7. Monat, Tag 29, im Jahre 18 n.A.
Sie kehrt zurück, verletzt, verwundet, verschrammt. Sie versucht die Schwere zu verbergen, was ihr teilweise klappt. Der Khitai will sich um sie kümmern, doch die andere, die ihm nah war, versetzt er dafür. Die Frau steht auf, frisch der Sklaverei entkommen, erkundet den Tempel und dringt in Räume vor, die nicht für ihre Augen bestimmt sind.
Sie wird erwischt, als die Herrin des Ortes den anderen Bericht erstatten will ... und wer weiß welche finsteren Riten sie noch plant dort unten... Die andere... sie verliert ihre Freiheit schon wieder, wird in eine der Zellen gesperrt.
Das einzige, was meine winzigen Ohren hören, ist: "Hier unten gibt es keine Regeln..."
8. Monat, Tag 02, im Jahre 18 n.A.
Meine Augen und Ohren sind überall. So bekomme ich auch mit, dass zwei stygische Wachen die Gefangene zu Roklak bringen. Es scheint ihr gut zu gehen. Der Anführer scheint dankbar, bietet ihnen Speis und Trank an, redet dann mit weiteren Gästen, die eintrudeln.
Die Khitai und er reden über einen Vorfall beim Markt... die Zurückgebrachte war mit einem Aufpasser zum Markt gegangen, doch der Aufpasser wurde von einem anderen Khitai getötet, der in ihm den Folterknecht seiner Bunds-Schwester nach einem Hinweis erkannte.
Ein Kampf entbrannte, die Vertreterin des neuen Markthändlers griff ein, die Marktwache ebenso... doch beide wurden von dem Zorn des Khitai auf den Folterknecht getroffen und niedergeschlagen, während jener seinen Kopf verlor. In dem Getümmel nutzte die Sklavin die Chance und floh...
Und doch nutzte es ihr nichts, denn hier steht sie, hört dem Gespräch zu... der Anführer und die Khitai reden lauter miteinander, energischer, dann geht sie, sichtlich wütend. Meine Augen und Ohren sind abgelenkt, ich verstehe nicht alles, versuche die Kontrolle zu verstärken und sie näher zu entsenden als die, die vom Priester und dem Folterknecht gefoltert wurde, selber erscheint... Es geht um einen Handel, mein Diener krabbelt näher... dann sehe ich einen riesigen Schatten über mir. KNIRSCH... Die Kontrolle endet - genauso wie das Leben meines kleinen Freundes, unbemerkt.
8. Monat, Tag 05, im Jahre 18 n.A.
Summend fliegen meine Augen vor dem Eingang des Tempels in der Luft. Ich sehe den blonden Hühnen, nur ohne seine Rüstung. Er ist dort, um die Sache zu regeln, die viele Tage zuvor schief gelaufen war. Er fordert Entschädigung und eine Entschuldigung. Die Tempelherrin zahlt ihm seine Forderung, nachdem sie seinen Worten zuhört und es vollbringt, ihn mit Worten zu besänftigen.
Vermutlich wäre der Vorfall langweilig... wäre nicht kurz danach eine der Khitai Zwillinge gekommen.
Ich kann sie nicht auseinander halten. Der Blonde bezichtigt sie, an dem besagten Tag dort gewesen zu sein... fordert von ihr eine Entschuldigung doch die Khitai leugnet. Der Wachmann, der Zeuge war, bestätigt ihre Anwesenheit bei dem Vorfall und die Tempelherrin übersetzt. Eine weitere Frau ist dort, mit blanken Brüsten. Sie geht in den Tempel, als der Blonde zu seinen Waffen greift - vor dem Tempel. Die Khitai steht an der Schwelle und es scheint, als sei sie sich sicher, dass die Wachen sie beschützen würden. Sie geht nicht auf die Forderungen ein, nicht auf die Drohung und ein Konflikt wird unausweichlich.
Ich bin erstaunt, als meine fliegenden Ohren die Worte der Priesterin vernehmen. Sie spricht von neutralem Gebiet, dass Konflikte nicht hinein getragen werden sollen und sie niemandem Schutz bietet, der in einem Konflikt, der nichts mit dem Tempel zu tun hat, verwickelt ist. Sie verweigert ihr Zuflucht, da sie sich sonst auf eine Seite schlagen würde. Doch da sich der Ort des Konfliktes nicht zu ändern scheint... befielt sie der Wache, sich zurück zu ziehen, zieht die Schwelle der Neutralität bis zu den Türen zurück und schließt diese. Nicht ihr Konflikt... Aber eine Gefahr für die Neutralität des Ortes.
Die Khitai versucht, an das Gewissen der Priesterin zu appelieren, wer sie denn geheilt und ihr geholfen hätte... aber die Priesterin scheint das nicht gelten zu lassen.
Die beiden Kontrahenden... ziehen sich dann tatsächlich zurück, weg von der Schwelle. Eine Brise kommt auf, weht meine Augen und Ohren weg und es dauert, bis das Tierchen wieder an Ort und Stelle ist, dass es mir nützlich ist. Die Khitai scheint niedergeschlagen und bewusstlos und der Blonde richtet Worte an die Wache, die auf dem Dach verharrt, beobachtend, aber neutral. Man solle der Schwester etwas ausrichten, er fordert Münzen zur Auslöse... und höhnt, wenn dem Tempel etwas an der Khitai läge, sollten sie etwas zur Verfügung stellen, damit er sie nicht an den Haaren nackt durch die Wüste schleifen müsse.
Die Wache scheint zu überlegen, wie die Neutralität am Besten gewahrt bleibt, entscheidet sich dann, dem Mann eine improvisierte Trage zu übergeben, nicht, um ihm zu helfen, sondern tatsächlich, um der Frau weiteres Leid zu ersparen. Die Kleidung der Frau wird übergeben, als Teil der Botschaft und kurz scheint es, als sei der Blonde bereit, schon vor Ort der Khitai ein Ohr abzuschneiden. Doch der Wachmann bringt den Hühnen davon ab, ist erleichtert, als der Blonde geht. Er weiß, dass seine Herrin das ausbaden muss und den Zorn der Khitai auf sich zieht.
An einem Ort wie diesen ist es schwer, neutral zu sein...