden, die Halme und Gräser der Steppe. Die Haut schimmert fast elfenbeinfarben in der Sonne, die erbarmungslos auf das Exil niederbrennt und die Luft alsbald Flirren und Flimmern lässt.


    Ich widme mich zwischendurch anderen Dingen, so dass Stunde um Stunde vergeht, ehe ich wieder durch die Augen eines meiner Freunde blicke... sie ist im Dschungel angelangt. Hinter ihr schleicht sich etwas durch das Unterholz. Sie bemerkt es nicht, bis es fast zu spät ist. Das Tier greift an, laut und mit Gebrüll, als es zum Hieb ansetzt. Es erwischt Remja, meine Augen gehen zu Boden. Ich höre einen Aufschrei, sehe aus der Perspektive ihre Hände auf dem Tier...


    Was dann passiert, bekomme ich kaum mit. Ich höre sie reden, verstehe die Worte aber nicht. Alles wirkt plötzlich zähflüssig. Mein kleiner Freund will fliehen, meine Augen wollen weg... ich spüre das Gefühl von Instinkten zur Flucht getrieben zu sein. Was macht die Teufelin? Ich verliere kurz die Kontrolle. Die Entfernung macht mir zu schaffen. Als ich den Kontakt zu meinen Augen wiederhabe und die Stelle wiedergefunden habe, steht sie da, blutend, mit einigen Kratzern. Sie wirkt erhaben und majästetisch, wie eine grausame Königin. Daneben das Raubtier. Es wirkt zahm nun. Ich wundere mich. Was hat sie gemacht... wie hat sie es gemacht? Sie geht voran und das Tier ist an ihrer Seite. Ich schwinge die Flügel, erhebe mich... folge ihnen... schaue das Tier an... schaffe es, es zu umrunden und blicke in die Augen... seelenlose Augen... tote Augen... welch Teufellei!

    7. Monat, Tag 11, im Jahre 18 n.A.

    Leise lausche ich den Worten, die in der Taverne gesprochen werden...

    Es wird berichtet, dass die Frau, die dem Zimmermann und dem Gast gegenübersitzt, aus den Händen der Piraten befreit wurde, Imiu ihr Name, jene mit dem Glauben an die schändliche Göttin... Sie sollte dem Kapitän dort zu Diensten sein - und wurde dann doch von jemanden befreit... der sie in die Wüste brachte, ihr Essen und Trinken verweigerte und sie zum Sterben zurück ließ, bis sie gefunden wurde von den Einwohnern des kleinen Dorfes. Sie halfen ihr, päppelten sie auf - und wollten sie zum Tempel ihres Glaubens bringen.

    Der Zimmermann bat den Gast, Imiu mitzunehmen, ihr ein Zuhause zu geben... damit sie ihren Glauben ausleben konnte, ohne erneut Gefahr zu laufen, dass ihr Gewalt angetan würde.

    7. Monat, Tag 12, im Jahre 18 n.A.

    Meine Augen hängen Kopfüber... Stück für Stück nähere ich mich dem Kopf der Statue, halte mich fest. Drehe mich, die 8 Beine verharren dann und die Augen blicken nach unten. Ich sehe die Bediensteten des Tempels, ihre nackte Haut festlich mit Linien und Farben verziert, tanzen zum leisen Takt der nackten Füße auf dem steinernen Boden. Selbst die Wachen sind festlich bemalt und doch achtsam, passen auf, das niemand die Feierlichkeit und die Zeremonie stört.


    Sie ist da... ich höre ihre Anrufungen, lausche ihren Ausführungen, ihrer Predigt über Tod und Lust... verschlungene Worte... ob sie weiß, was sie damit von sich selber preis gibt? Und doch fährt sie fort. Vor ihr kniet ein Mann, einer fremden Glaubens, der nun sein Gelöbnis ablegt, der seinen Göttern entsagt und ihren Glauben annimmt.


    Es breitet sich aus, wie eine Seuche...

