Er war bei Sila gewesen.
Sie hatte es nicht
gewußt, aber ihre Worte hatten das Werk Valkon‘s abgeschlossen.
Er hatte, wie
von ihr geraten, am Altar geopfert. Es war eigenartig gewesen und er war sich nicht
sicher, was er erwartet hatte. Es war, als hätte ihm jemand dabei zugesehen.
Als wäre jemand dabei gewesen. Set?. Dann war er ihrer Einladung gefolgt und
hatte sich auf den schweren Weg in den Norden gemacht.
Der Grund ?
Wohl Dummheit, denn er
wollte ihr eine Frage stellen. Warum war sie noch einmal in die Oase gekommen.
Vielleicht hoffte er auch
auf weiteres, das sie ihm sagen konnte. Er hatte von einem Tempel im Norden
gehört. Und ja, vielleicht wollte er sie auch Wiedersehen. So ganz ging ihm ihre
Hand auf seiner Brust nicht aus dem Sinn.
Der Weg war weit. Manches
Mal musste er Rasten, erschöpft vom Kampf gegen Hyänen und anderes Getier. Der
eine oder andere Räuber lies sein Leben bei dem Versuch, ihm seine spärlichen
Besitztümer abzunehmen. Letztlich erreichte er aber sein Ziel und zog sich auf
einen schmalen Felsen zurück. Hier würde er warten. Er konnte ihre Behausung
von hier aus sehen.
Dann, spät am Abend, war
es soweit und er sah sie zu ihrer Opferstätte gehen. Mit leisen Schritten trat
er zu ihr. Sie musste wohl , doch die Schritte vernommen haben und wendete sich
ihm zu. Nach wenigen Grußworten stellte er dann seine Frage. Er sagte ihr auch,
das er ihrem Rat gefolgt war und zeigte ihr den blutigen Dolch. Ihre Reaktion
war überraschend und bevor er sie bitten konnte, ihm den Tempel zu zeigen,
erübrigten ihre Worte alles weitere. Sie verhöhnte ihn. Hielt ihm vor, was er
zu ihr gesprochen hatte an dem Abend in der Oase. Äußerlich ruhig, nahm er ihre
Worte entgegen und wendete sich dann ab. Er hörte noch ihre Worte, das er
wiederkommen würde.
Wohl eher nicht.
Je weiter er sich von
ihrer Behausung entfernte, um so mehr wogte der Zorn in ihm. Hielt sie ihn für
ein Kind ? Für einen dummen Menschen? Er blickte zu dem Feuer das dort oben auf
dem Felsen brannte. Nun gut, er würde diesen Priester auch alleine finden. Er
nahm sein Bündel auf, das er zwischen großen Felsen versteckt hatte und
schritt, einem Felsenband folgend, zügig aus. Es dauerte nicht all zu lange,
dann hatte er die hohen Felsen erreicht. Klettern erschien ausgeschlossen und
so beschloss er darum herum zu gehen. Es musste ja einen Weg geben. Er fand ein
kleines Lager auf seinem Weg. Eine kleine Gruppe von Menschen, wohl
Wüstenräuber oder ähnliches, hatte sich im Schutz dieser Felsen niedergelassen.
Er würde es umgehen.
Leider war darunter wohl
einer mit scharfen Augen, oder noch besseren Ohren. Tamaron hatte einfach nur
Glück. Der erste Pfeil schlug um Fingerbreite vor ihm in den Boden ein. Die
Wirkung war ungeahnt, wohl von beiden Seiten. Tamaron hatte genug. All das
Leid, der Schmerz, das hier zu sein, das Gespräch an diesem Abend, alles was
letztlich auch er verloren hatte….. All das brach sich nun Bahn. Mit einer
einzigen Bewegung lies er das Bündel fallen und nahm den Schild zur linken. Das
Geräusch des zweiten Pfeils der darauf einschlug, steigerte seine Wut noch. Das
Schwert sprang ihm fast in die Hand und er begann zu rennen.
Der Schütze war sichtlich
überrascht, als dieser riesige Mann auf ihn zukam. Nein dieser da, würde nicht
davonlaufen, überhaupt nicht.
Er versuchte einen dritten Pfeil auf die Sehne zu
legen und zog aus. Der Schuß löste sich auch noch, aber der Pfeil flog ziellos
in die Wüste. Er blickte von dem Hasserfüllten Gesicht vor ihm nach unten und
konnte noch das Heft des Schwertes sehen, das aus seiner Brust ragte, dann
brach sein Blick.
Tamaron raste. Sein Herz
schlug wie ein Hammer in seiner Brust, sein Blut schien zu kochen, als er sich
auf die anderen stürzte. Es war ein Wüten. Seine in so grossem Zorn geführten
Hiebe waren von ungeheurer Kraft und schnitten fast mühelos durch Leder,
Fleisch und Knochen. Es dauerte nicht lange, wie einer der Stürme die es hier
gab. Schwer atmend stand er in dem Chaos das er angerichtet hatte und riss dann
beide Arme mit Schwert und Schild in die Höhe….
