[DE][RP] Schatten von Skelos

  • 7. Monat, Tag 7, im Jahre 18 n.A.

    Ein Zug von Menschen durchquert die Wüste, Männer und Frauen die sich fanden, durch die Bitte eines Khitai. Verschiedene Herzen, verschiedene Ziele, vereint durch die Suche nach einer Seele aus ihrer Mitte. Nordwärts reisen sie, messen sich mit den Dienern der Schwarzen Hand und wilden Bestien mit schillernden Panzern. Sie finden die Gesuchte, die Diebin, endlich wieder. Kalter Hass und heißes Blut. Ein Nehmen für ein Nehmen. Der Preis für Verlangen wird bezahlt und doch...kein Leben ist verloren. Noch nicht.

    Anderorts wird gewonnen unter den Augen der vielgesichtigen Göttin. Seelen finden zueinander, manche angeworben, andere Errettung im Vertrauten suchend. Verbindungen werden geschlossen und mit Leidenschaft besiegelt. Ein Mann findet eine Heimat und die Ahnung von Feierlichkeiten liegt in der Luft.

    Kann ich teilhaben? Ich darf nicht. Nähe birgt Gefahr. Ich bleibe, wo ich bin und sehe weiterhin. Sehe Verlust und Gewinn in all ihren Formen...

    7. Monat, Tag 10, im Jahre 18 n.A.

    Sie wagt es... nähert sich den Sklavenjägern... verlangt den Mann mit der Maske zu sehen, will sich überzeugen, dass er sicher verwahrt ist. Sie spricht Worte der Warnung und der Verachtung, ein Mummenschanz. Vielleicht weiß er etwas über sie, was ihr nicht recht wäre, dass es herauskommt...?


    Fordert sie daher seinen Tod? Wo sie noch willig an seiner Seite war? Wo sie sich hat herumkommandieren lassen? Zweischneidiges Spiel... das irgendwann Konsequenzen fordern wird.

  • 7. Monat, Tag 11, im Jahre 18 n.A.

    Leise lausche ich den Worten, die in der Taverne gesprochen werden...

    Es wird berichtet, dass die Frau, die dem Zimmermann und dem Gast gegenübersitzt, aus den Händen der Piraten befreit wurde, Imiu ihr Name, jene mit dem Glauben an die schändliche Göttin... Sie sollte dem Kapitän dort zu Diensten sein - und wurde dann doch von jemanden befreit... der sie in die Wüste brachte, ihr Essen und Trinken verweigerte und sie zum Sterben zurück ließ, bis sie gefunden wurde von den Einwohnern des kleinen Dorfes. Sie halfen ihr, päppelten sie auf - und wollten sie zum Tempel ihres Glaubens bringen.

    Der Zimmermann bat den Gast, Imiu mitzunehmen, ihr ein Zuhause zu geben... damit sie ihren Glauben ausleben konnte, ohne erneut Gefahr zu laufen, dass ihr Gewalt angetan würde.

    7. Monat, Tag 12, im Jahre 18 n.A.

    Meine Augen hängen Kopfüber... Stück für Stück nähere ich mich dem Kopf der Statue, halte mich fest. Drehe mich, die 8 Beine verharren dann und die Augen blicken nach unten. Ich sehe die Bediensteten des Tempels, ihre nackte Haut festlich mit Linien und Farben verziert, tanzen zum leisen Takt der nackten Füße auf dem steinernen Boden. Selbst die Wachen sind festlich bemalt und doch achtsam, passen auf, das niemand die Feierlichkeit und die Zeremonie stört.


    Sie ist da... ich höre ihre Anrufungen, lausche ihren Ausführungen, ihrer Predigt über Tod und Lust... verschlungene Worte... ob sie weiß, was sie damit von sich selber preis gibt? Und doch fährt sie fort. Vor ihr kniet ein Mann, einer fremden Glaubens, der nun sein Gelöbnis ablegt, der seinen Göttern entsagt und ihren Glauben annimmt.


    Es breitet sich aus, wie eine Seuche...

  • 7. Monat, Tag 15, im Jahre 18 n.A.

    Mit schädelartiger Maske verlässt sie den Tempel, barfüßig, die schwarzen Riemen umschmiegen den Leib. Was plant diese Teufelin diesmal? Einer meiner Diener schafft es, haftet sich an einem der ledernen Riemen an und lässt sich von ihr tragen. Leichtfüßig eilt sie über den steinernen Boden, die Halme und Gräser der Steppe. Die Haut schimmert fast elfenbeinfarben in der Sonne, die erbarmungslos auf das Exil niederbrennt und die Luft alsbald Flirren und Flimmern lässt.


    Ich widme mich zwischendurch anderen Dingen, so dass Stunde um Stunde vergeht, ehe ich wieder durch die Augen eines meiner Freunde blicke... sie ist im Dschungel angelangt. Hinter ihr schleicht sich etwas durch das Unterholz. Sie bemerkt es nicht, bis es fast zu spät ist. Das Tier greift an, laut und mit Gebrüll, als es zum Hieb ansetzt. Es erwischt Remja, meine Augen gehen zu Boden. Ich höre einen Aufschrei, sehe aus der Perspektive ihre Hände auf dem Tier...


    Was dann passiert, bekomme ich kaum mit. Ich höre sie reden, verstehe die Worte aber nicht. Alles wirkt plötzlich zähflüssig. Mein kleiner Freund will fliehen, meine Augen wollen weg... ich spüre das Gefühl von Instinkten zur Flucht getrieben zu sein. Was macht die Teufelin? Ich verliere kurz die Kontrolle. Die Entfernung macht mir zu schaffen. Als ich den Kontakt zu meinen Augen wiederhabe und die Stelle wiedergefunden habe, steht sie da, blutend, mit einigen Kratzern. Sie wirkt erhaben und majästetisch, wie eine grausame Königin. Daneben das Raubtier. Es wirkt zahm nun. Ich wundere mich. Was hat sie gemacht... wie hat sie es gemacht? Sie geht voran und das Tier ist an ihrer Seite. Ich schwinge die Flügel, erhebe mich... folge ihnen... schaue das Tier an... schaffe es, es zu umrunden und blicke in die Augen... seelenlose Augen... tote Augen... welch Teufellei!

  • ACHTUNG SPOILER INNERHALB DER STORY

  • 7. Monat, Tag 22, im Jahre 18 n.A.

    Sie legen Bretter in die Mitte des Hofes, befreien die Frau von ihren Ketten. Sie malt Zeichen auf das Holz, aber ich erkenne sie nicht. Nein, mein kleiner Freund, geh nicht näher heran. Sie bringen ein Wolf. Die Frau erhält einen Dolch. Dunkle Worte werden gesprochen und der Wolf stirbt. Welch teuflische Rituale werden dort verübt? Nein, nicht noch ein Opfer. Dieses mal ein Mensch. Wieder Worte...und ich sehe Schatten, sie breiten sich aus, greifen nach dem Menschen. Ich..ich höre kreischende Stimme in meinen Kopf und plötzlich Stille. Der Mensch ist tot. Leute werden panisch, übergeben und manche scheint es nicht zu stören. Lass uns gehen mein kleiner Freund. Dieser Ort ist gefährlich, hier geht Böses vor und dabei war dieser Ort vor Tagen noch ein Ort eines freudigen Festes. Das Exil verändert jeden.

    Tagebucheintrag: <der Name ist unleserlich> - Tag 6 nach der Übernahme

    Wir sind im Norden angekommen. Dayyan, Zarif, Sabire und ich. Dazu ein dutzend Sklaven, welche mehr schlecht als recht für die kommende Aufgabe geeignet waren. Was mussten sie tun? Kalte Steine von hier nach dort verschieben.
    Einen Eingang freihacken und zertrümmerte Balken ersetzen. Vielmehr konnte man diesen zerlumpten und abgemagerten Wesen nicht zumuten.

    Vor uns lag eine Mine und was für eine, eine alte zerfalle Mine, tief in den Berg geschlagen.

    Sie fangen an zu graben, zu verräumen und zu ordnen, Stück für Stück wird der Eingang und der Tunnel zum Silber freigelegt.
    Es ist scheiße kalt hier oben, meine Eier schrumpfen mir auf Rosinengröße. Ab und zu kippt einer der Sklaven vor Kälte oder Anstrengung um, ich weiß es nicht, bald schon türmen sich die armen Seelen zu einem Haufen.

    Es dauert nicht lange bis sich meine Probleme häufen. Ein kreidebleicher Sklave kam aus dem Schacht gerannt, erzählte wirres Zeug. Die Worte sprudelten aus ihm heraus wie Sand aus der Hand.

