Celaine und Karduum

  • Teil 1: Das Fest zur Sonnenwende...


    ...eine willkommene Abwechslung zu den düsteren Tagen zuvor und da die Übereinkunft mit Dschamal ausgesprochen positiv ausfiel, schien der Zeitpunkt gut um neue Kontakte zu knüpfen.

    Der Abend verlief angenehm und doch war das Glück für die Schmugglerin nur von kurzer Dauer.


    Karduum ma Aarif, ein Bürger der Stadt und ebenfalls Mitglied des Rates, nahm die Schmugglerin für ein Gespräch unter vier Augen zur Seite.

    Es war das erste mal das sie miteinander sprachen und obwohl sie sich persönlich nicht kannten, wählte er seine Worte weder mit Bedacht noch verbarg er seine Abneigung gegenüber der Cimmerierin.


    Was darauf folgte war kein Gespräch, keine Verhandlung und kein Austausch von Worten, viel mehr ein Monolog aus Anschuldigungen und Drohungen.

    Ein Versuch zu erklären, zu schlichten wurde ihr jedoch verwehrt als er sie ohne Möglichkeit sich zu äußern und dem Versprechen ihren Kopf zu holen, am Ufer zurück ließ.

    Er hatte seine Entscheidung getroffen, noch bevor das erste Wort seine Lippen verlassen hatte. Doch was hier geschah verstand sie nicht, Karduum beschwor etwas Ungutes herauf, für eine Sache die längst geklärt worden war. Als würde man die Leiche eines Mannes, welcher mit Gewalt ertränkt wurde, erneut an die Oberfläche zerren.


    Celaine's Gedanken kreisten und erneut wurden alte Wunden aufgerissen.


    Verrat... Einsamkeit... Exil...


    5000 Stahlbarren waren geschmiedet worden, für die Freiheit einer Verräterin, die es vorzog ihre Schuld auf ganz Seebrugge abzuwälzen, anstatt Eigens dafür gerade zu stehen.


    Celaine ging mit zu viel Wein im Blut, verwirrt und mit zitternden Händen zum Festplatz zurück. Sie hielt sich im Schatten und beobachtete Karduum, wie er trank, lachte und feierte als wäre nichts geschehen.

    Karduum der von Freiheit sprach als höchstes Gut, in einer freien Stadt, mit freien Bürgern und Märkten wo sie ihre Sklaven verkauften. Diese Heuchler.

    Ihr Hass wuchs je mehr sie ihn beobachtete.


    5000 Stahlbarren, auf die sie letztendlich verzichtet hatte. Ein reichen der Hände, zum Wohle aller aber auch aus eigenem Interesse. Dschamal liebte Leira und ein solcher Handel hätte wohl möglich für noch mehr Unmut unter den Bürgern gesorgt.


    Sie verbarg sich im Schatten, den Dolch aus dunklem Stahl in einer, das Wurfmesser in der anderen Hand und machte sie sich bereit das Fest in einer Tragödie enden zu lassen.

    Der Wein und das Adrenalin das durch ihre Adern rauschte, gaben ihr ein Hochgefühl und sie konnte das Blut schon förmlich riechen, wie früher.


    5000 Stahlbarren, die nun auf ihren Kopf ausgesetzt wurden, da sie in ihrer grenzenlosen Dummheit den Worten Dschamal's Glauben schenkte, ihm trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit Vertrauen entgegen brachte.


    Die Augen brannten mit wilder Entschlossenheit und waren auf ihr Opfer gerichtet, sie würde ihm keine Chance auf einen fairen Kampf gewähren.

    So setzte sie sich in Bewegung und erstarrte sogleich im Schutze der Dunkelheit.

    Warnend und drohend schimmerte der blanke Stahl einer halb gezogenen Klinge, im Lichte der brennenden Fackeln.

    Wie ein Wolf der Witterung aufgenommen hatte und die Zähne bleckte, erkannte Sarkhos der Anführer der Eisenwölfe ihre Absichten und der strenge, vielleicht sogar väterliche Blick aus dem Bernstein seiner Augen retteten mit aller Wahrscheinlichkeit das Leben Karduum's und das der Schmugglerin.


    Sie irrte in der Stadt herum, versuchte die unnützen Gedanken abzuschütteln und ging erst zum Fest zurück, als sie sich beruhigt hatte.

    Es sollte aber nicht lange dauern bis die Situation erneut eskalierte, die Schmugglerin die ihr freches Mundwerk nicht halten konnte, wurde von Karduum öffentlich denunziert und bloßgestellt.