    7. Monat, Tag 7, im Jahre 18 n.A.

    Ein Zug von Menschen durchquert die Wüste, Männer und Frauen die sich fanden, durch die Bitte eines Khitai. Verschiedene Herzen, verschiedene Ziele, vereint durch die Suche nach einer Seele aus ihrer Mitte. Nordwärts reisen sie, messen sich mit den Dienern der Schwarzen Hand und wilden Bestien mit schillernden Panzern. Sie finden die Gesuchte, die Diebin, endlich wieder. Kalter Hass und heißes Blut. Ein Nehmen für ein Nehmen. Der Preis für Verlangen wird bezahlt und doch...kein Leben ist verloren. Noch nicht.

    Anderorts wird gewonnen unter den Augen der vielgesichtigen Göttin. Seelen finden zueinander, manche angeworben, andere Errettung im Vertrauten suchend. Verbindungen werden geschlossen und mit Leidenschaft besiegelt. Ein Mann findet eine Heimat und die Ahnung von Feierlichkeiten liegt in der Luft.

    Kann ich teilhaben? Ich darf nicht. Nähe birgt Gefahr. Ich bleibe, wo ich bin und sehe weiterhin. Sehe Verlust und Gewinn in all ihren Formen...

    7. Monat, Tag 10, im Jahre 18 n.A.

    Sie wagt es... nähert sich den Sklavenjägern... verlangt den Mann mit der Maske zu sehen, will sich überzeugen, dass er sicher verwahrt ist. Sie spricht Worte der Warnung und der Verachtung, ein Mummenschanz. Vielleicht weiß er etwas über sie, was ihr nicht recht wäre, dass es herauskommt...?


    Fordert sie daher seinen Tod? Wo sie noch willig an seiner Seite war? Wo sie sich hat herumkommandieren lassen? Zweischneidiges Spiel... das irgendwann Konsequenzen fordern wird.

    6. Monat, <über dem Tag ist ein großer Fleck>, im Jahre 18.n.A.

    Im Bad... der Mann mit der Maske befielt... ein Schwert an seiner Seite, lässt die Priesterin zur Sklavin werden, die tut, was er wünscht, vor den Augen der anderen Gäste... Er demonstriert seinen Macht und seinen Einfluss, dem sie kein Einhalt gebietet, noch nicht... einem anderen "Sklaven" wird mit dem Tod gedroht, auch wenn er die Ketten mittlerweile freiwillig trägt.

    Die Augen der Priesterin blitzen leicht auf... Ärger? Oder prüft sie ihren Herrn? Ist dies alles nur ein Spiel?

    <Das Datum ist unleserlich und verschmiert>

    Sie hat ein Stück Leder geklaut... unter den Augen der großen Statue, die sich hoch aufrichtet wie eine Cobra, geschlitzte Augen, gespaltene Zunge. Ihre Handlung... Blasphemie... doch hier im Exil, ein tägliches Vorkommnis. Was ist der Glaube schon wert? Fremde Götter? Haben sie hier Macht? Hier gibt es nichts, ausser der universellen Weisheit, dass auf uns alle der Tod lauert... und der Tod... ist weiblich.

    Verdorbenes Übel... und auch sie hat ihre Finger im Spiel.

    Die Diebin wird erwischt... gefangen. Ihr Leid... zum Glück muss ich es nicht mit ansehen, sehe Tage später, wie sie "erzogen" wird... grausames Spiel des Mannes mit der Maske.


    Zugleich startet eine Suche nach dieser Frau. Schläger werden angeheuert, jegliche Kapazitäten mobilisiert. Zwei Frauen fehlen schon aus der Siedlung im Süden. Die Bewohner ziehen von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus, suchen, fragen, halten Ausschau. Sie fragen jede Menschenseele, die sie treffen.

    Sie zögern nicht, sich selbst dem Okkulten zuzuwenden... jene zu fragen, die um den Schleier wissen und deren Kräfte durch ihn hindurch reichen.