    Weder ich noch meine zamorischen Begleiter verstanden ein Wort von dem Gebrabbel des Mannes, ich versuchte ihn ein wenig mit Magie zu besänftigen, doch schien das Hirn des Mannes geschmolzen wie ein Stück Wachs über einer Kerze. Dayyan erlöste den Mann schlussendlich von seinen Qualen, ein kurzer Stich mit dem Dolch in den Hals ließ ihn nur noch röcheln und schließlich schlafen.

    Wir schickten unter Peitschenhieben die restlichen Sklaven in den Schacht. Das Ergebnis war bedauerlich und erschreckend. Dem einen fehlte ein Arm, der andere spuckte Blut, die meisten kamen gar nicht wieder.

    Ich beschloss, selber nachzusehen, welch Wesen in den Tiefen dieses Berges mein Silber in Beschlag nahm. Die Mine war stickig, dunkel und eng. Wir gingen vorbei an den Toten und wahnsinnigen, Dayyan erlöste einen nach dem anderen sauber und mit routinierten Stichen.

    Als wir endlich den Grund für den abnormalen Zustand meiner Sklaven erblickten, gefror mir das Blut in den Adern. Ich spürte, dass es meinen sonst so kalten Begleitern ebenfalls so erging.

    An der Wand hing ein perverses Gewächs. Die Organe oder Auswüchse verliefen wie ein Stern von einem Zentrum weg. Das Gewächs war rötlich, es wirkte knochig und morbide, wie die langen Finger eines gebrechlichen Greises. An einigen Stellen hingen kleine Beutel wie Taschen an dem Gewächs, es wirkte wie ein riesiger Teppich aus Algen, welche das Meer bei Ebbe freigibt. Kleine Verzweigungen und Blüten in einem dichten ekelerregenden Geflecht.

    Wie soll ich es weiter beschreiben? Es hing an der Wand wie ein Auswuchs. Hatte Ranken oder Arme. War knochig und teilweise fleischig. Es pulsierte auf eine verdrehte Weise.

    Einem Bauer würde ich es als Flaum beschreiben, der sich über sein Brot hermacht. Oder eine Ranke über eine Mauer.
    Doch ich wusste, das diese Ausgeburt das Ergebnis eines degenerierten Magiers war. Ich verstehe nicht, warum es immer solch perverse und furchteinflößende Kreaturen sein müssen. Warum nicht einfach ein üppiges Weib?


    Ich wies Dayyan, Zarif und Sabire an, das Ding an der steinernen Wand nicht zu berühren, da sonst auch ihr Hirn gekocht würde und sie wahnsinnig werden.

    Wahrscheinlich entsprang dieses Geflecht wieder der perversen Fantasie eines Anhänger des schwarzes Ringes? Oder der Fantasie eines kranken irren vom rotem Zirkel? Oder es ist einfach nur das Kind eines wilden degenerierten Schamanen aus irgendeinem Astloch im Wald, welcher zufällig unter Mondlicht zwei Käfer zermatschte und dreimal mit den Händen schlug und dazu den passenden Reim sprach?

    Ich hoffe nur für das Wesen welches gierig seine Organe nach uns austreckte, welche sich wie Seegras im Fluss wunden, dass es kein Silber frisst, sonst reiße ich es eigenhändig aus der Wand und schmeiße es in mein Kamin, dort kann es mir knisternd und zwischen den Rücken wärmen. Ich löschte die Bilder und Erinnerungen an das Wesen aus den Köpfen meiner Begleiter damit diese sich nicht mit verdrehten Alpträumen plagen mussten.

    Zusammenfassend sei gesagt: ich brauche neue Sklaven, Silber und Gold, idiotische Geister die dumm genug sind, sich diese abartige Kreatur anzusehen und die warmen Schenkel eines Weibes. Hoffentlich hatte meine Handelspartnerin mehr Erfolg auf dem Markt.

  • 7. Monat, Tag 29, im Jahre 18 n.A.

    Sie kehrt zurück, verletzt, verwundet, verschrammt. Sie versucht die Schwere zu verbergen, was ihr teilweise klappt. Der Khitai will sich um sie kümmern, doch die andere, die ihm nah war, versetzt er dafür. Die Frau steht auf, frisch der Sklaverei entkommen, erkundet den Tempel und dringt in Räume vor, die nicht für ihre Augen bestimmt sind.

    Sie wird erwischt, als die Herrin des Ortes den anderen Bericht erstatten will ... und wer weiß welche finsteren Riten sie noch plant dort unten... Die andere... sie verliert ihre Freiheit schon wieder, wird in eine der Zellen gesperrt.

    Das einzige, was meine winzigen Ohren hören, ist: "Hier unten gibt es keine Regeln..."

    8. Monat, Tag 02, im Jahre 18 n.A.

    Meine Augen und Ohren sind überall. So bekomme ich auch mit, dass zwei stygische Wachen die Gefangene zu Roklak bringen. Es scheint ihr gut zu gehen. Der Anführer scheint dankbar, bietet ihnen Speis und Trank an, redet dann mit weiteren Gästen, die eintrudeln.

    Die Khitai und er reden über einen Vorfall beim Markt... die Zurückgebrachte war mit einem Aufpasser zum Markt gegangen, doch der Aufpasser wurde von einem anderen Khitai getötet, der in ihm den Folterknecht seiner Bunds-Schwester nach einem Hinweis erkannte.

    Ein Kampf entbrannte, die Vertreterin des neuen Markthändlers griff ein, die Marktwache ebenso... doch beide wurden von dem Zorn des Khitai auf den Folterknecht getroffen und niedergeschlagen, während jener seinen Kopf verlor. In dem Getümmel nutzte die Sklavin die Chance und floh...

    Und doch nutzte es ihr nichts, denn hier steht sie, hört dem Gespräch zu... der Anführer und die Khitai reden lauter miteinander, energischer, dann geht sie, sichtlich wütend. Meine Augen und Ohren sind abgelenkt, ich verstehe nicht alles, versuche die Kontrolle zu verstärken und sie näher zu entsenden als die, die vom Priester und dem Folterknecht gefoltert wurde, selber erscheint... Es geht um einen Handel, mein Diener krabbelt näher... dann sehe ich einen riesigen Schatten über mir. KNIRSCH... Die Kontrolle endet - genauso wie das Leben meines kleinen Freundes, unbemerkt.

    8. Monat, Tag 05, im Jahre 18 n.A.

    Summend fliegen meine Augen vor dem Eingang des Tempels in der Luft. Ich sehe den blonden Hühnen, nur ohne seine Rüstung. Er ist dort, um die Sache zu regeln, die viele Tage zuvor schief gelaufen war. Er fordert Entschädigung und eine Entschuldigung. Die Tempelherrin zahlt ihm seine Forderung, nachdem sie seinen Worten zuhört und es vollbringt, ihn mit Worten zu besänftigen.

    Vermutlich wäre der Vorfall langweilig... wäre nicht kurz danach eine der Khitai Zwillinge gekommen.
    Ich kann sie nicht auseinander halten. Der Blonde bezichtigt sie, an dem besagten Tag dort gewesen zu sein... fordert von ihr eine Entschuldigung doch die Khitai leugnet. Der Wachmann, der Zeuge war, bestätigt ihre Anwesenheit bei dem Vorfall und die Tempelherrin übersetzt. Eine weitere Frau ist dort, mit blanken Brüsten. Sie geht in den Tempel, als der Blonde zu seinen Waffen greift - vor dem Tempel. Die Khitai steht an der Schwelle und es scheint, als sei sie sich sicher, dass die Wachen sie beschützen würden. Sie geht nicht auf die Forderungen ein, nicht auf die Drohung und ein Konflikt wird unausweichlich.
    Ich bin erstaunt, als meine fliegenden Ohren die Worte der Priesterin vernehmen. Sie spricht von neutralem Gebiet, dass Konflikte nicht hinein getragen werden sollen und sie niemandem Schutz bietet, der in einem Konflikt, der nichts mit dem Tempel zu tun hat, verwickelt ist. Sie verweigert ihr Zuflucht, da sie sich sonst auf eine Seite schlagen würde. Doch da sich der Ort des Konfliktes nicht zu ändern scheint... befielt sie der Wache, sich zurück zu ziehen, zieht die Schwelle der Neutralität bis zu den Türen zurück und schließt diese. Nicht ihr Konflikt... Aber eine Gefahr für die Neutralität des Ortes.
    Die Khitai versucht, an das Gewissen der Priesterin zu appelieren, wer sie denn geheilt und ihr geholfen hätte... aber die Priesterin scheint das nicht gelten zu lassen.
    Die beiden Kontrahenden... ziehen sich dann tatsächlich zurück, weg von der Schwelle. Eine Brise kommt auf, weht meine Augen und Ohren weg und es dauert, bis das Tierchen wieder an Ort und Stelle ist, dass es mir nützlich ist. Die Khitai scheint niedergeschlagen und bewusstlos und der Blonde richtet Worte an die Wache, die auf dem Dach verharrt, beobachtend, aber neutral. Man solle der Schwester etwas ausrichten, er fordert Münzen zur Auslöse... und höhnt, wenn dem Tempel etwas an der Khitai läge, sollten sie etwas zur Verfügung stellen, damit er sie nicht an den Haaren nackt durch die Wüste schleifen müsse.
    Die Wache scheint zu überlegen, wie die Neutralität am Besten gewahrt bleibt, entscheidet sich dann, dem Mann eine improvisierte Trage zu übergeben, nicht, um ihm zu helfen, sondern tatsächlich, um der Frau weiteres Leid zu ersparen. Die Kleidung der Frau wird übergeben, als Teil der Botschaft und kurz scheint es, als sei der Blonde bereit, schon vor Ort der Khitai ein Ohr abzuschneiden. Doch der Wachmann bringt den Hühnen davon ab, ist erleichtert, als der Blonde geht. Er weiß, dass seine Herrin das ausbaden muss und den Zorn der Khitai auf sich zieht.
    An einem Ort wie diesen ist es schwer, neutral zu sein...

