…das Feuer knisterte, Wiborg schaute in die Glut und dachte an die vergangenen 12 Monate zurück. Er dachte an seinen ersten Tag als er den ersten Reliktstein gefunden und die mittlerweile vertraute Stimme das erste Mal gehört hatte. Wiborg wunderte sich, dass er nicht an diesem Tag komplett verrückt geworden ist. Erst rettete ihn dieser fremde Cimmerier vom Kreuz, dann sprach der Reliktstein zu ihm, dann sah er Geister und begegnete einer riesigen Fledermaus.
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Glücklicherweise hatte die Fledermaus wohl Angst vor ihm gehabt oder war einfach nur gesättigt gewesen, denn sie ist einfach davon geflogen. Wiborg hatte bisher nur einmal, aus weiter Entfernung, so eine riesige Fledermaus in den acheronischen Ruinen auf Tortage gesehen. Damals war er als "Spion" im Auftrag der königlichen Leibgarde unterwegs gewesen und sollte Informationen beschaffen. Das er von diesen Banditen und Piraten nicht gelyncht worden ist hatte er damals dieser wilden rothaarigen Bärenschamanin zu verdanken. Ein breites Grinsen breitete sich auf Wiborg´s Gesicht aus als er an die Nächte mit ihr dachte.
Dann verschwand das Grinsen und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich als er an die Verfolgungsjagden dachte, die er in den ersten Wochen erleben musste. Er war nicht alleine, es gab viele Verdammte und die meisten waren zurecht hier. Sie wollten einen bestehlen, versklaven, schänden, verstümmeln, erschlagen... Viel hatte er über sich ergehen lassen müssen aber Wiborg hatte schnell Wege gefunden sich zu wehren oder sich zu verstecken. Immer auf der Flucht vor anderen Verbannten war er schnell nach Norden, dem Fluss entlang, vorgestoßen. Diese neue Umgebung, das Kilma, die Tiere und Monster, die Untoten und die Verbannten, all dies zerrte in den ersten Wochen sehr stark an seinen Nerven. Sein Körper hatte kaum Zeit sich von den Wunden zu erholen. Notdürftig hatte er sich zusammenflickt und versorgt. Wiborg hatte nur begrenztes Wissen über Heilung, eigentlich nur was er vom Barbier im Feldlager mitbekommen hatte. Nachts träumte er von seiner toten Frau die ihn fragte, warum er sie nicht beschützt hatte, von seinem Sohn der an einem Kreuz hin und ihn vorwurfsvoll Ansah und von Verbannten die ihn immer wieder schändeten.
Wiborg biss ein großes Stück Fleisch ab und dachte an jenen schicksalhaften Tag von ca. 7 Monaten. Mittlerweile hatte sich einen kleinen Unterschlupf gebaut und war einigermaßen gut ausgestattet. Er wusste um welche Gebiete in seiner Nähe er einen Bogen machen sollte und wo es was zu holen gab. Er wusste nun, warum man ihm das Armband angelegt hatte und das jeder, der die "grüne Mauer" durchschreiten wollte, dem Tod geweiht war. Er war fasziniert von dieser Magie des "Alten Volkes". Wer waren die Herrscher dieser Ruinen gewesen? Wer hatte so große Bauwerke erschaffen können? Welche Macht war nötig gewesen, um die grüne Mauer und die Armbänder zu erschaffen oder die Toten wieder auferstehen zu lassen? Welch dunkle Magie war nötig, um die Geister zu binden oder die Reliktsteine zu erschaffen? Ein Verbannter, den Wiborg gefangen hatte, erzählte ihm von einem Reliktstein weiter im Süden und einer Sternwarte. Das alte Volk war von den Sternen gekommen, es konnten nur Götter sein. Er hatte schon viel über die acheronischen Zauberer und Magier gehört und gelesen aber diese Magie war um einiges mächtiger...oder waren es doch reinblütige Acheronier oder gar Lemurier gewesen? Wiborg wollte mehr über das alte Volk bzw. die alten Götter erfahren aber ihm fehlten die Mittel. Er brauchte eine bessere Ausrüstung, er brauchte eine richtige Basis, er brauchte Männer, nein Frauen. Wiborg´s Gedanken kreisten herum und er überlegte wie er es am Besten anstellen sollte.
Dann an besagten Tag sammelte er all seinen Mut zusammen und brach zu einer großen Brücke auf. Wiborg untersuchte vorsichtig die Ruinen. Für sein alter war die Brücke, welche übrigens wie es sich herausstellte ein Aquädukt war, ziemlich gut erhalten. Die Forschungsneugierde hatte ihn gepackt und er begann die Ecken und Winkel zu erkunden. Aber jedes Geräusch lies ihn wie ein scheues Tier zusammen zucken. Es gab so viel zu entdecken, dass Wiborg beschloss ein paar Tage zu bleiben. Ab und zu näherten sich auch andere Verbannte den Ruinen, wahrscheinlich Plünderer. Wiborg tötete sie, wenn er konnte oder versteckte sich und jagdte den Fremden Angst ein, indem er unmenschliche Laute von sich gab. Es gab nun Gerüchte, dass es auf dem Aquädukt spuke oder ein Verrückter, der sich mit Gedärmen behängt, dort aufhalte. Mit der Zeit blieben die anderen Verbannten auf Abstand. Wenn er auf Nahrungssuche war traff er auch andere Verbannte, die sich neutral verhielten. Wiborg versuchte mit ihnen über die alten Götter zu reden aber anscheinend hielten sie ihn für verrückt. Diese Narren kümmerten sich nur um ihr jämmerliches kleines Leben anstatt der Sache auf den Grund zu gehen und nach einem Ausweg zu suchen. Lieber führten sie Krieg gegeneinander anstatt zusammen hinter das Geheimnis des Armbands zu kommen. er würde das Rätsel lösen, er würde durch die grüne Wand ohne Armband marschieren und er würde RACHE nehmen...