    Ich sehe sie... sehe das Blut, was fließt, ein Opfer... höre das Stöhnen. Ich spüre, dass es vor sich geht, die Luft knistert wie elektrisch geladen... meine Kontrolle über meine Augen und Ohren schwindet, dann bricht mein Kontakt ab, erlischt, als wäre ihm das Lebenslicht ausgehaucht worden.

    Es hat seinen Preis, den Tod selber zu fragen, wen er umarmt hat. Doch sie leben... beide Frauen leben... noch. - Die Frage ist nur, wie lange sie das tun, hier an diesem Ort des Todes.


    Die Diebin derweil... wurde gefunden, nur von dem Falschen.

    Und sie... erscheint dort ebenso. Ich sehe es aus den Facetten der Augen meines kleinen Spiones, erkenne ihre Kontur, ihre Haare, selbst wenn sie nun ebenso ein Teil ihres Gesichtes mit schwarzer, schädelartiger Maske verdeckt.

    Aber wenn sie es wusste, warum sagte sie nichts?

    Eine weiße Blüte befindet sich im Haar. Meine Augen bewegen sich begierig in die Richtung, verlockender Geruch und meine Kontrolle schwindet leicht.

    Später... sehe ich sie, wie sie vor der anderen kniet, ihr die Füße wäscht, fast rituell anmutend. Aber warum? Warum macht sich eine Priesterin die Mühe, einer Sklavin die Füße zu waschen, sie zu salben und zu verbinden?

    Intermezzo

    Zwei Frauen schleichen um das Lager. Die eine erscheint wild, gar katzenartig, die andere zivilisiert und doch mit bemaltem Gesicht, was die mandelförmigen Augen betont. Sie sprechen eine Arbeiterin an, unverfänglich, ein zufälliges Treffen der Zivilisation inmitten der rauen Wildnis. Die Arbeiterin bleibt etwas distanziert, aber höflich, gewährt Auskunft, soweit sie kann und darf.


    Dann trennen sich die Wege wieder. Die Frauen beratschlagen sich, die Wilde schleicht vor, umrundet das Lager, späht an den Pallisaden entlang hinein und mustert das Innere, die Zelte, Kisten, einfachen Feldbetten, die Baustelle und Leute, die sich darauf tummeln. Eine handvoll Leute sind es, die arbeiten und stumm ihr Werk verrichten, doch jener, der es leitet, scheint zu fehlen.


    Rückzug und wieder beraten die beiden, erkunden dann die alte Ruine gleich gegenüber, zu der Spuren führen. Auf den Stufen und unter dem überdachten Bereich stehen vernagelte Kisten, große und kleine, deren Inhalt nicht ersichtlich ist. Auch der Ursprung fehlt. Ohne Werkzeug können sie nicht herausfinden, was im Inneren verborgen liegt. Sie schleichen zwischen den Kisten vorbei zum schmalen Eingang. Das Innere ist erleuchtet von Kohlebecken und Fackeln. Im ersten Raum steht eine einfache Pritsche an der Wand, Felle darauf. Es ist etwas kühler als draussen, aber vom Wind und Wetter geschützt. Persönliche Gegenstände scheinen zu fehlen.


    Der Inhaber scheint in der hinteren Kammer zu knien. Er scheint sie zu bemerken, obwohl sie leise waren, spricht sie mit erdgrundtiefer, samtiger Stimme an. Unverfängliche Worte, doch wirkt seine ganze Gestalt erhaben. Etwas huscht in den Schatten, nur sichtbar aus den Augenwinkeln heraus. Seine Stimme scheint den ganzen Raum einzunehmen, seine Präsenz wirkt bedrohlich. Es reicht, um die Frauen zu verjagen. Augen, die im Schatten der Kapuze liegen, blicken den beiden lange hinterher...