  • 8. Monat, Tag 06, im Jahre 18 n.A.

    Ich habe die Burg des Blonden gefunden, oder vielmehr meine Augen und Ohren, die ich entsenden kann. Vor dem Eingang sehe ich mehrere Gestalten, unter anderem den Commerier, den glatzköpfigen Stygier, Leute aus dem Dorf, die Schwester der Khitai. Ein kleiner Lynchmob... oder Befreiungstrupp, je nachdem, wie man es sehen mag. Ich verstehe kaum, was sie alle rufen und reden, muss mehr interpretieren, die Kontrolle über meinen kleinen Diener ist zu schwach, um es besser zu verstehen.

    Keine Seite scheint wirklich nachzugeben, ich höre Wortfetzen, dass der Blonde droht, die Khitai stückchenweise von der Mauer zu werfen... es eskaliert mehr und mehr. Dann knallt es laut, ich weiß nicht, woher... wieso... der Eingang ist frei... Tumult... die Schwester wird befreit, der Blonde kann fliehen.

    Kurz danach steigt Rauch auf im Norden, der sich quälend schwarz in den Himmel erstreckt wie ein mahnender Finger. Im Exil gibt es kein Recht... keine Gerechtigkeit... und es gilt nur das Gesetz der Stärke...

    8. Monat, Tag 07, im Jahre 18 n.A.

    Der Hüne, der aus seiner Burg hatte fliehen können, kommt in den Tempel, trifft die Priesterin an und den Jäger, der oft an der Seite der Priesterin ist. Er tigert um die beiden, scheint sich aussprechen zu wollen, schimpft, flucht, droht allem und jeden. Beruhigend versucht die Priesterin auf ihn einzureden.


    Ich höre nur den Klang ihrer Stimme, aber verstehe die Worte nicht. Der Gesichtsausdruck des Blonden, den ich durch die Facetten der Augenpaare meines kleinen "Spiones" sehe, wirkt verzerrt. Er sieht nicht glücklich aus. Ich denke, er sinnt auf Rache. Er scheint keine Hilfe einzufordern, scheint sich nur aussprechen zu wollen, als ob er Publikum bräuchte, um die Absichten, die er äußert, so wirksam zu machen, als würde er sich selber und den anderen etwas schwören.


    Schließlich wendet er sich ab und geht, hinterlässt verwunderte - und zweifelnde - Gesichter.

  • 8. Monat, Tag 09, im Jahre 18 n.A.

    Ich bin in einem abgedunkelten Raum. Fackeln brennen an den Wänden. Vier Stühle sind aufgestellt, drei stehen dem einen gegenüber. Darauf sitzt eine Frau, die Schlangenschuppen trägt. Ihr gegenüber sitzt ein Cimmerier, eine Khitai und die Sklavin, die dem Tempel entkommen ist. Sie reichen der Schuppigen einen Trank, den diese herunterwürgt. Dann stellen sie ihr Fragen.

    Die andere scheint gezwungen zu sein, diese zu beantworten. Ich sehe den Widerwillen in ihrem Gesicht. Aber ich höre nichts. Die Ohren dieses Spions sind taub. Verdammtes Ungeziefer! Aber es ist zu spät, wenn ich eine neue Verbindung aufbaue, ist das Gespräch vorbei.

    Die Fackeln beginnen zu erlöschen, erst eine nach der anderen, dann Schlag auf Schlag. Der Stuhl der Schuppigen fliegt gegen die Wand, zerprallt. Der Cimmerier zückt seine Axt. Die Khitai ruft etwas, die Sklavin verschwindet, kommt mit einem Beutel wieder, verstreut etwas weißes auf dem Boden. Ein Kreis. Ein Schutzkreis?

    Etwas passiert, aber ich bekomme es nicht richtig mit. Die Fragen gehen weiter... der Kreis verwirbelt... bildet ... Zeichen? Die Zeichen gehen in Flammen auf... aber nichts anderes brennt. Dann flammen die Fackeln wieder auf, brennen heller... grell... Und erst nach und nach normalisiert sich wieder alles. Die letzten Fragen werden gestellt. Was hatte dieser Spuk zu bedeuten?

    -Andernorts-

    An anderer Stelle sehe ich durch Zufall, wie der blonde Hüne gegen den Zimmermann aus dem Dorf kämpft. Er hat keine Chance, geht zu Boden und wird doch zum Dorf geschleift. Ich versuche, mehr zu erfahren, will näher heran, doch die aufkommende Brise ist zu stark. Die Flügel meines Spiones sind nicht flink genug... Ich muss meine Kräfte sammeln. Vielleicht erfahre ich morgen mehr?

    8. Monat, Tag 10, im Jahre 18 n.A.

    Ich sehe eine Frau an einem Bett. Der Zimmermann liegt darauf. Schweiß glitzert auf seiner Stirn. Die Frau sackt auf den Hocker zusammen, schluchzt, erhebt sich später, geht zum Altar im Mitra-Tempel, beginnt zu beten. Später setzt sie sich wieder zu ihm, greift nach seiner Hand, wartet.


    Derweil hat ein Bote das Dorf verlassen, in Richtung des Dschungels.

  • 8. Monat, Tag 11, im Jahre 18 n.A.

    (Text von Amara)

    Stundenlang Wache zu stehen konnte abstumpfen und ermüden, aber die Wachen am Derketotempel waren das ja bereits gewöhnt und geübt darin, aufmerksam zu bleiben, dennoch musste der Mann zweimal hinschauen, um sicher zu gehen, dass das, was er dort zum Ende seiner Wache hin sah, nicht doch ein Trugbild war. Eine Raubkatze, er war sich nicht sicher, aber sie kam ihm irgendwie bekannt vor, zog einen... Körper?... in die Richtung des Tempels. Als sie näher kam, war er sich sicher, das Tier zog definitiv eine Frau hinter sich her, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel, den Körper der Frau zu ziehen.

    Kurz vor dem Tempel sah das Tier auf, schaute zu dem Wächter, gab einen klagenden Ruf von sich und blickte auf die Frau. Die Frau war übel zugerichtet und über und über mit Blut bedeckt, durch ihre rechte Gesichtshälfte zogen sich tiefe blutige und breite Krallenspuren, ähnliche Spuren hatten die Kleidung der Frau zerfetzt und sich tief in das Fleisch des Oberkörpers gegraben.

    Was immer der Frau über den Weg gelaufen war, es musste groß und stark gewesen sein. An den Beinen sah er zahlreiche Klauen und Bissspuren, sie waren kleiner, scheinbar ein Überbleibsel der Katze, die ihre Gefährtin hier her gezogen hatte. Zuerst dachte der Wächter, die Frau sei bereits tot, aber dann hob und senkte sich kurz der zerschundene Brustkorb der Frau, aber viel Leben steckte sicherlich nicht mehr in ihr. Fast zeitgleich sah er, wie die Katze, deren Fell vollständig durchnässt war, obwohl es nicht geregnet hatte, neben der Frau zusammenbrach und sie nicht einmal mehr die Kraft hatte, den Kopf zu heben, um den Wächter noch ein letztes Mal anzusehen. Dann lagen beide, die Frau und die Katze still und regten sich nicht mehr.

    8. Monat, Tag 12, im Jahre 18 n.A.

    Der Cimmerier und seine Sklavin suchen den Tempel auf. Er ist gerüstet, gibt zwar seine Sachen ab, aber mit seinen Muskeln braucht er keine Waffe, um jemanden unschädlich zu machen oder schlimmeres. Die beiden wollen mit dem Khitai, der meist nicht von der Seite der Priesterin weicht, wenn diese verfügbar ist, und der Priesterin selber sprechen. Auch die Alkolythin ist dort, trägt aber nicht viel zum sich langsam entwickelnden Gespräch bei, dafür scheint sie zu betrunken zu sein, räkelt sich nur auf dem Boden.