Eines Tages entdeckte Wiborg eine Steintafel mit Symbolen im Sand. Die Symbole kamen ihn bekannt vor. Sie ähnelten denen aus den acheronischen Ruinen aber waren trotzdem anders. Bei genauerer Betrachtung fiel ihm die Steintafel ein, die er bei seiner Flucht vom dem Stamm der Pougoi gesehen hatte. Hatte ihr Anführer nicht was von Sternenbrüdern erzählt, Magier die vom Himmel kamen...Wiborg wurde es kalt obwohl die Sonne unerträglich heiß brannte. Seine Gedanken überschlugen sich und er fing an am Fuße der Steintafel zu graben. Vielleicht konnte er Scherben finden, die weitere Hinweise geben konnten. Plötzlich hörte er ein Geräusch als er mit seiner Holzschaufel, welche eigentlich nur ein günstig gebogenes Stück Holz war, auf etwas hartes stieß. Wiborg legte die Schaufel beiseite und fing an mit der Hand zu graben. Dann sah er ihn aus dem Sand ragen...einen Dolch. Wiborg griff nach dem Dolch, zog ihn aus dem Sand und betrachtete ihn in der Sonne. Noch nie hatte er einen solch gefertigten Dolch gesehen, er war völlig fasziniert. Wiborg bekam deshalb auch nicht mit, dass sich an der Stelle wo er den Dolch herausgezogen hatte plötzlich ein kleiner Strudel gebildet hatte und den Sand nach unten zog. Zu spät bemerkte Wiborg wie der Sand unter seinen Füßen nachgab und er nach unten gezogen wurde. Er glitt ungefähr 30 Meter schräk in die Tiefe und kam an einer Felswand zum halten. Glücklicherweise dämpfte der dortige Sand seinen Aufprall. Seine linke Hand schmerzte und Wiborg sah, dass der Dolch in ihr steckte. "Verdammt" schrie Wiborg und zog den Dolch heraus. Er schaute sich um aber sah nur Finsternis. Nur von oben schien ein kleiner Lichtstrahl herein. Wiborg erkannte einen in den Fels gehauenen Gang und sowas wie Treppen. Er griff in seine Tasche und verband sich mit einigen Leinen die Hand. Die restlichen Leinen verwendete er dazu, um sich eine primitive Fackel zu bauen. Es war kein Zufall, dass er den Dolch gefunden und hier gelandet war. Wiborg ging den Gang noch etwas weiter und stand plötzlich in einer riesigen Höhle. Er erkannte einige Fundamente des Aquädukts aber auch extra erschaffene riesige Symboltafeln. Er lächelte, hier soll es seinen Anfang nehmen. Er fühlte sich vom Sturz etwas schwindelig und seine Hand pochte wie verrückt. Wiborg legte sich hin und fiel sofort in einen tiefen Schlaf. Mit diesem Tag bekannen seine Träume...
...der riesige Kopf des Insektenartigen Wesen drehte sich zur Seite und betrachtete Wiborg. Es war aber nur eine Erscheinung, ein Geist. Er selbst nannte sich der Archivar. Wiborg sollte zu ihm kommen, er würde ihm helfen. Wiborg konnte ihn nur schwer verstehen. Dann erschien plötzlich ein weiteres Wesen aber diesmal kein Geist. Der Archivar sprach ihn mit Hohepriester an. Dieser schien aggressiv zu sein und wollte sich wohl gegen den Archivar stellen. Der Hohepriester befahl Wiborg Opfer zu bringen...Menschenopfer und zeigte dabei auf den Dolch den Wiborg gefunden hatte. Der Dolch der Verdammnis...
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Auch erschien ihm in seinen Träumen Klael, der Kriegstreiber. Er flüsterte Wiborg zu, dass Wiborg herrschen müsste, um seine Ziele zu erreichen. Er sollte sich ein Heer von Sklaven zulegen.
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Wiborg kehrte zu seinem Unterschlupf zurück, nahm was er tragen konnte und zündete die Hütte an. Er zog in das Aquädukt und begann in der Höhle eine geheime Basis zu bauen. Hier hatte er seine Ruhe, hier konnte er seine gefangenen Verbannten zu hörigen Sklaven machen. Er erzählte den Sklaven von seinen Träumen und Wiborg merkte, dass die Frauen ihm mehr zuhörten als die Männer. So begann Wiborg sich langsam eine Gesellschaft aufzubauen. Zuerst begann er die Gefangen nach Berufen zu sondieren. Jeder Gefangene wurde ausgefragt: Was hatte er für einen Beruf gelernt, was konnte er über seinen Beruf erzählen? Was wusste er über die anderen Verbannten und über andere Clans? Wiborg fing an, auf Anraten des Archivars, alles aufzuschreiben. Fähige Handwerker wurden als Sklaven gegen benötigte Güter eingetauscht. Die Männer die nicht als Handwerker oder Soldaten zu gebrauchen waren wurden mit dem Dolch der Verdamnis geopfert. Die Frauen schlossen sich mehr oder weniger freiwillig Wiborg an. Jede erhielt einen Schnitt mit dem Dolch an ihrer linken Hand. Danach gingen sie ihren Berufen nach oder wurden Aufgaben zugeteilt. Wiborg lies die Mauer wieder aufbauen und Tore setzen. Kleine Jägertrupps wurden ausgesandt, um Sklaven zu fangen. Teilweise strömten Freiwillige herbei, die sich Wiborg anschließen wollten. Sie hatten von alten mächtigen Göttern gehört, die zu ihm sprachen.