    6. Monat, Tag 26, im Jahre 18.n.A.

    Sie wandern... laufen... durch den Raum der Portale... Einer mit Maske, einer mit Rüstung, die unpassender für sein Volk nicht sein könnte und sie, in Kleidung, die den Temperaturen Hohn trotzt. Ein Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen und Völker... ein Sklave wird gebracht, die Kette übergeben, dann geht es weiter, zurück... nach Süden hin... zum Zimmermann und dem kleinen Dorf. Kaum setzt man sich zum Plausch, schlagen die Gewalten der Natur zu. Ein Sturm bricht los, peitscht durch das Dorf und scheint sich dort festzusaugen. Sand schmirgelt über Haut, dringt in jede Ritze, jeden Spalt und rüttelt an Wänden, Türen und Dächern.


    Die Becher, zuvor noch mit Trinkbarem gefüllt, beherbergen hernach nur noch einen nassen Klumpen Sandmatsch, umgestoßen und irgendwo verweht. Notdürftig wird sich gewaschen und gesäubert.


    Kulturen prallen aufeinander, taxieren sich, ignorieren sich und trennen sich wieder. Friedlich. Noch.


    Es wird erkennbar, welch Schmelztiegel das Exils doch ist...

    6. Monat, Tag 24, im Jahre 18.n.A.

    Stygische Worte fallen, ein Sprecher der vermaledeiten Schlange ist ins Exil gekommen, sucht im Tempel Schutz, wo sonst...? Fast sieht es aus, als würden alte Hierarchien wieder aufleben und als würde die Priesterin sich beugen.

    Ein Bad, Demonstration des Einflusses der Schlange... es eskaliert, und doch... erhebt sich einer, nein zwei, predigen Vernunft... und nach und nach entspannt sich die Lage. Worte fallen später, als ob ein Abkommen getroffen würde.

    Der Tempel bleibt neutral, selbst der Opferdolch wird abgegeben, ich sehe Widerwillen im Blick und später nur noch die Maske.

    Er geht... und bleibt doch in der Nähe... schmiedet Pläne... und die ersten Steine für den Schlangenschrein werden errichtet.


    An anderer Stelle brennt Holz, Flammen greifen auf Möbel über, ein Balken stürzt ein. Heute? Gestern? Oh, meine Einschätzung der Zeit... so fehlbar...

    Schreie, Gegenwehr, Gewalt... Sie wird weggeschleift, hoch in den Norden, festgebunden. Sie tun, was sie am besten können, Menschen fangen, brechen, formen. Wie lange wird es bei ihr dauern?

    6. Monat, Tag 21, im Jahre 18 n.A.

    Der Tempel scheint an Zuwachs zu erhalten. Ich sehe zwei Frauen, grobe Kleidung... Die eine sucht Schutz, die andere Ausbildung. Die Priesterin scheint einzuwilligen. Oh Sündenpfuhl...


    Dafür wird an anderer Stelle Mitra Ehre erwiesen. Ein Gegenpol... Noch ist es friedlich, noch floss kein Blut, doch wie lange noch?


    Das Lager im Westen scheint zu wachsen. Sie errichten eine feste Unterkunft, Bretter werden vernagelt, Balken aufgestemmt, die ersten Wände stehen schon.


    Auch an anderer Stelle wachsen die Lager... die Khitai siedeln am Fluss. Dort herrscht wärmeres Klima und es ist weit genug weg von anderen Orten des Schreckens.

    6. Monat, Tag 18, im Jahre 18 n.A.

    Schlag auf Schlag, Holz kracht gegen Holz. Er duckt sich, dreht sich, weicht aus, pariert! Knurren, Schweißtropfen... Viele Leute stehen am Rand der hölzernen Tribühne, johlen, klatschen und feuern die Kämpfenden an. Runde um Runde geht ins Land, hin und wieder landet jemand unsanft auf den Dielen, bis schließlich der Sieger feststeht, der den Wettkampf gewinnt.


    Die Menge löst sich langsam auf, ich sehe eine Katze... und eine Maus, die plötzlich verschwindet, Gerede und weitere Würfel die fallen. Die Becher kreisen, der Alkohol fließt in Strömen und langsam wird es Dunkel.