    Ich höre den Namen, der immer wieder fällt... den Namen des Dämons. Meine Augen und Ohren näheren sich langsam. Als Vertrauensbeweis solle die Priesterin alleine das Lager des Cimmeriers aufsuchen. Sie zögert, mittlerweile wieder blutend, der Khitai protestiert und der Cimmerier kündigt einen weiteren Besuch an, sollte sie nicht von alleine kommen.


    -Andernorts-

    Der Zimmermann liegt noch eine Weile wach. Eine Khitai war in den letzten Tagen gekommen, hatte ihm geholfen, sodass seine Schulter wieder beweglich ist und er den Arm nutzen kann. Schwere Träume plagen ihn. Stimmen, Schatten, Fieberträume. Doch er wird versorgt, die Dienerinnen des Mitra-Tempels helfen, gute Seelen, der angehende Mitra-Priester, der ihm eine seltsame Suppe gegeben hat.

    Es sieht gut aus... der Zimmermann ist geschwächt, aber er wird es wohl überleben.

    8. Monat, Tag 13, im Jahre 18 n.A.

    Die Priesterin der liederlichen Lust sieht sichtlich abgemagert aus. Man sieht ihre Rippenbögen und die anderen im Tempel scheinen sie nun gezielt mit honiggetränkten Speisen wieder aufpäppeln zu wollen. Sollen sie die Konkubine einfach verrecken lassen, das Exil wäre so viel besser dran.

    Ach, mein pelziger Freund, vielleicht sollte ich irgendwann dafür sorgen, dass sie einen kleinen Unfall hat? Wenn sich dutzende und dutzende meiner Augen und Ohren auf sie stürzen... Aber ich habe so lange nicht eingegriffen, immer nur beobachtet... ich würde sichtbar werden, müsste mich der Welt zeigen... aber wäre es nicht besser...? Was denkst du? Soll ich?

    Sie schreibt eine Notiz, verlässt den Tempel mit dem Jäger zusammen. Ja, versuch zu fliehen... ich finde dich... ich beobachte dich... Möge Mitra ein gerechtes Urteil über dich fällen, Hexe...



    <einige Seiten aus den Aufzeichnungen scheinen zu fehlen>

  • 8. Monat, Tag 23, im Jahre 18 n.A.

    Boten vom Tempel sind unterwegs. Überall höre ich ihre Worte... "Höret, ihr braven Leut und Bewunderer der Leidenschaft. Die bezaubernde ..., nun erwählt den Tempel der Derketo zu führen, gibt bekannt, dass am nächsten Badetag ein Fest der Freude veranstaltet werden wird. Ihr alle seid eingeladen diesem Fest beizuwohnen um die Freuden des Lebens und der Sinne mit ihr zu teilen, die Lust zu ergründen, gut zu speisen und den Wein in strömen fließen zu lassen. Zudem wird der Tanz der nackten Schlangen geboten, ein Wettkampf, dessen Sieger eine unvergessliche Nacht mit ... verbringen wird. Gekämpft wird mit den Waffen und Rüstzeug, die uns die Herrin gab, dem wunderbaren nackten Körper und dem scharfen Geist. Kommet zahlreich. Vergesst für einen Tag die Sorgen des Alltags und strömet in die Hallen der Freude. Für eine Nacht wollen wir den Tanz der Freiheit tanzen, befreit von jeglichen Zwängen und Sorgen."

    Ausgerechnet den Namen verstehe ich nicht. Aber es ist die andere, die Zweite... die Nachfolgerin?... Noch eine. Und als ich meine Diener entsende, um mir dieses Fest durch die Augen meiner kleinen Freunde anzusehen, wusste ich, dass ich Recht hatte. - Ich bin wie gefangen von dem Anblick, der sich mir bietet, und doch verkrampft sich mein Herz ob der Liderlichkeiten, die ich sehe. Ich werde unkonzentriert und die Verbindung bricht ab.


    *An anderer Stelle*


    Sie war eher zufällig da. Sie wollte nur die Dolche holen, da sie aber auch immer alles liegen ließ und vergaß.

    Ihr Blick bleibt wie immer eine lange Weile an den wohl inzwischen zu sehr an Menschen gewöhnten, wilden Tiger hängen. An Bastet, wie sie sie nennt. Sie bezweifelt, dass er je wieder frei sein kann, ohne zu große Gefahr zu bedeuten.

    Sie sah zu spät was und wie sie sich vergnügten. Und wäre da nicht die Wache und der Sandsturm gewesen, wäre sie wohl wieder gegangen. Doch er zog sie in den Schutz des Tempels.

    Nach einigen Worten der Begrüßung und des Austausch zeigte man ihr die herrlich Tafel mit den unterschiedlichsten Speisen. Nach einer kurzen Überlegung entschied sie sich, wenigsten den Sand des Sturms aus dem Haar zu spülen und so ging sie hinab. Doch blieb sie nicht lange allein. Bald füllte sich der Raum und sie begann sich etwas unwohl zu fühlen. Sie wollte sich verabschieden, doch wieder blieb sie bei der Wache hängen. Er wirkte viel offener als sonst, sie war irritiert. Sie willigte ein dann noch einen Moment zu bleiben. Es war irgendwie wie ein bisschen Heimat hier.

    Sie hatte sich nie für besonders verschlossen gehalten, doch wenn sie erzählen würde, was sie sah.... Sie war sehr froh, als sie gehen konnte. Auch wenn die anderen bestimmt köstlich lachten, wie sie die nackte Wache hinter sich her in Richtung Wüste zog.


    <weitere Seiten fehlen>

    8. Monat, Tag 28, im Jahre 18 n.A.

    Es ist mitten in der Nacht und ich sehe, wie der südliche Teil von Neu-Asagarth brennt! Ich sehe die Flammen, die von den retgedeckten Dächern nach oben schlagen, sehe den schwarzen Rauch, der sich nach oben kräuselt und im stummen Schrei seine Finger gen Himmel streckt. Die Flammen erhellen die Dunkelheit, die sich über alles gelegt hat. Ich höre Schreie, sehe von oben, als einer meiner Freunde darüber fliegt, wie schwarz gewandte Männer die Siedlung überfallen, plündern, brandschatzen und schlachten. Einige Bewohner werden am Leben gelassen, einige Frauen, einige Männer. Sie werden gefesselt und weggeführt. Die anderen verbleiben dort, wo sie gefallen sind. Blut tränkt die Erde. Ich sehe Leid und Tod. - Die Angreifer machen gute Beute, Waffen, Rüstungen... ich sehe sie Kisten wegtragen. Sie nehmen mit, was sie tragen können und ehe das restliche Asagarth erwacht, sich gesammelt und formiert hat. Die nordischen Krieger greifen an, wollen Rache üben, doch ein Mann tritt zwischen den Plünderern hervor, seine Haut schwarz wie die Nacht. Ich weiß nicht, was er macht, aber selbst hier oben spüre ich die Verderbnis. Die Verteidiger wenden sich um und rennen, rennen, als sei Ymir selber hinter ihnen her. Der Schwarze lacht nur... dann brechen die Angreifer auf, hinaus in die Nacht, und ich verliere sie.

  • 8. Monat, Tag 30, im Jahre 18 n.A.

    Ich habe meine Augen und Ohren überall entsendet. Sie krabbeln, kriechen, fliegen, summen, brummen, meine Kinder, meine Spione... Ich finde die Spuren, folge ihnen und entdecke das Lager. Sie haben die Gefangenen in Käfige gesteckt, sie peitschen sie aus. Einen nageln sie ans Kreuz, hiefen ihn hoch und platzieren das Kreuz beim Tor, weit sichtbar, wohl zur Abschreckung, ein sichtbares Zeichen.

    Mit ihren neuen Waffen und Rüstungen patroullieren sie. Ich sehe einige Arbeiter, die an den Wällen arbeiten, sehe sie Plattformen errichten, um besser Wache zu halten. Sie gehen mit eiserner Disziplin vor, unterhalten sich kaum. Jeder weiß, was zu tun ist und sie arbeiten fleissig wie die Ameisen. Es ist mir unheimlich, und ich ziehe mich zurück.


    9. Monat, Tag 04, im Jahre 18 n.A.

    Sie wollen aufbrechen in die verdorbene, tote Stadt inmitten der Wüste. Einer meiner Diener hat sich auf dem Gepäck des Trägers niedergelassen, sich in einer Stofffalte versteckt. Ich sehe Männer und Frauen, darunter die Schuppenfrau, die Einbrecherin, den ersten Wächter des Tempels, eine nordische Frau mit Schlangentätowierungen, vielleicht eine Sklavin? - ich sehe die Priesterin, diesmal sittlich gekleidet, und den Alchemisten aus ihren Reihen.

