Das Leben meint es nicht immer gut.
Nein, manchmal ist
das Leben einer Person auf die wesentlichen Dinge reduziert.
Das Wetter ist hart in Nordheim.
Garrthan weiß wie es ist
zu in der Kälte Feuerholz zu suchen. Er weiß wie es ist, zu hungern wenn Jäger
und Fischer mit fast leeren Händen zurückkehren.
Trotz allen Entbehrungen ist er froh hier zu sein. Hier
bei seiner Mutter. Hier in dem Dorf, wo alle wie eine Familie zusammenhalten um
den Widrigkeiten zu trotzen. Hier wo man frei ist.
Die Arbeit bei seinem Onkel, dem Dorfschmied, macht ihm
Spaß.
Pferde Beschlagen, die Schaaren der Pflüge zu reparieren, Pfeilspitzen
und Dolche für die Jagd herzustellen, einfache aber ehrliche Arbeit die einen
am Abend zufrieden und müde in das Bett fallen lässt.
Aber das Leben mein es nicht immer gut. Wie an diesem Tag
als Vater nicht wie gewohnt abends am Steg mit einem Korb voller Fische
anlegte. Als Vater auch während der Nacht und am nächsten Tag nicht nach Hause
kam, wuchs die Unsicherheit. Aus der Unsicherheit wurde nach und nach
Gewissheit.
Gewissheit das Vater wohl die Reise nach Valhalla angetreten hat
und nicht mehr nach Hause kommen würde.
Die Monate vergingen.
Das war nicht das Schicksal das Garrthan für sich selbst
sah. Nein, es musste mehr als ein Leben voller Entbehrungen und einen Tod in
der eisigen See geben. Er fasste den Entschluss in die Grenzregion zu Cimmerien
aufzubrechen.
Er kannte die Geschichten der dortigen Stämme die sich kämpfend
nahmen was sie brauchten.
Ein Leben im Überfluss oder den Tod im Kampf mit dem
Schwert in der Hand. Bei Ymir, so stellte er sich das vor.
Mutter versuchte nicht ihn aufzuhalten. Sie war von
Vaters Verlust noch immer gezeichnet.
Abwesend und beinahe gleichgültig nahm
sie seine Entscheidung auf. Mit seinen 17 Sommern würde er sich nicht umstimmen
lassen, das wusste sie.
In dem Wissen das ihre Verwandten sich um Mutter, wie
in den vergangenen Monaten auch, kümmern würden, nahm er seinen einfachen Dolch
und packte einen Sack mit leichtem Reiseproviant.
Auf dem Weg in die Grenzlande verdingte er sich mit
Tagelöhner Arbeit seine Verpflegung und Unterkunft. Das Leben war noch nicht
leichter geworden.
Gerade als er an seinem Vorhaben zu Zweifeln begann, kam er
in ein Dorf, das wohl immer wieder Männer für die Kämpfe an den Grenzlanden
losschickte.
Hier musste er sich genauer umhören. Hier könnte sein
Abenteuer beginnen, so viel stand fest.
Schnell konnte er den dortigen Schmied
überzeugen, ihm für Nahrung, einen Platz im Stall und ein paar Münzen bei der
täglichen Arbeit helfen zu dürfen.
Tage vergingen und als treuer Gast der Taverne
konnte Garrthan Kontakte zu einer Gruppe junger Männer knüpfen, die sich für
eine Abreise in die Grenzlande vorbereiten.
Er setzte den Schmied von seiner baldigen Abreise in
Kenntnis, packte seine Habseligkeiten und wollte gerade aufbrechen als sich der
Knecht des Schmiedes in seinen Weg stellte.
Er wollte gesehen haben, dass der
Dolch den Garrthan bei sich trägt, vom Lager des Schmiedes stammt. Ein heftiger
Streit entbrannte und als der Knecht mit einem schweren Schmiedehammer um sich
schlug, stach Garrthan zu.
Der Knecht fiel wie eine Vogelscheuche deren Fäden
gezogen wurden zu Boden.
Schnell weg von hier. Er machte sich sofort auf um das
Dorf zu verlassen und sich der Gruppe in einiger Entfernung von hier
anzuschließen.
Die Wachen stellten ihn noch vor Verlassen der
angrenzenden Gehöfte.
Ihm wurde kurzer Prozess gemacht.
Keiner interessiert
sich für die Version des Vorfalles die ein Tagelöhner, der nur gekommen ist um
in die Grenzlande weiter zu ziehen, vorzutragen hat.
Und nun hängt er hier.
Am Weg nach Valhalla ohne seinen
Traum gelebt zu haben.
Ohne die Reichtümer die er sich erträumte und ohne
jemals ein Schwert in der Schlacht geführt zu haben.
Ein entfernter Schatten lässt ihn aus seiner Lethargie
erwachen. Ist es eine Illusion die der Wassermangel hervorruft? Sind es
Raubtiere die sich auf leichte Beute stürzen wollen? Mit zusammengekniffenen
Augen versucht er etwas zu erkennen...
Das Leben meint es nicht immer gut.
Nein, manchmal ist
das Leben einer Person auf die wesentlichen Dinge reduziert. Allen voran... überleben.