    Ein leises Stöhnen... irgendwo aus der Richtung der Sklavenzellen. Die Ware darf nicht mitfeiern, dafür tanzen einige halb bekleidete Frauen auf den Tischen, wissen zu amüsieren im kühlen Norden - und sich zugleich warm zu halten.


    Vielleicht hätte ich doch hingehen sollen... nur kurz... und es mit meinen eigenen Augen sehen sollen... Was? Nein... schon gut, vergib einem alten Mann wie mir eine närrische Schwärmerei, mein kleiner, pelziger Freund...

    Wir sind ein Rollenspiel-PVP Server. Allerdings mit Schwerpunkt auf Rollenspiel, weniger PvP. Bei uns werden PvP Kämpfe zumeist mit dem 2D20 System ausgewürfelt. Wenn sich die Spieler einig sind, können sie aber auch ohne würfeln, mit anderem System oder per Engine-PVP gegeneinander antreten.

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    6. Monat, Tag 17, im Jahre 18 n.A.

    Das Wasser schlägt sachte Wellen, schwappt gleichmäßig und fast träge gegen die Steine. Ich höre die Stimmen, aber sie sprechen durcheinander. Hier meine ich, etwas Khitai aufgeschnappt zu haben, dort etwas stygisch und sogar etwas aus Shem?

    Jemand fehlt, ich höre etwas von Haus... und Wache nach Norden. Bäume sollen gefällt werden. Wofür braucht der Tempel Holz?

    Näher muss er heran, vorsichtig. Er läuft sichtbar über den Steinen, aber niemand schenkt ihm Beachtung. Doch es wird nicht besser, weitere Worte, Sätze... aber ich verstehe sie nicht. Dann gehen sie alle, nach und nach. Nur jene mit den Perlen im Haar bleibt zurück, nachdenklich wirkend.

    Hast Antwort. Hatte dir auch in Discord geantwortet, aber irgendwie haben wir uns da immer verpasst.

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    6. Monat, Tag 15, im Jahre 18 n.A.

    Ich sehe zwei Frauen, die beide gleich aussehen, fast wie das andere Paar, nur von einem anderen Volk. Zweimal zwei Zwillinge... ob das etwas zu bedeuten hat? Ein Wink des Schicksals? Ein Zeichen? Vielleicht sollte ich ihnen folgen, mehr herausfinden... Ein leises Surren, Flügelschläge... aber sie sind schnell und es wird dunkel. Ich verliere sie. Ich werde sie suchen... und finden. Ich habe Zeit... ich werde mehr über sie herausfinden. Ich bin sicher, das ist kein Zufall...

    Aber es sind viele Neue gekommen, eine neue Lieferung von Menschenfleisch... Ich bin gespannt, wie sie sich schlagen, wie lange sie überleben - und wann die ersten anfangen, dem Wahnsinn zu verfallen.

    Intermezzo

    "...will, dass du einen jener Sterblichen opferst, die dir treu dienen... soll dir Prüfung ..."
    "Aber Meister, das fällt auf, wenn..."
    "Wage es nicht, meinen Willen infrage ..."
    "... Wille ist Bef... ich gehorche..."

    6. Monat, Tag 13, im Jahre 18 n.A.

    Kleine Beinchen, kribbelkrabbel, krabbeln über Stein. Zwei Frauen reden, es klatscht laut, wütende Schreie in fremder Sprache. Ärger, Zorn... Die Knochen singen ihr schauriges Lied. Sie streiten sich... worüber nur?


    Zwei Männer kommen, die eine Frau eilt zu den Männern hin, versucht sie am Arm zu packen, weg zu führen... Kleine Beinchen, kribbelkrabbel, krabbeln näher, unbemerkt. Neue Worte, besänftigend. "Nur ein Keller...", ein Satzfetzen. Ich spüre feine Schwingungen, selbst über die Entfernung, der eine... scheint seine Meinung zu ändern, sie verlassen die Hallen wieder... Kribbelkrabbel...