    Sie sind zum Kampf gewappnet, angeführt von zwei Kriegern in Ganzkörper-Rüstung brechen sie auf, der Träger lauft hinten her. Welch ein Glück, so habe ich alles im Blick, auch wenn die Facetten-Augen die Bilder aufsplitten, verzerren... aber ich bin es gewohnt. - Sie laufen in Richtung der Stadt, ein strammer Marsch, hier und dort höre ich ihr angestrengtes Keuchen, aber sie warten immer wieder, bis die Gruppe aufgeschlossen hat, wenn einige vorlaufen und der Rest nicht mithalten kann. Dann gehen sie erstaunlich gut in Formation näher, als die schwarzen Mauern der Stadt ersichtlich werden. Sie müssen sie umrunden, durch die sandigen Dünen rötlichen Sands, der aussieht, als wäre überall Blut vergossen worden und hätte jedes Sandkorn einzelnd rot gefärbt.

    Das Tempo verlangsamt sich und es dauert, bis der Untergrund wieder so fest wird, dass ein schnelleres Tempo möglich ist. Zwischen den Mauern entdecken sie eine lange Treppe, die hinunter führt, auf die großen Straßen, die nicht mehr den Lebenden gehört, sondern den Toten. Ich sehe sie selbst von hier in der Entfernung herum schlurfen, dazwischen riesige Echsen, die die Stadt für sich vereinnahmt haben. Wäre die Umgebung eine andere, die Situation eine andere, wäre es vielleicht fast witzig, wie die Echsen die Untoten zur Seite schubbsen, als wären die nur Marionetten, die ihnen im Weg stehen.

    Sie gehen die Treppe hinunter und halten sich am Rand der Mauern, weit weg von den Echsen, wohl in der Hoffnung, nicht bemerkt zu werden. Es dämmert schon und sie nutzen das restliche Licht, um sich vorzuarbeiten zu einem von riesigen Säulen gesäumten Eingang, der sie in eines der alten Gebäude führt. Zwischen den großen Säulen machen sie halt, entzünden hier nun doch ihre Fackeln, da die Dunkelheit hereinbricht und mustern die Zeichen an den steinernen Pfeiler, die links und rechts die Decke tragen. Die Schuppige scheint die Zeichen zu untersuchen. Sie sagt, die ganze Umgebung sei von alter, mächtiger Magie durchtränkt, die sogar jedes Sandkorn umfassen würde. - Natürlich, würde ich ihr am liebsten entgegnen. Diese ganze Stadt ist verdorben und korrumpiert. Alleine der Aufenthalt lässt die Seele erzittern, die Nackenhaare sich aufstellen und das Blut in den Adern auskühlen. All die negativen Gefühle, wie Hass, Wut, Verzweiflung, Trauer, Ablehnung... werden verstärkt und fressen sich immer tiefer hinein, wie Narben, die einen entstellen.

    Sie folgen den breiten Pfad hinein, durchschreiten mehrere kleinere und größere Kammern, bis sie schließlich einige Treppen tiefer auf einen großen Raum stoßen, an dessen Wänden sich Meterhoch uralte Regale schmiegen. Diese sind von oben bis unten gefüllt mit hunderten von alten Schriftrollen, bei denen einige schon alleine beim Anblick zu Staub zerfallen, andere so verblasst sind, dass die Zeichen auf ihnen kaum mehr lesbar sind. Fragmente und Fetzen liegen auf dem Boden, herausgerissene Stücke der Papyrii, und überall verteilt Knochen, Schädel, hier und da verrottende Rüstungen, Waffen. Es sieht aus wie auf einem alten Schlachtfeld, wo der Kampf sichtlich um die Herrschaft der Schriften getobt hat.

    Die Gruppe nähert sich einem der hinteren Regale. Hier sei die Priesterin wohl fündig geworden an Fragmenten, die sie zusammen getragen hatte, nun will sie die Fehlenden suchen. Als die Schuppige, die Priesterin und der erste Wächter beginnen, die Schriften zu berühren, zu durchsuchen und zu sortieren, höre ich krachende, klappernde Geräusche, ein Scharren und Schlurfen - und dann bemerken es die anderen auch. Die Knochen erheben sich! Ich zähle 7... nein 8... oh bei Mitra, 9 dieser Skelette, wobei eines größer aussieht, rostige Schulterpolster trägt und eine große Keule. Sie nähern sich und greifen an. Die Gruppe verteilt sich, die Kämpfer schützen die Frauen und den Alchemisten und Tumult bricht aus. Flaschen fliegen, die beim Zerbersten Flüssigkeit verspritzen, die in Flammen aufgeht und alsbald einige der Knochen in sich bewegende Fackeln verwandelt. Hämmer und Keulen krachen auf Knochen, wobei die Wesen keine Mine verziehen und nur an Stöhnen und Zischen erinnernde Laute von sich geben, als sie zum Gegenangriff ansetzen. Der Kampf ist erbittert und heftig. Ich spüre, wie Magie verwendet wird... das große Skelett scheint sich nun gegen die anderen zu wenden. Der Träger kauert sich hinter den anderen zusammen und ich habe Mühe, alles zu überblicken, weil ich primär auf die Rücken der anderen sehe. Der Kampf tobt heftig doch schließlich scheint die Gefahr abgewendet zu sein, dank der guten Vorbereitungen und Kampfkraft der Anwesenden und die Gegner sind nichts weiter mehr als ein zerschmetterter Haufen alter Knochen, die wieder nur leblos auf dem Boden liegen. Alle... bis auf das große Skelett, das nun stumm und still da steht, als würde es Befehle erwarten.


    Die Gruppe widmet sich weiter ihrer Aufgabe. Ich höre Jubel, mal scheint durch Fügung des Schicksals ein oder sogar zwei passende Fragmente gefunden zu haben. Danach verstreicht die Zeit und trotz aller Suche findet sich kein weiterer papierner Schnippsel des gesuchten Textes. Die Gruppe rüstet sich zum Aufbruch. Es gäbe noch einen anderen Ort, wo man fündig werden könnte. Sie verlassen die Halle, zurück bleibt nur die Dunkelheit und staubige Luft - und weitere hunderte an Schriftrollen, die aber nicht den Kriterien der Gruppe zu genügen scheinen.

    Draussen angekommen ist ist es hell, doch man sieht die Anzeichen der nächsten Dämmerung für die Dunkel-Phase. Hell und dunkel scheint rasend Hand in Hand zu gehen, umfasst aber weder Tag noch Nacht. Die Magie innerhalb des Exils scheint selbst die normalen Zyklen von Tag- und Nacht durcheinander zu bringen, sodass es am Tag mehrmals dunkel wird und in der Nacht mehrmals hell. Es verwirrt die Sinne, verwirrt den eigenen Schlaf-Rythmus, aber nach all den Jahren gewöhnt man sich daran.


    <Weiter siehe nächster Post>

  • <Fortsetzung>
    Die Priesterin führt die Gruppe zu einer Stelle in der Mauer, in der ein Gang weiter hinein führt. Überall ist Sand und sie scheint sich sicher, dass der Eingang zu weiteren Gebäuden unter dem Sand vergraben scheint. Die Männer holen die Schaufel, die eigens für solche Fälle mitgenommen wurde und beginnen zu Graben. Ich bewundere die Vorplanungen. Die Vorbereitungen müssen einiges an Zeit in Anspruch genommen haben. Es dauert eine ganze Weile, bis sie auf einen Spalt stoßen. Sand rutscht nach und gibt den Blick frei in etwas, das wie ein Keller aussieht. Nach und nach klettert die Gruppe hinunter in die Dunkelheit und steht in einem Raum, der fast nach einem alten Weinkeller aussieht.



    Ich höre erschrockene Aufschreie, Sand rutscht nach, immer mehr... bis die Lawine zum Halten kommt und sandiger Staub in der Luft liegt. Der Rückweg scheint versperrt.

    Die Gruppe - inklusive diesem großen Skelett, das treudoof der Gruppe folgt wie ein zahmer Hund - sieht sich um und folgt den ausgetretenen Stufen des Kellers nach oben, zu einem provisorischen Lager ausrangierter Dinge. Ein alter Schrank, Kisten, gestapeltes Brennholz... bedeckt mit dem Staub von Jahren und Jahrzehnten. Die Luft ist abgestanden und schlecht. Eine Tür versperrt den Weg, morsch - ein paar Hiebe mit der Keule und sie bricht entzwei, lässt sich aufdrücken und gibt den Weg frei nach draussen. Köstliche, frische Luft! Das Bersten ist laut und die Gruppe untereinander ein wenig uneins, nicht erfreut über die unnötigen Geräusche, die Aufmerksamkeit auf sie ziehen. Sternenlicht scheint auf uns herunter und der Mond erhebt sich blutig rot über allem. Ein schlechtes Zeichen.