    Nun wusste jeder auf dem Fest um das Kopfgeld und es gab viele Schurken die sich eine solche Chance nicht entgehen lassen würden.


    Zum zweiten Male in dieser Nacht wurde ein Blutvergießen verhindert, als Cora, die all ihren Mut sammelte und sich zwischen die Kontrahenten warf.

    Celaine verschwand daraufhin in der Nacht, sie hatte wohl gehofft in Seebrugge auf einen besseren Menschenschlag zu treffen, Menschen von denen sie etwas lernen konnte und einmal mehr wurde sie von der bitteren Wahrheit erfasst.


    Die Seebrugger waren genau wie die Schmuggler, nichts weiter als Halunken...


    ...und alle waren sie hier eingesperrt.

  • Teil 2: Die Schmugglerbande...

    ...hatte sich in der Kaserne zusammen gefunden und berieten, zumindest versuchten sie es.

    Sie zankten darum, welche Schritte als nächstes getan werden mussten, denn Gerüchte verbreiteten sich schnell.

    Der Schmugglerin droht nun eine neue Gefahr, sie stand kurz davor den Respekt ihrer Männer zu verlieren.


    "Sie hätte den Stahl nehmen und der Hure aus Tortage die Kehle aufschlitzen sollen!" Brüllte einer der Männer.

    "Alles was sie kann ist reden und was hat es uns gebracht?" Ein leerer Krug flog an Celaine vorbei und zerbarst hinter ihr an der Wand.


    Celaine war in Gedanken bei den Wölfen, sie betrachtete die Schnitzerei aus Knochen, die sie unerwartet von Gretha auf dem Fest der Sonnenwende bekommen hatte.

    Ein Geschenk und sogleich ein Hoffnungsschimmer, vielleicht hatte sie sich in der Kriegerin getäuscht.

    Auch wenn ihre Wurzeln dieselben sind, entriss man Celaine gewaltsam ihrer Heimat, als sie nicht einmal sechs Winter zählte.

    Die Bräuche und Sitten des cimmerischen Volkes hatte sie nie so kennen gelernt, wie die Wölfin.


    "Sie hat sich zum Gespött der Leute gemacht, niemand wird uns noch fürchten." Die Anführerin schenkte ihrem Gefolge kaum Beachtung während Bromm, der Hüne und Leibwächter neben ihr besorgt drein schaute. Er verstand kaum was hier passierte, was ihn jedoch nicht davon abhielt, einen geräucherten Fisch zu entgräten und zu verspeisen.


    "Warum sollten wir ihr weiter folgen? Sie hört uns nicht einmal zu! Nehmen wir ihren Kopf und holen uns den Stahl sage ich." Sprach ein kushitischer Söldner und zog sein Schwert.

    Die Faust von Horgash, einem hochgewachsenen Nordheimer mit geflochtenem Bart, krachte auf den Tisch und brachte die Menge zum schweigen.

    Celaine erhob sich daraufhin und aller Aufmerksamkeit war auf sie gerichtet.

    "Wo willst du hin? Wenn du uns nicht führen kannst, wird es ein anderer..." Noch bevor er den Satz beenden konnte wirbelte ein Messer durch die Luft und traf den dunkelhäutigen Halunken mit der gezogenen Klinge genau zwischen die Augen.
    Der Körper sackte augenblicklich in sich zusammen und nachdem Celaine das Wurfmesser wieder aus dem Schädel zog, bäumte sich hinter ihr ein Schatten auf.

    Horgash war heran getreten und die Meute hielt den Atem an, einen kurzen Augenblick wirkte es, als würde der Nordheimer es beenden wollen. "Er war ein Hurensohn aber sein Einwand ist berechtigt." Sprach er mit grollender Stimme.

    Die Schmugglerin schaute auf den noch zuckenden Leichnam und säuberte in aller Ruhe das Messer mit einem Tuch, bevor sie es wieder in ihrem Dekolleté verschwinden ließ. "Ich brauche Zeit zum nachdenken." Meinte sie schließlich und ging zur Tür.

    "Ich kann die Arschlöcher nicht ewig zurückhalten, pass auf dich auf." Brummte Horgash ihr nach und fuhr sich mit der schwieligen Hand durch den Bart.

    Celaine und Bromm gingen, sie wusste das sie ohne Resultate nicht zurück kehren konnte und ein Blutvergießen wollte sie wenn möglich vermeiden.
    In ihrer Hand befand sich noch immer, fest umschlossen, die Schnitzerei der Wölfin.
    Der Wind heulte trügerisch und verriet die Höhlen in der Nähe und sie blickte dem Sonnenuntergang entgegen. Welche Wahl blieb ihr noch, dachte die Schmugglerin als der Wind zu einem Sturm heran wuchs und ihr rabenschwarzes Haar zerzauste.