    Steinstufen, so viele... sie sind zu schnell. - Ach, mein kleiner, pelziger Freund... Ich muss neue Diener aussenden, so viele sind unzureichend, ungenau, eingeschränkt. Ich würde dich ja schicken... aber dann bin ich hier alleine...

    6. Monat, Tag 12, im Jahre 18 n.A.

    Waffen wechseln ihren Besitzer, geschmiedet von den Cimmeriern, wandern in schwarze Hände, deren Besitzer sein Gesicht unter einer dunklen Kapuze verborgen hat. Münzen wandern ebenso, gold-glänzend.


    Der Handel scheint zur Zufriedenheit zu verlaufen, ein Nicken, Verabschiedung und sie treten auseinander. Der Kapuzen-Mann spricht mit der Frau in roter Seide. Ich verstehe ihre Worte nicht. Dann berührt er sie an der Stirn, sie weicht zurück, stolpert, fällt. Ich sehe Unmut und Ärger in ihrem Gesicht, dann beinahe... Angst?


    Sie folgt ihm dann, sie reden... aber wieder verstehe ich nichts. Vom Baum herab beobachte ich sie, Gestik, Mimik... aber es wird dunkler und ich sehe bald nur noch Umrisse... sie trennen sich.

    5. Monat, Tag 29, im Jahre 18 n.A.

    Leise klackern Beinchen über die flachen Steine, mit denen der Boden gefliest ist. Ein feines Schaben, Rascheln, kaum hörbar. An den Wänden glimmt trostloses Blau, spiegelt sich an den dutzenden Augen, die alles zu erfassen scheinen und doch nur wenig wirklich sehen. Eine Vertiefung im Boden. Rote Flüssigkeit. Kein Wasser... Eine lange Biegung... lange, lange, lange... kein Ende. Eine Überquerung... unmöglich, zu tief... Ein schwarzer Berg, der Wärme ausstrahlt. So hell... anziehend, Ablenkung.

    Weiteres Klackern, mechanisch fast. Laufen, laufen, laufen! Widerhaken, die sich in kleine Ritzen stemmen, hochziehen, Schwerstarbeit... und doch mühelos und flink. Nach oben. Oben... Oben... Kopfüber... nach oben... oben! Großes, weißes Ding... schwarze Löcher. Leises Klackern, knöchern... von überall... der ganze Raum... es schwingt, klingt... singt... so düster... so falsch. Ohne Verständnis. Die Beine bewegen sich, stoppen. Bewegung. Eine Frau, bleich... eine Frau, schwarz. Bleiche Dinger wandern, von einer, zur anderen. Ein Wort... "Bezahlung"... Kein Verständnis... Aber es stimmt... eingeflüstert... - Regungsloses Warten.

    Stimmen, verzerrt... die Knochen singen weiter. Klackern, klappern. Ohne Wind... nicht draussen. Unten.

    Sie gehen. Beinchen huschen unbemerkt weiter. Erkunden... sehen... spionieren...

    Intermezzo

    Sehen.... Spüren.... Lernen. - Nachahmen, Hören... Sprechen... Worte... Bedeutungen... so fremd.. Zuviele Beeren... nicht angemessen... weniger... aber es stillt etwas ... stillt Hunger. Neue Worte... Trinken... Wein oder Wasser? Nehmen, Trinken... Blicke... unangemessenes Verhalten? Fremdartig und kompliziert... muss... mich anpassen... lernen... neue Menschen... neue Worte... anders als die Schuppenfrau. Waffen... brauche Waffen... sie brauchen einen... Schmied...

    Was ist das? Ich will es sehen... in ihm. Aus seinem Wissen... aber bin ... zu schwach. Widerstand. Noch. Menschen... sie mögen Gold... auf ihre Gier... ist immer Verlass. In 7 Tagen... bekomme ich Schwerter. Hier... beim Markt... gegen Gold. Bis dahin... muss ich mehr lernen... Sitten... Verhalten... Worte... So beschränkt... so kleinlich... so vergänglich... so unwichtig... aber ich brauche sie... umdrehen... Gehen...