    Die Gruppe durchsucht das Anwesen, findet eine alte Küche, einen Waschraum, Werkstätten, einen Raum voller alter Käfige... und einen Bereich, der von bläulichem Knistern abgetrennt scheint. Die Schuppige untersucht es. Es scheint irgendeine Art magischer Anomalie zu sein, die die Zeit selbst beeinflusst. Wie eine zähe Blase durchschreitet die Gruppe nach und nach das Feld. Es ist, als ob für einige Momente alle Bewegungen unnatürlich langsamer wären, ehe sie sich wieder normalisieren. Was mir auffällt ist, dass der Staub auf dem Boden fehlt. Alles sieht sauber aus, die Wände sind in gutem Zustand, als wären sie erst vor wenigen Monaten errichtet worden, anders als die anderen Mauern, wo man sichtlich den Zahn der Zeit gesehen hat, der an ihnen genagt hat.



    Wir hören Stimmen aus einem Raum, zwei der anderen sind schon darin und endlich wagt auch der Träger, hinein zu schauen, sodass ich selber sehe... Zwei Männer stehen dort, einer fein gekleidet, der andere in einfachen Sachen. Sie argumentieren und sehen immer wieder zur Tür, aber sie scheinen uns nicht zu bemerken. Was auffällt sind ihre andersartigen Proportionen. Sie sind größer, langgliedriger, die Köpfe zylinderartig verformt und erinnern mich an die Abbildungen der Statuen, die überall verteilt sind. Acheronier?

    Auch die anderen bemerken, dass die beiden Männer sie nicht wirklich wahrnehmen, sie ärgern sie gar, greifen durch sie hindurch, was die Männer nicht direkt sehen, aber doch irgendwie zu bemerken scheinen. Eine Berührung hier, und der Mann kratzt sich an der Stelle kurz danach. Eine Berührung dort, und er reibt sich den Oberarm. Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist... Mit derlei Dingen sollte man nicht spielen.

    Sie durchsuchen die Räume, finden neuartige, exotisch geschmiedete Waffen, irgendwelche Schriften und andere Dinge von Wert. Diese können sie entgegen den Erwartungen berühren, bewegen, einstecken und sie wirken mehr wie Plünderer, als Erkundende, jede Truhe neugierig öffnend, jeden Schrank aufreißend... Sie können von Glück sagen, dass die Bewohner sie nicht wirklich bemerken. Im nächsten Raum liegt wohl der Kommandant des Gebäudes im Bett... in einem weiteren sitzt ein Sklave auf dem Bett. Aber auch hier sind sie mehr Schatten ihrer selbst, als Wesen von Fleisch und Blut.

    Schließlich hat die Gruppe genug geplündert und sie verlassen die Räume, gehen zum Turm und durchschreiten erneut diese magisch-temporale Anomalie. Ich höre das enttäuschte Seufzen und Brummen, als alle Sachen, die sie aus den anderen Räumen - ja, vielleicht gar einer anderen Zeit - mitgenommen haben, zu bläulichem Staub zerfallen, der kurz aufleuchtet und dann verglimmt. Zurück bleibt nichts weiter als Staub, der hier wieder überall Wände und Fußboden bedeckt.

    Treppen führen nach oben und unten, die Gruppe entscheidet sich, nach oben zu gehen. Im nächsten Zwischengeschoss entdecken sie einen Tisch mit allerlei alchemistischen Vorrichtungen und Flaschen und sonstigem Tand. Sie untersuchen die Flaschen, deren Beschriftungen teilweise verblasst sind und stecken ein, was dort steht. Auch die Schriften aus der Truhe nehmen sie mit. Wie ich mitbekomme, sind sie in alt-stygisch verfasst. Kurz blutet mein Herz... was mag dort für Wissen enthalten sein? Und warum muss es an solche Ungläubigen fallen?

    Die Gruppe arbeitet sich weiter nach oben. Dann hörte ich Schreie, sehe selber den Grund dafür. Das nächste Stockwerk ist von Spinnenweben durchsetzt. Rattengroße und äußerst lebendige Spinnen hängen an der Decke und scheinen Grund für die hysterisch zurückweichenden Frauen zu sein. Während die Kämpfer beherzt Teile der Spinnenweben mit ihren Fackeln verbrennen, versuchen die anderen die Frauen zu beruhigen, sodass schlussendlich alle weiter nach oben treten. Oben sehe ich einen Thron und ein blutig-knisterndes Portal. Wie es scheint, war derjenige hier, der die Portale erschaffen hat. Die Gruppe findet einige seiner Aufzeichnungen und nimmt sie mit. Vielleicht ist das der Weg nach draussen?




    Die Gruppe beschließt, noch die Treppen nach unten zu untersuchen, landen in einem Raum, der an einer Ecke von Sand versperrt ist. Man sieht jedoch an einer Stelle einen Türbogen durchschimmern und so schaufeln sie ein weiteres Mal ihren Weg frei.


    Das Kellergewölbe scheint sich unter dem gesamten Anwesen zu erstrecken. Sie stoßen auf Türen, die jedoch - seltsamerweise - wie geölt scheinen. Auch ist der Boden nicht von dicker Staubschicht bedeckt. Kisten stehen herum und werden geplündert, wo etwas verwertbares drin ist. Das Meiste ist zerfallen, durchlöchert und zerstört, aber ein paar Tücher haben es überlebt, eisernes, verziertes Geschirr, Tand - und doch in einer unwirtlichen Welt wie dieser, wo man mit Nichts am Leibe am Kreuz sein restliches Leben im Exil beginnt, von einigem Wert.

    Wir gehen durch einen riesigen Lagerraum, der aussieht, als wäre er noch kürzlich benutzt worden und dann ... gelangen wir in einen größeren Raum. Ich sehe noch komische Zeichen auf den Boden, Kerzen, als unsere Fackeln mit einem Schlag erlöschen. Kurz stolpert die Gruppe orientierungslos in der Dunkelheit weiter, bis ich den Aufschrei einer der Frauen höre. Der Alchemist wirft eine seiner Flaschen und das sich darauf am Boden entlang leckende Feuer lässt erkennen, was der Grund des Aufschreis war. Aus der Wand hat sich ein schattenhaftes Wesen heraus geschält, mit glimmenden Augen, klauenartigen Händen und deformierter Gestalt, zum Angriff ausholend. Die Tätowierte geht zu Boden, ich sehe eine Bewegung aus den Augenwinkel und zwei geisterhafte Umrisse schälen sich aus dem Dunkel, greifen von der Seite an. Sie erinnern irgendwie dunkel an die sprechenden Männer aus der Zeitanomalie. Ob das miteinander zusammen hängt?



    Ich habe keine Zeit, den Gedanken zu verfolgen. Panik bricht aus. Waffen gleiten durch die körperlosen Wesen hindurch. Der Träger versucht dem Kampf auszuweichen, wendet sich ab, schlotternd, zitternd und ich bekomme kaum mit, was passiert. Es dauert gefühlt eine halbe Ewigkeit und als sich der Träger umwendet, liegt die Tätowierte noch am Boden, man kümmert sich um sie. Die anderen schauen nach Verletzungen und schließlich untersuchen die, die noch dazu in der Lage sind, den Raum. Man findet weitere Aufzeichnungen, und wohl eines der Fragmente in einer Truhe. Die Kerzen um die Zeichen am Boden werden ausgepustet und eingesteckt. Ich frage mich, wie lange sie dort schon brennen - und vor allem, wo derjenige ist, der sie angezündet hat.

    Ich würde ihnen am liebsten entgegen brüllen, dass sie dort verschwinden sollen. Auch wenn ich sie nicht mag, ertappe ich mich dabei, wie ich Mitgefühl entwickle, während ich ihnen mittels Magie und meiner Augen und Ohren aus sicherer Entfernung zusehe und fast mitfiebere, als wäre dies nichts anderes als ein Schauspiel zu meiner Unterhaltung.

    Langsam sammeln sie sich, die Tätowierte erwacht und sie machen sich auf den Rückweg, der zum Glück ohne weitere Begegnungen erfolgt. Sie wollen das Portal probieren und ich hoffe, dass es kein Schritt in den Tod sein wird. Einer nach dem anderen tritt hindurch durch den wabernden und instabil wirkenden Riss. Auch der Träger. Dann schwindet meine Kontrolle und ich bin im Unklaren, was danach passiert...

    Aber die Magie und die Verbindung solange aufrecht zu erhalten, hat mich einiges an Kraft gekostet. Ich kann ohnehin nichts tun, also lege ich mich schlafen und versuche, ein anderes Mal in Erfahrung zu bringen, ob diese Gruppe noch lebt.

  • 9. Monat, Tag 07, im Jahre 18 n.A.

