Sie baute! Keine kleinen Bauten, nein. Sondern große, die für viele Menschen nutzbar waren. Ein Rathaus, die Mühle und jetzt auch noch die Brauerei mit angeschlossener Weinkellerei. Man ermutigte sie, hörte sich an, was sie zu sagen hatte.
Nein, sie war nicht mehr die Sklavin, die an die Kette gelegt wurde. Jetzt hatte sie etwas, was lange Zeit nicht in Reichweite gewesen war. Aber mehr noch als das zählten die Menschen, die sie in diesem verfluchten Land kennengelernt hatte.
Dschamal, das ehemals stumme Plappermaul. Shaya, die ruhige Heilerin. Barloran, der Verzweifelte und nicht zuletzt Karduum, das Schlitzohr.
Komischerweise hatte sie zu allen Vertrauen, obwohl sie die Leute noch nicht so lange kannte.
Es war ein neuer Auftrag hereingekommen und sie hatte sich mit den anderen gemeldet, eine Karawane zu begleiten. Sie war eine der Späherinnen. Whisp von den Eisenwölfen die andere. Anfänglich hatte sie Whisp eher skeptisch betrachtet. Sie und Ihr grobschlächtiger Kumpel waren sich gegenseitig am hochschaukeln und Wetten am abschließen. Nur ging es hier nicht ums Würfelglück, sondern um Menschen. Was wieder bestätigte, das ein Leben nicht viel wert war. Nur Punkte bei einer Wette. Allerdings musste man sagen, das Whisp gut war. Auf jeden Fall, was ihre Arbeit anging.
Es hatte schon nicht gut begonnen. Immer wieder wurde ein Weg gewählt und dann wieder verworfen. Hindernisse, mit denen man in einem solchen Ausmaß nicht gerechnet hatte, türmten sich auf. Tulak hatte sie nicht vergessen, sondern alle nur in falscher Sicherheit gewiegt. Jetzt ging es wieder los.
Eigentlich hatte sie es gebraucht, wieder ein Risiko einzugehen. Zu sehen, ob sie auf Messers Schneide tanzen konnte, ohne abzustürzen. Allerdings hatte diesmal Karduum's Blick ihr klar gemacht, das es nicht so einfach war. Sie traute ihm mehr, als jemals jemand anderem. Was da war, wusste sie nicht und sie hütete sich dafür zu viel darüber nachzudenken.
Er sollte sich jedoch keine Vorwürfe machen. Sie war leichtsinnig. Tanzte immer wieder mit dem Tod um zu sehen, ob er sie diesmal holen kommen würde. Bis jetzt war das nicht geschehen. Und auch diesmal war sie davongekommen. Die Bauchwunde war zwar nicht harmlos, aber auch nicht so schwer, das es sie töten würde.
Karduum saß an ihrem Bett, wachte über sie. Sie hatte die Augen geschlossen, ab und an öffnete sie die Lider einen Spalt, um ihn zu beobachten. Dann fand der Schlaf sie und zog sie hinab. Der letzte Gedanke war: "Ich kann schlafen, er passt auf ...."