    6. Monat, Tag 7, im Jahre 18 n.A.

    Ich sehe, wie sie dünne Bäume schlagen und die Stämme am Ende zuschnitzen. Mit grobem Seil werden die Stämme über Kreuz zusammen gebunden, bilden so eine wachsende Reihe von Palisaden. Sie sind fleissig, unermüdlich fast. Die Äste, die sie nicht brauchen, werden zum Lagerfeuer aufgeschichtet. Sie knüpfen aus großen Blättern provisorische Planen, legen diese über hölzerne Stangen, bauen sich povisorische Zelte. Ich sehe einfache Liegen und Kisten, in denen sie ihr Hab und Gut verstauen. Ab und an machen sie Pause, setzen sich ans Feuer, essen, trinken. Aber es ist unheimlich... sie scheinen sich nicht zu unterhalten - oder wenn, dann bin ich zu weit weg, um es nicht zu hören. Sie tragen ununterbrochen ihre schwarzen Kapuzen. Ab und an sehe ich einen, dessen Haut genauso schwarz zu sein scheint, wie die Klamotten, die sie alle tragen. Er geht herum und mustert alles. Ein Fingerzeig scheint als Order zu reichen.
    Wer ist er?
    Manchmal sieht er in meine Richtung, als ob er meine Helfer und mich sehen könnte. Als ob er Bescheid wüsste, dass ich weiß, was dort geschieht. Ach, mein kleiner, pelziger Freund... ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.

    6. Monat, Tag 9, im Jahre 18 n.A.

    Es geht die Kunde von einem Fest zu Ehren Croms herum. Dabei schert sich der Gott nicht. Vielleicht muss er nur einfach herhalten, weil es hier im Exil keinen Grund zum Feiern gibt. Wettkämpfe und Wettbewerbe... Tänze, Gelage... ein Turnier. Es soll in einigen Tagen statt finden. Wie lange gab es kein Fest mehr hier? Aber warum auch...? Dies ist ein Ort des Todes... der Bestrafung... - Und doch weckt es Erinnerungen an Zeiten vor dem Exil. Mein letztes Fest... Es ist bestimmt 19 Jahre her... Es war mindestens ein Jahr vor meiner Ankunft hier. Ich erinnere mich nur schwach daran... Ein großes Feuer inmitten des Dorfes, jeder brachte Fleisch und süßes Brot, Beeren, Nüsse und anderes. Es wurde gescherzt, gesungen, gelacht... Ich erinnere mich an meine Frau dort... Ach, was gäbe ich drum, zu wissen, ob es ihr gut geht... ob sie noch lebt.
    Aber ich bin hier in diesem dreimal verfluchten Gefängnis gefangen. Was meinst du, mein Freund... sollte ich es wagen, aufs Fest zu gehen? Mich unter das Volk zu mischen?
    Nein? Ach... du wirst vermutlich Recht haben. Es ist besser, wenn ich es nur beobachte und aus der Ferne verfolge. Es ist sicherer. Ich darf meine Prinzipien nicht verletzen... muss vorsichtig sein. Du hast ja Recht... ach, wenn ich dich nicht hätte, mein kleiner Freund.

    5. Monat, Tag 23, im Jahre 18.n.A.

    Sie sind schwer zu verstehen... so viele meiner kleinen Freunde, meiner Augen und Ohren, kommen um.... Doch ich hörte einen Namen, es klang wie Sam... ein Verletzter, der nicht aufstehen konnte, der sich seinen Kopf verletzt hatte am Markt. Man hatte ihn gefunden, bei sich aufgenommen und in abwechselnden Schichten gepflegt. Ich sah zwei Frauen, die sich um ihn kümmerten, eine, die meist ein Tuch vor dem Mund trug und eine Kapuze über dem Kopf... und eine, die mehr von sich zeigte, als notwendig war. Sie sprachen lange und viel mit dem Verletzten, gaben ihm zu trinken, reichtem ihn kleine Stücke zu Essen, behandelten ihn fast wie einen König, auch wenn es nurmehr ein kushitischer Sklave war. Fast schien es, als hätten die Frauen in irgendeiner Art Gefallen an ihm gefunden. Aber vielleicht irre ich mich auch... Ich war nicht nahe genug heran.