    +++Andernorts+++

    Es war Nacht. Der Blutmond war noch nicht lange vergangen, jedoch schien die Luft unheilsschwanger geladen zu sein, als würde ein Unwetter in der Luft liegen. Die Wachen sahen sich immer wieder um. War dort etwas? Jemand? Ein ums andere Mal war der Fuß schon gesetzt, um sich abzuwenden und Alarm zu schlagen, doch genauso oft war es nur eine Sinnestäuschung, die den gereizten Nerven der Khitai einen Streich spielte. Der Drache, der über die Siedlung hinweg geflogen war, war noch nicht vergessen.

    Irgendwo beim Eingangstor schälten sich menschliche Umrisse aus der absoluten Finsternis, die sich aber kaum ins Licht wagten. Sofort wurden Rufe laut “Wer bist du?” - “Was willst du?”…

    Die Gestalt lachte und schleuderte etwas, einen Beutel, mit großer Kraft über die Mauer. Es klirrte und schepperte, der Beutel überschlug sich einige Male, nachdem er auf dem Boden aufgekommen war.

    Eine der Wachen schlug Alarm, die andere rannte hinaus, versuchte den Angreifer, denn als jener wurde die Gestalt nun eingeschätzt, festzunehmen und ihr nachzusetzen, doch die Gestalt hatte sich bereits in die Finsternis zurück gezogen und entfernte sich zunehmend. Die Dunkelheit machte es schwer, ihr weiter zu folgen und so brach die Wache nach einigen Hundert Metern die Verfolgung ab.

    Derweil untersuchte man den Beutel, piekste mit einem Speer hinein und dann… öffnete man ihn, die Hände mit Handschuhen geschützt. Darin befand sich eine - jetzt - zerbrochene Wasserpfeife, die dem verschollenen Anführer gehörte. In der Pfeife befanden sich, blutig zerquetschte Augen. An den Überresten der Wasserpfeife hing ein Zettel, mit rostroter Farbe (Blut!) geschrieben:


    Zitat

    Wer der Heiligen <zensiertes, unflätiges Wort gegenüber weiblichen Wesen mit derketo-gefälligem Fortpflanzungstrieb> hilft, wird das gleiche Schicksal erleiden. Richtet ihr die besten Grüße aus…


    Die Wachen sahen sich gegenseitig an, nachdem sie den Zettel ohne weitere Hinweise auf den Absender gelesen hatten, und überreichten ihn dann an die höherrangigen Anwesenden.

  • 9. Monat, Tag 08, im Jahre 18.n.A.

    Ich blicke durch die Augen meines Spiones beim Tempel. Ich sehe, wie ein in aquilonischer Rüstung gekleideter Mann mit der Priesterin auf den Armen zum Tempel eilt, gefolgt von einer Frau. Der erste Wächter tritt in mein Blickfeld, die tätowierte Frau ebenso. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber immerhin scheinen alle den Ausflug überlebt zu haben, auch wenn die Priesterin bewusstlos zu sein scheint. Sie wird auf den Altar gelegt und ich sehe, dass die Anwesenden diskutieren.

    Eine weißhaarige Frau mit Zeichen im Gesicht nähert sich, dann eine Blonde, nordischer Herkunft. Ich sehe, wie sie näher treten, sie alle sprechen durcheinander und aufeinander ein. Der erste Wächter kümmert sich um die Priesterin, die, wie ich nun bemerke, sichtlich abgemagert ist.

    Ich versuche, näher heran zu krabbeln, bin aber nicht gewahr, dass mein Spion die Aufmerksamkeit eines anderen Jägers erregt. Das Gesetz des Stärkeren greift und mein kleiner, krabbelnder Freund wird Beute eines anderen. Die Verbindung bricht ab und mehr vermag ich nicht herauszufinden, was dort vor sich geht.

    9. Monat, Tag 14, im Jahre 18 n.A.

    Die Schamanin suchte sich einen geeigneten Platz oberhalb der Holzfestung der Kultisten zwischen den alten Steinen einer Ruine. Als erstes stellte sie den Schamanenstab auf. Aus Knochen befestigte sie daran ein Windspiel. Danach stellte sie die Schale neben sich ins Gras und schnitt die frischen Fleischteile des Wildkaninchens als Opfergabe hinein. Noch leicht blutig waren sie. Dann begann sie mit ihrer Anrufung.

    Die Anrufung ging über in einen Singsang für den Außenstehenden klang es jedenfalls so unverständlich doch der Rabe hörte die Stimme der alten Sprache Jhebbal Sags. Er folgte dem Ruf so geschwind wie ihn seine Flügel tragen konnten und dort angekommen verschlang er dann gierig die Opfergabe um sich zu stärken. Als er satt war hüpfte er dann neugierig auf ihre Hand und lauschte den Wünschen der Schamanin. Sie trug ihm auf zu der Holzfestung der Zweibeiner unten im Tal zu fliegen und sie bis zum Einbruch der Nacht zu beobachten und ihr dann zu berichten wie viele Zweibeiner er dort entdeckt hätte. Sie streichte ihm über den Kopf und schwang ihn dann hoch in die Luft und zeigte ihm mit der Hand die Richtung an.


    ++++++Andernorts++++++

    Vor Morgendämmerung

    Noch bevor es hell wird, hat sich die Anhängerin Wiccanas schon reisefertig gemacht, die Fellsachen angezogen und den warmen Turban gebunden. Sie ist aufgewühlt, mit der Wache im Gang vor der Unterkunft tauscht sie belanglose Worte, die sich auf das Haus des Aesirs und seiner Leute beziehen. Nachdem sie das Gebäude verlassen hat, schüttelt sie sich wie ein nasser Hund, das kommt ihr womöglich bildhaft in den Sinn und sie muss lächeln. Jetzt muss sie nur noch die Brücke überqueren und die letzte Türe passieren. Wachsam beobachtet sie die Wachen, die genau wie die schwarzen Drachen in Tarantia gerüstet sind.

    Ihr Herz ist schwer, so spricht ihr Blick und sie selbst bemerkt das nichtmal. Aber sie hat jetzt nur ein einziges Ziel.

    Nachdem sie durch die letzte Tür geschlüpft ist, nicht ohne der verdutzten Wache ein geschmeidiges Lächeln zu schenken, macht sie sich in Eile auf, um nach Hause zu laufen. Sie hofft, ohne Schwierigkeiten dort anzukommen und dann würde sie das tun, was ihr unter den Nägeln brennt.

  • 9. Monat, Tag 15 nach Mitternacht, im Jahre 18 n.A.

    Die Nacht war unruhig. Trommelklang am Fluss so begann die dunkle Nacht. Plötzlich leuchtet es hell auf um Tahonkas Brauerei am Fluss. Schreie erklingen erst wilde Kriegsschreie dann die Schreie von verletzten und sterbenden. Es brennt.... die Brauerei brennt. Es ging sehr schnell und dann Stille in der Nacht.

    Der Morgen zeigt ein Bild der Zerstörung. Die Brauerei zum Teil abgebrannt. Pflanzenkörbe umgeworfen oder einfach herausgerissen. Die Bienenstöcke umgeworfen. Das Backhaus abgebrannt nur noch der Ofen steht in den Ruinen. Die kornsäcke wurden zum Teil gestohlen oder einfach aufgrissen. Die Banner heruntergrissen, in den Dreck getrampelt oder ins Feuer geworfen. Die großen Braufässer wurden aufgeschlagen und das Bier sickert in den Boden bezw. ist wohl in den Fluss geflossen. Fässer liegen zum Teil umgeworfen herum. Eine sind in den Fluss gerollt. Ein paar Tote liegen herum. Wohl zwei von Tahonkas Arbeitern und drei tote Darfari sind in dem ganzen Chaos zu finden. Das Heiligtum von Jhebbal Sag wurde geschändet, entweiht mit dreckigen Darfari Schmierereien bekritzelt. Die Symbole der Totemtiere zum Teil heruntergerissen, von Fackelfeuer angesengt oder einfach nur beschmiert. Dinge wurden herum geworfen so liegt eine der großen Trommeln zerborsten in dem heillosen Chaos am Altar. Der Opferstein wurde ebenfalls beschmiert und Ritualutensilien einfach umgeworfen. Die Darfari haben die Köpfe der beiden toten Arbeiter auf Pfähle gespießt als Warnung und ihre widerlichen Windspiele zu ehren Yogs aufgestellt.

    Die Leichen der drei toten Darfari liegen teilweise übel zerrissen von großen Zähnen um das Heiligtum von Jhebbal Sag herum..... sie wurden wohl von Krokodilen angegriffen denn der Boden und das Gras ist von den Tieren aufgewühlt worden.


