Langsam findet Tekal seine Besinnung wieder und vernimmt ein schabendes Geräusch neben sich. Mit einiger Mühe kann er seinen Blick zur Seite wenden und erblickt Miriamel die durch die erdrückende Hitze und die
heiße Sonne nur langsam ihren Kopf drehen kann. Tekal blinzelt ihr zu und an ihrem Blick erkennt er, dass auch sie die Zingaranerin, die
mit geneigtem Kopf, lethargisch undeutliche Worte brabbelnd, erkannt hat. Missmutig gibt er ein angestrengtes Schnauben von sich.
Er konnte sich ganz genau die Gedanken von Miriamel vorstellen. Es war ihr ins Gesicht geschrieben;
„
Nie hätte ich gedacht können,
dass wir hier enden. Etwas Gutes hat die Situation dann doch: Wir
hängen hier gemeinsam. Ein schwacher Trost, aber in unseren Reihen
gab es keinen Verräter. Niemanden, der sich gegen die Bruderschaft
gestellt hat um sein Leben zu retten oder einen schnellen Tod zu
haben.
Ich kann nicht anders als Stolz zu
empfinden, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Trotzdem koche ich
vor Wut.
Es war der Auftraggeber. Er hatte
gefeilt, gewinselt, auf Knien die Obrigkeit angefleht und alle Schuld
von sich gewiesen, aber auch er hing mit uns. Er hätte ein tausend
Mal schlimmeres Schicksal verdient, aber es fällt mir schwer mir
einen schlimmeren Tod auszumalen.“
„
Es war ein simpler Auftrag. Wir
haben die Gepflogenheiten geachtet. Wie also waren sie hier gelandet?
Wir haben niemanden ausgeraubt und ganz sicher auch niemanden
getötet. Das hatten Sie uns angehängt und wir konnten es nicht von
uns weisen. Auch nicht die Diebstähle. Aber das war nur erfunden.
Was war es also? War es der Einfluss des Käufers, den sie
unterschätzt hatten? War es die unendliche Gier oder war es einfach
nur Pech?“
Stunden vergingen und Tekal bearbeitete seine Fesseln und Handgelenke. Er wusste nicht wann genau oder wie, aber schließlich gaben seine Fesseln nach. Hatte er Hilfe oder war es einfach Glück? Egal, ein Siegesschrei entrann seiner Kehle.
Er fühlte förmlich den neugierigen Blick Miriamels. Tekal befreite seine Mitstreiter von den Kreuzen und auch die wüstentochter Miriamel, ihr Fähigkeiten werden ihnen hier das Überleben sichern.
Genau konnte er ihre gemurmelten Worte hören als er sie vom Kreuz holte.
„Wir haben dem Tod wieder ein
Schnippchen geschlagen“
schießt es ihr durch den Kopf. „Es ist sicherlich nicht
das letzte Mal, dass der besonnene Tekal sie aus einer brenzligen
Lage befreit.“
„
Ohne Pferde, aber mit einem
Auftraggeber der ihnen das erst eingebrockt hatte und es war noch ein
weiter Weg - zu weit, um einen ehemals wohlhabenden Auftraggeber,
nein, eher einen jämmerlichen Verräter durchzuschleppen.“
„Wir werden uns jetzt
durchschlagen. Von Bruder zu Bruder der deine bis in den Tod. Nur der
Auftraggeber wird diese Nacht nicht überleben.“
Tekal nickte grimmig.