    Doch die Heilkünste waren nicht ausreichend - oder die Verletzung zu schwer, der Sklave verstarb und wurde dann von stygischen Wachen weggebracht. Ich verlor ihre Spur in der Wüste, konnte ihnen nicht weiter mit meinen Augen folgen... doch ich wette, ich weiß, wohin er gebracht wurde...


    5. Monat, Tag 27, im Jahre 18.n.A.

    Finstere Dinge sind geschehen... ich habe es gespürt. Der Schleier wurde durchschritten... verdorbene Nekromantie! Ich wusste es... ich hab es die ganze Zeit gewusst, aber nie so deutlich gespürt...


    Neue sind gekommen... haben sich niedergelassen auf den Ruinen nahe der Göttertürme. Söldner? Sklavenjäger? Kampferfahrene... Auf dem Markt ein erstes Taxieren, ein neuer Sklave zum Verkauf... Ängstliche Blicke der Frauen... Skeptische Blicke. Vermutlich warteten sie auf das nächste Blutvergießen, aber diesmal nicht, nein, diesmal nicht, mein pelziger Freund.


    Der Baumeister scheint in seinem Element... er prächtiger Bau, den er baut... ein Tempel Mitras... Aber er steht nahe dem Tempel der vielgesichtigen Göttin... Stygische Hexe... ich glaube nicht, dass das gut gehen wird... Potential für Konflikte... weiteres Blutvergießen, ich rieche es förmlich.


    Das Exil ist ein Schmelztiegel...

    5. Monat, Tag 19, im Jahre 18 n.A.

    Es war, als hätten mich tausende Nadeln, die ruckartig vom dreimal verfluchten Armband aus in mein Fleisch drangen, durchbohrt. Ich wachte von meinem eigenen Schrei auf, zerrte wie ein Irrer am Armband, ehe ich meine Torheit bemerkte. Hätte ich es wirklich abgerissen... ich wäre nicht mehr... Nein, ich muss aufpassen...


    Aber ich habe ihre Stimme gehört. Sie klang fern, wie aus vergangenen Zeiten und doch wusste sie, was kommen würde, wusste, was passieren wird. Selbst das, was noch Zukunft für mich ist, wusste sie schon... Elendige Magie... ihre Stimme klingt auch in meinem Kopf, hallt und lockt. Falsche Versprechungen... doch immerhin sind ein Teil ihrer Worte wahr... diejenigen, die dieses Gefängnis erschufen... sie hören sie nicht, nur wir, die wir alle das Armband tragen. Jemand hat den Stein berührt, hat die Magie geweckt, die sie in ihn gepflanzt hat, sodass die Worte erklingen. Es sind jedesmal die gleichen Worte. Ich weiß nicht, wie oft ich sie schon hörte... so oft, dass ich sie fast auswendig kann...


    Ihr seid nicht allein. Ihr seid nicht geringer als sie. Ihr könnt frei sein. Ihr müsst ihre Lügen nicht glauben. Ich habe diese Steine für euch hinterlassen, meine fehlgeleiteten Kinder. Ich habe ihre Magie untergraben, auf dass nur Sklaven des Armbandes meine Botschaft hören können. Ich bin die Mutter eures Geschlechts. Ich bin Geheimnisträgerin, Göttermörderin und Hexenkönigin. Ich werde euch führen, lehren und - wenn die Zeit gekommen ist - befreien.


    Jetzt, im Nachhinein... vielleicht war alles nur ein Traum... Ausgelöst durch den Sklaven, der am Markt getötet wurde... Unschuldiges Blut, das floss... zu Ehren der Schlange. Es hat angefangen...