    9. Monat, Tag 16 nach Einbruch der Nacht, im Jahre 18 n.A.

    Auch in dieser Nacht erhellen Lichter das verwüstete Gelände unten am Fluss und wieder ziehen Lichter hinab aus dem Dorf Berglund. Doch trifft man dieses Mal auf keine Feinde. Wölfe, die auf eine junge Frau des Dorfes recht entspannt reagieren und Leute, die noch verwendbares zusammensuchen, um es zu Tahonka zu bringen. Freundliche Worte werden gewechselt und Hilfe wird angeboten, bevor die Dorfbewohner wieder nach Hause gehen. Wohl wird das Anwesen nicht so wieder aufgebaut werden und so mancher denkt in dieser Nacht an das kürzliche Fest dort unten...

  • 9. Monat, Tag 20 im Jahre 18 n.A.

    Eine kleine Gruppe, bestehend aus einem Mann und einer Frau aus dem kleinen Bergdorf, der Alkolythin der Derketo und dem Alchemisten brechen auf für eine Reise in den Dschungel. Durch Zufall habe ich es mitbekommen und eines meiner Augen begleitet sie. Sie werden von Insekten geplagt, die sie stechen, riesigen Laufvögeln, die sie angreifen, wenn sie in ihr Revier dringen, durchtränkt von den monsunartigen, wenn auch kurzen Regengüssen in der sonst tropischen, schwülen Wärme.

    Sie nähern sich alten Ruinen, beginnen sie zu untersuchen, lemurianische Schriftzeichen, alt und verwittert. Ich erkenne die Ruine und versuche, dem Gespräch und ihren Erkenntnissen zu folgen, doch sprechen sie zu leise und mein Spion ist nicht der beste Lauscher. Ihn jetzt auszuwechseln, wäre zu Kräfteraubend.

    Also versuche ich mein bestes im Lippenlesen und scheitere letztlich doch. Zum Glück zieht die Expedition weiter und sie folgt den ausgetretenen Dschungelpfaden, bis sie an einem riesigen Torbogen auf zwei steinerne Wächter treffen. Der Rechte beginnt sich plötzlich - lebendig geworden - zu bewegen und versperrt den Weg. Er stellt ihnen eine Rätselfrage, doch die Gruppe scheint sich recht bald ihrer Lösung sicher zu sein. Der grimmige Wächter nickt und gibt den Weg frei, tritt zurück an seinen Platz und schon scheint es, als sei nie etwas gewesen. - Ich versuche mir die Lage zu merken. Diese ominöse Statue will ich untersuchen.

    Die Gruppe geht weiter, biegt gen Süden ab und schlägt sich durch Affenverseuchtes Gebiet, bis sie dann auf der anderen Seite eines kleinen Flusses endlich die Pagode der Ewigen Lust erspähen, die sich auf einem Plateau direkt an den steinigen Klippen in den Schatten einer alten Ruine schmiegt.

    Sie werden dort von den Wachen empfangen, die alles andere als freundlich aussehen, sie aber nach kurzem Wortgeplänkel hineinlassen. Mein Auge folgt ihnen, die gesprochenen Worte kommen bei mir nur als Klangbrei an. Mein Auge setzt sich auf einer nackten Schulter ab, dann bricht die Verbindung ab, als eine Hand sich rasend nähert. KLATSCH.

    9. Monat, Tag 21 im Jahre 18 n.A.

    Mein sechsbeiniger Freund fliegt durch die Luft, krabbelt dann über den Boden... folgt mal der, mal dem, bis ich auf eine interessante Szene stoße. In der alten Arena, in einem der Räume unter der Tribühne, sammeln sich jene aus dem Norden, die die Sklaven jagen, ihnen gegenüber Khitai, mit geschlitzten Augen. Sie setzen sich auf Stühlen gegenüber, gesittet, am Rand, wie unbeteiligt, die liderliche Priesterin.


    Worte werden gewechselt, immer hastiger und schneller. Ich bekomme nicht mehr alles mit, als die ersten durcheinander zu reden beginnen. Sie streiten sich... oder lösen sie einen Streit? Es geht um vergangene Ereignisse, einen Mord am Markt, Entschädigung, verloren gegangene Briefe, verloren gegangene Nachrichten, Ignoranz, Arroganz, Schuldzuweisungen. Die Priesterin, die vermitteln sollte, schweigt. Entnervt? Resigniert? Hier und da erhebt sie das Wort, versucht zu schlichten, doch auch die Anführer greifen immer mal wieder ein, bis schließlich eine Einigung erzielt wird, nach Stunden, wie mir scheint.


    Lediglich die Augen der Priesterin funkeln zornig, noch ehe der abschließende, versöhnende Handschlag folgt, wendet sie sich ab und geht, verlässt den Markt und verschwindet in der Dunkelheit.

  • 9. Monat, Tag 22 im Jahre 18 n.A.

    In der nächsten Dunkelphase wird ein Beutel über die Mauern des kleinen Dorfes geschleudert. Wie ein Ball kullert er durch die Gasse zwischen den Häusern und kommt dann irgendwo bei einer der Treppen zum Liegen. Der Beutel ist aus einfachem Leder, darin jedoch ein gruseliger Fund. Man sieht den Kopf einer weiblichen Gestalt mit länglichen Augen, khitaiisch. Wer sie kannte, wird sie wieder erkennen. - Die Zunge fehlt, statt dessen befindet sich ein zusammen gerollter Zettel darin. Darauf steht mit Blut geschrieben:

    Code
    "Das passiert, wenn man sich mit den Huren Derketos einlässt... Liefert den Kopf an die Khitai am Fluss. Sie werden sie vermissen..."

    Die Wachen können vielleicht noch eine schwarzgekleidete Gestalt mit Kapuze erkennen, die sich rasch in der Dunkelheit entfernt.

    09. Monat, Tag 27 im Jahre 18.n.A.

    Meine Augen und Ohren berichten mit wieder... Oben im Norden, bei denen, die die Sklaven jagen, tritt das Weib mit ihrer Raubkatze ins Lager, in Begleitung eines wohl gezähmten Wolfes. Sie muss ein erstaunliches Talent mit Tieren haben, denn die beiden Tiere vertrugen sich. Der Wolf ist wohl ein Geschenk für den Aesir, der dort lebt. Die Blicke der liderlichen Priesterin sind einmalig. Sie scheint den Wölfen als Haustier eher abgeneigt zu sein. Am Tisch berichtet der Aesir über die Neuigkeiten, die Schuppenfrau und die Priesterin streiten. Die Worte sind undeutlich, überschneiden sich. Der Alchemist kommt noch dazu. Ich verstehe nicht, was genau passiert, aber die Priesterin erhebt sich, geht nach oben und kommt kurze Zeit später mit einem Beutel wieder. Weitere Worte werden gewechselt. Ein Streit? Weint sie? Sie geht, der Alchemist folgt ihr und kehrt doch nach kurzer Zeit wieder, sich irgendwie seltsam verhaltend, als wäre er nicht ganz bei sich. Was hat sie getan?

    Ein anderer Spion in der Nähe des Tempels zeigt mir eine ganze Weile später die Priesterin. Ein Tiger will sich auf sie stürzen. Ich sehe, wie sie beginnt, finstere Magie zu beschwören, aber ein kräftiger Mann eilt ihr zu Hilfe, durchbohrt den Nacken des Tigers mit einem Hieb und pfählt ihn so mit seinem Schwert.

    Dann stößt der Alchemist dazu und gemeinsam gehen sie in den Tempel.

    09. Monat, Tag 30 im Jahre 18 n.A.

    Die Tierfrau und eine weitere Frau und ein Mann vom Lager aus dem Norden beobachten Lortaks Lager. Es ist der zweite Tag, wo sie in den Büschen hocken und beobachten, wie immer mal wieder kleine Truppen mit Eimern und Bottichen los ziehen, um Wasser zu holen, wie kleine Jagd- und Plündertrupps losziehen.


    Ein Trupp kommt mit Sklaven zurück und die Drei locken die Kultisten in eine Falle. Es kommt zum Kampf und schlussendlich können sie eine Gefangene nehmen, eine jener Dienerinnen dieses unheimlichen Schwarzen.


    Die Leichen lassen sie von der Raubkatze anknabbern, schleifen sie zu einem Wolfsbau und tarnen den Überfall als Angriff der Wölfe. Geschickt... ich bin gespannt, was sie herausfinden. Ich sollte einen meiner kleinen Freunde hinschicken, der bessere Ohren hat, sodass ich es richtig hören kann. Mein kleiner, pelziger Freund, was ist mit dir?


    Später kommt jener, der die liderliche Priesterin vom Tiger gerettet hat vorbei, er erkundigt sich nach dem blonden Hünen, der einen der Zwillinge entführt hatte. Ihm wird der Weg zur abgebrannten Burg gewiesen und wie es scheint, will er dort warten, die Gier nach seinem Sold in Augen.

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