    Sandsturm... Knochen... Das Flüstern in der Dunkelheit...

    Sie könnte um die Hilfe der Eisenwölfe bitten oder sich der Gnade Karduum's ausliefern. Sie könnte aber auch einen neuen mächtigen Verbündeten suchen, den einen, dessen Namen man mit Angst und Schrecken verbindet. Keine der drei Optionen würde ihr leicht fallen, doch entscheiden musste sie sich bald, denn ihr Kopf war nun 5000 Stahlbarren wert. Sie wollte leben, doch von nun an war jeder Moment ein Leben an der Schwelle des Todes... mehr als je zuvor.



  • Teil 3: Der Tod Karduums und der Verfall der Schmuggler...


    ...blutbesudelt und ohne Regung stand sie dort, vor der Leiche des Mannes den sie mit einer List in ihr Versteck gelockt hatte, nur ihre Brust hob und senkte sich deutlich vor Anspannung.

    Doch nicht die Anstrengung des Kampfes war es, die ihren Puls beschleunigte.


    Sie wusste ob der unmenschlichen Kraft Bromm's und das was anrichten konnte, doch als der schwere Hammer auf Karduum ma Aarif hernieder fuhr, die Knochen knirschend brachen und das Blut ihr ins Gesicht spritzte, zuckte auch sie kurz zusammen.

    Er hatte den Mann wie einen Käfer zerquetscht und sie selbst stiess ihren Dolch immer wieder in den weichen Leib des Opfers.


    Mit absolutem Gehorsam hatte er ihre Befehle ausgeführt, ohne Fragen zu stellen und ohne Widerworte zu geben.

    Der sonst so sanfte Riese, der kürzlich eine Leidenschaft für Gärten entwickelt hatte, konnte durchaus mitfühlend sein.

    Aber in seiner Welt gab es nur das Gute und das Böse, keine Grauzonen dazwischen.

    Wenn jemand böse war, dann tat er alles um das Gute zu beschützen und Karduum war sehr böse, hatte Celaine ihm gesagt.

    Er hatte den Hammer geschwungen und doch trug er keine Schuld, hatte kein Blut an den Händen, sein Gewissen war rein.


    Celaine beneidete Bromm um sein einfaches Gemüt, jetzt wo Ruhe eingekehrt war und die sanfte Brise das Blut auf ihrer Haut trocknete und sie sogar ein wenig frösteln ließ, lastete die Schuld schwerer auf ihren Schultern als ihr lieb war.

    Ihr war durchaus bewusst, das sie unter anderen und angenehmeren Umständen, wohl möglich Freunde hätten sein können.

    Aber es war zu spät, zu spät für Reue, zu spät für ein Umdenken.

    Stets hatte sie versucht zu handeln, stets ist sie damit auf die Nase gefallen und nun hatte sie wieder einmal alles verloren, wegen der Kurzsichtigkeit diverser Männer.

    Ist sie schuld daran? Ja, mit Sicherheit auch, die Schuld bei anderen zu suchen wäre auch viel zu einfach und würde wohl kaum erklären, warum sie sich jetzt so elend fühlte.

    Celaine hatte mit diesem Mord ein weiteres Tor geöffnet, welches nicht mehr geschlossen werden konnte, eine weitere Narbe auf der Seele.

    Früher schon, hatte sie hinterhältig gemordet, doch nun befindet sie sich an einem Punkt, wo jedes weitere Opfer ihren Tribut fordert.


    Die ehemalige Schmugglerin versuchte die unnützen Gedanken beiseite zu schieben, denn für Reue war es zu spät.

    Sie musste nun stark sein wenn sie überleben wollte und stand bereits mit einem Fuß an der Schwelle des nächsten Tores.

    Mit entschlossenem Blick, schaute sie in die glasigen toten Augen Karduum's und gab Bromm Anweisungen den Leichnam zu zerlegen.

    Sie würde die Gliedmaßen noch brauchen, denn es galt noch jemanden in die Falle zu locken, jenen der es erst soweit kommen lassen hatte, jenen der nach Celaine's Empfinden die größte Schuld an dieser Tragödie zu tragen hatte.

    Niemand wird von dem Tod Karduum's erfahren und solange jemand bereit ist für seine Freiheit zu kämpfen, so lange hatte sie ein Ass im Ärmel.