„IST ES NUR DAS WAS IHR
WOLLT?“
Er brüllte es hinaus und
hätte man ihn gesehen, so wäre wohl deutlich das er wohl die Welt damit gemeint
hatte.
Nun gut, das würde sich machen lassen. Weiter führte sein Weg und bald
fand er den schmalen Durchgang der zu einer Rampe nach oben führte. Steil ging
es bergauf und der Weg wand sich in zahlreichen Bögen zwischen den Felswänden
hindurch. Oben angekommen eröffnete sich ihm ein Wahrhaft fantastischer Anblick.
Noch nie hatte er ein solches Bauwerk gesehen und trotz das er immer noch
Zornig war, lies es ihn einen Moment verharren. Nur deshalb hörte er das
Rascheln. Schild und Schwert trug er immer noch griffbereit und als etwas
grünes kleines auf ihn zuflog gelang es ihm, es mit dem Schild abzufangen. Eine
Spinne brach aus den niedrigen Pflanzen und stürzte sich auf ihn. Waren die
ersten Schläge auf den gepanzerten Vorderteil fast nutzlos, so gelang es ihm
einen Moment später den Hinterleib zu erwischen. Diesen aufgeschlitzt,
verendete dieses Biest. Doch schon war die nächste heran. Es war ein zähes Ringen.
Ihm war bewusst das seine Kräfte nicht mehr lange reichen würden und auch das
er besser nicht mit diesem grünen etwas in Berührung kommen sollte, das diese
Wesen nach ihm schleuderten. Dann aber…..
Ruhe…
Es kam nichts mehr auf
ihn zu. Das Gras war ruhig und nur noch der Wind war zu hören. Es stank
fürchterlich. Er besah sich Schwert und Schild und lies beides einen Moment
später einfach fallen. Beides war wohl nicht mehr zu retten und ihm blieb nur
noch sein Bogen. Er schritt langsam und sichtlich müde auf die große Treppe zu
und sie dann hinauf. Dort war er. Ein Altar so groß wie sein ganzes Haus.
Mächtig und Furchteinflößend.
Tamaron stand mit
hängenden Schultern da. Umsonst, es war alles umsonst gewesen.
Niemand war
hier.
Kein Priester, keine Tempeldiener, einfach niemand.
Hier lagern? Würden
sie wiederkommen? Suchend blickte er sich um als er den Stein fallen hörte.
Dieser sprang von der Kante des Altars ab und blieb ihm zu Füssen liegen. Von
oben, er war von oben gekommen. Er hob den Blick und sah diese riesige Spinne
die dort an der Wand hing. Der Moment des Zögerns war es wohl der alles
entschied….
Er riss den Bogen hoch
und brachte einen Pfeil auf die Sehne. Ziehen und schießen war eine einzige
fliesende Bewegung und der Pfeil war auf dem Weg. Die grünschillernde Kugel der
Spinne aber ebenso. Als wäre alles viel langsamer sah er es. Die Kugel und der
Pfeil begegneten sich auf dem Weg und trotz das beide versuchten auszuweichen, erreichten beide ihr Ziel. Der Pfeil grub sich im selben Moment in den Körper
der Spinne, als die Kugel aus Gift Tamaron traf.
Er wartete nicht ab,
sondern begann zu rennen. Die Treppe hinunter und hinein in den Felsengang, um
die erste Biegung herum und weiter. Er spürte längst das Brennen und hielt
inne. Mit Sand versuchte er möglichst viel der grünen Flüssigkeit zu entfernen,
aber vermutlich war es längst zu spät. Er konnte fühlen wie ihm die Beine
schwächer wurden. Es ging viel zu schnell, so furchtbar schnell. Links von ihm
waren die Felswände nicht ganz geschlossen. Man konnte den offenen Himmel
sehen. Große Brocken waren dort aufgehäuft und mit letzter Kraft erreichte er
sie und zog sich nach oben.
Nun saß er dort. Angelehnt
an die Wand und blickte über die Hochebene. Das Gift wirkte schnell und längst
konnte er nicht ein mal mehr die Arme heben. Sein Blick ging nach oben und es
waren leise Worte die er sprach…
„Bist du da? Schaust du
wieder zu? Ich wusste immer das ihr da seid, immer schon. Doch ich dachte ihr
würdet mich nicht sehen. Nur ein Dieb. Ich wollte dir folgen.. Valkon, Sila..
sie haben mir von dir erzählt und ich habe am Altar geopfert. Ich weiß nicht um
die Riten, ich weiß nicht um die Worte und ich tue es nicht uneigennützig. Ich
habe einen Handel für dich, so du mich hörst. Hilf mir meinen Weg zu gehen und
die Kraft die in mir ist, wird deinen Namen tragen. Meine Arme werden für dich
stark sein und ich werde dir Opfern. Am Ende meiner Tage, wenn die Zeit das
Leben in mir zu beenden droht, soll auch mein Herz auf deinem Altar liegen.
Wenn nicht, dann schau weg und lass mich sterben wie ich gelebt habe, alleine.“
Die Sinne schwanden ihm
langsam und er war sich nicht sicher ob es beginnende Dunkelheit war oder der
Schatten des nahenden Todes…..