Endlich habe ich diese Schriften wiedergefunden. So viel Schreckliches ist geschehen und hat am Fluss Narben hinterlassen. Mir klingen die Worte meiner Sklavin im Ohr, da sie mir sagte, das dieses Land uns alle fressen wird. Bei einigen hat es das nun getan und ich trauere um sie.
Jemand hat einen Schrein errichtet, dort wo man ihn nicht finden wird. Zum Gedenken an die Dinge die geschehen sind. So wie mein Herr einmal in jedem Wochenlauf zu diesem Verdammten Tempel ging um zu Opfern, letztlich war es wohl umsonst, so will ich nun das selbe für ihn tun und einmal in jedem Wochenlauf zu dem Schrein gehen um nach dem Rechten zu sehen.
Sein Erbe hat mich auf einmal zu einem reichen Mann gemacht und Daschira gefällt das ganz gut, für mich fühlt es sich aber noch falsch an.
Abgelehnt habe ich es nicht, denn das wäre Dumm in dieser schlimmen Zeit.
Eine junge Frau ist gekommen. Der Herr hat sie angekündigt und ich habe ja auch schon nach ihrem Haus gesehen. Das Schiff das herrenlos in der Bucht liegt hat ihr wohl gefallen und sie möchte wohl näher zu der Stadt ziehen.
Ob sie Schutz sucht oder anderes? Die Stadt gibt viel... Schutz vor Hunger, Schutz vor Armut, überall sind Menschen und tun ihr Werk. Sie scheint unzerstörbar und schlimmste Schäden verschwinden durch die Arbeit der Zimmerleute und Maurer in wenigen Tagen.
Doch vor der Einsamkeit der Seelen, vor Trauer und Zorn, der Dunkelheit in den Herzen, davor schützt sie nicht.
Doch ich habe den Entschluss gefasst das Werk fortzusetzen. Ich bin nicht mein Herr, und meine Stimme wird leiser, die Kraft meiner Arme geringer sein. Doch ich will bleiben bis das Land alles gefressen hat und der Sand alles was ist zudeckt.
Daschira ist mir eine grosse Hilfe. Was uns die hier eingesperrt sind, so schwer und bedrohlich scheint, das ist für sie geliebtes Zuhause. Sie hat mir am Abendlichen Feuer von dem Land berichtet und ich beginne es zu verstehen.
Ich spüre das es auch mir beginnt zur Heimat zu werden.
Ich will mit ihr die Schneiderei aufbauen und muss dazu dringend mit Tjodlik und Neretwar reden. Man könnte sich zusammentun. Doch auch mit der Waffe muss ich vertrauter werden, den nichts hier ist friedlich und ich werde schützen müssen was ich aufbaue.
Doch langsam, den ich liege noch, niedergestreckt von einem Ritual. Fast mein Tod was ich vorher nicht wusste. Sie sagte mir sie wolle mich schützen und fragte ob ich mit ihr eine besondere Bindung eingehen wolle. Nicht wie Gefährten oder Liebende, sondern auf andere Weise. Ich weiß nicht warum ich ihr so vertraue, aber hier kann man alle Hilfe brauchen und immerhin ich lebe noch.
Wir waren dazu an dem Tempel den sie besucht und Grundgütiger, was für ein Ort. Es roch nach dem Feuer und den Opferungen. Ich bin an den Geschehnissen gewachsen, doch hier war ich plötzlich klein und ein nichts. Sie stand vor dem Feuer bei dem Priester. Ein unwirkliches Bild. So schön ihr Körper sonst anzusehen ist, so überzogen und fast riesig wirkte er in dem Moment. Selber brennend und dämonenhaft. Nur so ist zu erklären das ich den Dingen folgen könnte die sie forderte. Ein Opfer wurde gebracht und ein Trank bereitet wo auch mein Blut mit darin enthalten war. Oh ich unwissendes Schaf, wie heftig warf mich dieser nieder. Ich spürte noch von ferne wie sie sich auf meinen Körper setzte und mir war, als wäre mein Geist von ihm getrennt. Kann ein Mensch Farben schmecken ? Kann man Gerüche sehen ? Ich kann nicht niederschreiben was das war, doch meine Sinne vermischten sich, wurden durchmischt von etwas Dunklem was da war und mir Furcht und gleichzeitig Stütze gab. Und doch entglitt ich. War dieses immer langsamer werdende Trommeln mein Herz? Ach der Weg war so weit zurück und wohin musste ich überhaupt. Ich war orientierungslos in dem Wirbel aus Eindrücken, war da überhaupt noch ein Band? Immer wieder grollte Donner durch diese seltsame Welt. Kann man Donner verstehen?
Ein Faden nur noch und doch....
Es war eine Flutwelle. Mit einem Schlag riss mich dieser Faden der wohl deutlich mehr war, in meinen Körper zurück. Von der Stelle aus da wir uns so nahe waren, durchströmte mich Kraft und Empfindungen und zwangen mein Herz zu einem Schlag wie es nie zuvor einen getan hatte. Schreien ? Unmöglich in dem Moment. Weiter und weiter schlug es und trieb mich mit aller Kraft ins Leben zurück. Die Sinne klärten sich nur widerwillig und ich war zutiefst erschüttert.
Sie brachte mich Heim, wie genau weiß ich nicht. Ich bin auch nicht sicher wie lange ich geschlafen habe. Da ist sie grade nicht, doch von unten höre ich Geräusche und der Duft von Essen liegt in der Luft.
Ich muss mit ihr reden, denn das war nicht was ich erwartet hatte.
Doch noch will ich nicht aufstehen den ein seltsames Gefühl ist in mir und ich hoffe keinen Schaden genommen zu haben.
Wenn es besser ist will ich sie suchen.