    Sie scherzte noch mit Bromm, was man mit seinem Fleisch alles anstellen könnte, auch wenn es innerlich in ihr brodelte und schmerzte.

    Daraufhin schnitt sie Karduum den Kopf ab und so schändlich wie sie die Leiche auch behandelte, den Rest würde sie anständig begraben und den Verblichenen auf ihre Weise ehren.


    ---


    Während dessen an einem anderen Ort, brannte ein Scheiterhaufen lichterloh unter dem Nachthimmel.

    Die Schmugglerbande, oder das was davon übrig geblieben ist, hatten grölend und saufend einen Händler, welcher hoffte seine zwielichtigen Waren den Schmugglern gewinnbringend verkaufen zu können, am lebendigen Leibe verbrannt.

    Sie hatten kein Interesse daran Handel zu betreiben, töteten wahllos und nahmen sich was sie brauchten, denn etwas herzustellen vermochte dieses Pack nicht.

    Ohne Führung verfielen sie in alte Muster, brachten sich gegenseitig um und überfielen Reisende und Händler heimtückisch.

    Horgash der letzte noch halbwegs aufrichtige Kerl der Meute, schwamm längst mit dem Kopf nach unten bei den Fischen und Razir der Feuerteufel schuftete mit dem Speer im Rücken, Tag ein und Tag aus um Dämonenfeuer herzustellen.

    Trotz der chaotischen Zustände, waren sie gefährlich und unberechenbar, Diebe und Meuchelmörder schlichen des Nachts durch nahegelegende Dörfer der Einheimischen und am Tage versperrten sie Talzugänge mit ihren schwer gerüsteten Banditentrupps, um Wegzoll zu einzufordern.



    In dieser Geschichte gab es wahrlich keine Gewinner...


    ...einzig und alleine Bromm, der auf dem Begräbnis Karduum's mit Begeisterung eine neue Art von Würmern in der Erde gefunden hatte und diese genüsslich in einen Topf Honig tunkte um sie anschließend zu verspeisen.

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  • Teil 4: Die Ruhe vor dem Sturm...


    ...es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Wagemutigen auftauchen würden.

    Celaine wusste von dem Kopfgeld, das wieder einmal vorschnell ausgeschrieben wurde, offenbar lag den Seebruggern nicht viel an der Unversehrtheit Karduum's.

    Sie würde später ein Ohr des Toten schicken, Bromm wusste glücklicherweise wie man Fleisch kühl halten konnte, auch an den heißesten Tagen.


    Celaine zündete eine weitere Kerze an und stellte sie neben das Grab, eine weitere für jeden Tag, nachdem sie den Mord begannen hatte.

    Sie fand allmählich Gefallen an diesem friedlichen Ort, fernab des Trubels, der Intrigen und finsteren Machenschaften.

    Das einzige was kaum zu ertragen war, waren die Gedanken die sie quälten.


    Sie erinnerte sich an die Worte Leira's und die Frage, ob sie je richtige Freunde besessen hatte.

    Worte, welche erst jetzt ihre volle Wirkung entfalteten und sie die niederdrückende Wahrheit vor Augen führte.

    Ihre Beziehungen waren meist nur kurze Momente der Lust, wenn die Männer sie nicht ausnutzten, dann tat sie es.

    Und falls tatsächlich mal jemand mehr von ihr wollte, ging sie auf Abstand, offenbar wollte sie unglücklich sein.

    Dieser Form der Zweisamkeit zog sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben und ist vermutlich mit einer der Gründe für ihr ambivalentes Verhalten.

    Sie blickte zu Bromm, der in seinem Garten wühlte und war dankbar darüber das der Riese kein Verlangen empfand, jedenfalls hatte sie nie soetwas bei ihm beobachten können.

    Celaine erschauderte bei dem Gedanken und machte sich wieder ans Werk.


    Bromm war erfreut das die ehemalige Schmugglerin sich an seinem Garten beteiligte, das jemand sich für ihn und sein Handwerk interessierte.

    Für sie war die körperliche Arbeit ein Werkzeug, wenn sie sich nur genug darauf konzentrierte, konnte sie die düsteren Gedanken zur Seite schieben und etwas Frieden finden.

    Ihr fehlte der Handel nicht und auch nicht die Bande von Verbrechern die sie angeführt hatte, sie werden sich selbst auffressen und das lag nicht länger in ihrer Verantwortung.


    Kommt nur, dachte sie... sie war bereit sich allen zu stellen, bis in den Tod...



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    Carlyn - Späherin der Eisenwölfe

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